ESCHBORN (dpa-AFX) - Die Deutsche Börse (ETR:DB1) hat im vergangenen Jahr von der Rekordjagd an den Aktienmärkten kaum profitiert. Unter dem Strich ging der Gewinn sogar um mehr als ein Viertel auf 478,4 Millionen Euro zurück, wie die im Dax (ETR:DAX) notierte Gesellschaft am Mittwochabend mitteilte. Dabei belasteten insbesondere die Kosten für das eingeleitete Sparprogramm sowie eine millionenschwere Vergleichszahlung in den USA wegen zweifelhafter Geschäfte mit dem Iran. Zudem bekam der Konzern bei der Anlage von Geldern die niedrigen Zinsen zu spüren. Trotzdem will die Deutsche Börse wie im Vorjahr 2,10 Euro je Aktie als Dividende ausschütten.
Die Nettoerlöse gingen leicht auf 1,91 Milliarden Euro zurück. Der operative Gewinn (Ebit) sackte um 24 Prozent auf 738,8 Millionen Euro ab. Die Ergebnisse lagen etwas unter den Erwartungen von Analysten. Deutsche-Börse-Aktien gaben in einer ersten Reaktion im nachbörslichen Handel um mehr als ein Prozent nach.
ANLEGER HALTEN SICH LANGE ZURÜCK
Die im Dax (ETR:DAX) notierte Gesellschaft kämpft trotz des Rekordkurses an den Aktienmärkten seit einiger Zeit mit sinkenden Umsätzen. Dabei macht ihr das wachsende außerbörsliche Handelsgeschehen etwa von Banken untereinander zu schaffen. Hinzu kam im vergangenen Jahr, dass sich die Anleger trotz des Aufwärtstrends an den Börsen lange mit Aktiengeschäften zurückhielten.
Erst in der zweiten Jahreshälfte ging es aufwärts, so dass die Nettoerlöse im Xetra-Segment 2013 doch noch um knapp 5 Prozent zulegten. Die für das Konzernergebnis wesentlich bedeutenderen Derivatebörsen der Eurex-Gruppe mussten dagegen Federn lassen. Dabei wirkte sich auch der stabile Aufwärtstrend an den Börsen aus - viele Investoren mussten daher nicht so oft bei ihren Absicherungsgeschäften umschichten.
TEURER VERGLEICH IN DEN USA
Hinzu kam ein teurer Vergleich in den USA wegen Iran-Geschäften aus dem Jahr 2008. Mit der Exportkontrollbehörde OFAC hatte sich das Unternehmen im Herbst auf die Zahlung von knapp 152 Millionen US-Dollar (111 Mio Euro) geeinigt. Hinzu kamen Kosten von knapp 18 Millionen Euro für das Verfahren. In dem Fall ging es um den Vorwurf, dass die Tochter Clearstream bei Wertpapierübertragungen innerhalb ihres Abwicklungssystems US-Handelssanktionen missachtet und eingefrorenes Geld illegal an den Golfstaat überwiesen haben soll.
Mit einem Sparprogramm versucht die Deutsche Börse, gegen den Abwärtstrend zu kämpfen. Die Kosten sollen bis 2016 dauerhaft um 70 Millionen Euro sinken, 140 von 3700 Stellen sollen nach früheren Angaben wegfallen. Zunächst verlangten die geplanten Einsparungen aber höhere Ausgaben, die das Ergebnis 2013 mit gut 86 Millionen Euro belasteten.
INVESTITIONEN IN ASIEN
Einen konkreten Ausblick gab der Konzern zunächst nicht. 'Wir blicken optimistisch in die Zukunft', sagte Vorstandschef Reto Francioni. Er verwies dabei auf die sich abzeichnende Wirtschaftserholung in Europa. Zudem baut er auf die neuen Wachstumsinitiativen seines Unternehmens. Chancen sieht die Deutsche Börse vor allem in Asien. So hatte sich das Unternehmen zu Jahresbeginn an der taiwanesischen Terminbörse Taifex beteiligt. Die Investitionen sollen nun weiter ausgebaut werden.
Ursprünglich hatte Francioni sein Heil in einer Fusion mit der New Yorker Börse NYSE Euronext (PSE:PNYX) (NYS:NYX) gesucht. Doch dieser Versuch scheiterte vor fast zwei Jahren am Veto der EU-Kommission. Seit dieser Niederlage versucht Francioni, die Deutsche Börse allein weiterzuentwickeln.