Auf den ersten Blick liest sich die Meldung wenig spektakulär: „BMW (DE:BMWG) kauft Mehrheitsanteil an Brilliance China Automotive“. Doch der Deal hat es gleich auf mehreren Ebenen in sich. Zum einen ist es das erste Mal, das ein ausländischer Automobilkonzern die Mehrheit an einem Gemeinschaftsunternehmen in China übernimmt. Sie müssen wissen: Bislang durften ausländische Firmen maximal 50% an Joint Ventures mit chinesischen Partnern halten. Zum anderen zementiert BMW mit dem Zukauf seine China-Pläne.
Der Gipfel einer 15-jährigen Zusammenarbeit
Nun aber zu den Details des Deals. BMW wird seinen Anteil an dem Joint Venture mit Brilliance China Automotive von 50 auf 75% erhöhen. Dafür muss der bayerische Autobauer 3,6 Milliarden Euro auf den Tisch legen. Gleichzeitig verlängerten BMW und BBA ihre Zusammenarbeit bis ins Jahr 2040. Damit setzt BMW seine Wachstumsstrategie ungebremst fort.
Und das aus gutem Grund: China ist der größte Automarkt der Welt. 2017 wurden dort 28,9 Millionen Fahrzeuge verkauft. Besonders für deutsche Hersteller ist der Markt extrem wichtig: Jedes fünfte Auto, das in China zugelassen wird, trägt ein deutsches Markenzeichen. Der Marktanteil ausländischer Marken insgesamt betrug im ersten Quartal 2018 rund 55%.
Beide Konzerne kenne sich bestens
Bei dem Zukauf handelt es sich um eine wohl durchdachte Transaktion. Denn beide Firmen bauen bereits seit 15 Jahren Autos zusammen. Bisher hielt BMW 50% der Firmenanteile, Brilliance 40% und die restlichen 9,5% lagen bei der Stadt Shenyang. In den kommenden drei Jahren wollen die Münchener dort mehr als drei Milliarden Euro investieren.
Geplant ist eine Verdopplung der Fertigungskapazitäten am Standort in Tiexi. Zuletzt hat BMW im Reich der Mitte rund 560.000 Autos an seine Kunden ausgeliefert. Alleine in Tiexi und dem benachbarten Dadong fertigte BMW knapp 400.000 Fahrzeuge.
Fokus auf Elektro
Dabei legt der Premiumhersteller immer stärker seinen Fokus auf die Entwicklung von Elektrofahrzeugen. Vor allem in China. Bereits heute hat BMW sechs verschiedene Modelle im Angebot. So wird ab 2020 der BMW iX3 ausschließlich in China produziert und von dort aus exportiert. Vor allem die chinesische Regierung forciert den Umstieg auf Elektrofahrzeuge. Neben Fahrverboten für Benziner in bestimmten Städten und einer bevorzugten Zulassung von E-Autos gibt es zahlreiche Kostenvergünstigungen für die Stromer.
Gewinnwarnung wirkt nach
Ende September hatte der bayerische Autohersteller seine Anleger mit einer Gewinnwarnung verschreckt. Wegen heftiger Rabattschlachten vor allem rund um die Umstellung auf den neuen Abgas-Prüfzyklus WLTP in Europa schraubten die Münchner ihre Prognose nach unten. Auch der anhaltende Handelskonflikt sorgt weiter für Unsicherheit.
Das Konzernergebnis vor Steuern (EBT) soll nun um 5 bis 10% schrumpfen. Für Sie zum Vergleich: Bislang war der Konzern noch von mindestens 10,7 Milliarden Euro ausgegangen. Damit hätte BMW zumindest das Vorjahresniveau erreicht.
Aktienkurs entwickelt sich enttäuschend
Die anhaltend schwache Stimmungslage in der Automobilbranche und die Gewinnwarnungen quer durch die Bank haben auch den Aktienkurs unter Druck gebracht. Auf Sicht von einem Jahr sitzen die Anleger auf Kursverlusten von rund 15%. Auch auf längere Sicht sieht es mau aus. Im Fünfjahreszeitraum liegen die die Verluste bei 7%. Besonders schmerzlich: Der breite Aktienmarkt (DAX) konnte im gleichen Zeitraum um immerhin 32% an Wert zulegen.
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Ein Beitrag von Jens Gravenkötter.