(neu: Aufmachung, Aktienkurs, Nachfolger für AR-Chef und CFO)
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Ein Gewinnsprung zum Jahresauftakt, neue Köpfe und Verlockungen im Reich der Mitte: Allianz-Chef Michael Diekmann sieht dennoch keinen Grund, die Prognose für Europas größten Versicherer anzuheben. Das angestrebte Gewinnniveau sei angesichts von Staatsschuldenkrise und Niedrigzinsen durchaus 'anspruchsvoll', sagte der Manager bei der Hauptversammlung am Mittwoch in München. Unterdessen geben Aufsichtsratschef Henning Schulte-Noelle und Finanzchef Paul Achleitner ihre Jobs an ihre Nachfolger ab. Die Aktionäre sollen zudem grünes Licht für einen Börsengang in China geben. Schon 2013 könnte es soweit sein.
Das erste Quartal verlief für die Allianz wegen ausgebliebener Katastrophen vergleichsweise gut. Ein Jahr nach dem verheerenden Tsunami in Japan und dem Erdbeben in Neuseeland verdiente der Dax-Konzern im ersten Quartal mehr als 1,4 Milliarden Euro - ein Sprung von 60 Prozent und etwas mehr als von Analysten erwartet. Dazu trug voraussichtlich auch bei, dass der US-Versicherer Hartford den Münchnern Finanzhilfen in Milliardenhöhe mit einem kräftigen Bonus zurückgezahlt hatte.
AKTIE VERLIERT
Für das laufende Jahr peilt die Allianz-Spitze weiterhin einen operativen Gewinn von 7,7 bis 8,7 Milliarden Euro an. Nach vorläufigen Zahlen waren nach den ersten drei Monaten davon gut 2,3 Milliarden Euro erreicht - rund 40 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Beim Konzerngewinn erwartet Diekmann hingegen nur etwas mehr als im Krisen- und Katastrophenjahr 2011. Damals war der Überschuss des Konzerns um die Hälfte auf 2,5 Milliarden Euro eingebrochen. Den kompletten Geschäftsbericht will die Allianz wie geplant am 15. Mai veröffentlichen. Auch dann werde er die Prognose für 2012 nicht ändern, stellte Diekmann klar.
Die Allianz-Aktie reagierte letztendlich mit Kursverlusten auf die Nachrichten. Nach einem anfänglichen Kurssprung gehörte sie am frühen Nachmittag mit einem Minus von rund einem Prozent zu den schwächeren Werten im Dax. Aktionärsschützerin Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) wertete Diekmanns Gewinnziel als zu vorsichtig. Angesichts des milden Katastrophenverlaufs zum Jahresbeginn müsste mehr zu erreichen sein, argumentierte sie.
ABSCHIED VON SCHULTE-NOELLE
Bei der Hauptversammlung in München verabschiedeten die Aktionäre ihren Aufsichtsratschef Schulte-Noelle, der nach neun Jahren an der Spitze des Gremiums und zuvor zwölf Jahren als Vorstandschef seinen Posten abgibt. Nachfolger soll der langjährige Controlling-Vorstand Helmut Perlet werden. Auch Finanzchef Paul Achleitner, der in Kürze Aufsichtsratschef der Deutschen Bank wird, hatte bei der Hauptversammlung seinen letzten Auftritt vor den Allianz-Aktionären. Als sein Nachfolger steht der bisherige Allianz-Leben-Chef Maximilian Zimmerer fest.
Das dienstälteste Aufsichtsratsmitglied Gerhard Cromme verteidigte den unter Schulte-Noelle und Achleitner betriebenen Kauf der Dresdner Bank kurz nach der Jahrtausendwende. 'Auch wenn die Übernahme der Dresdner Bank aus heutiger Sicht als unglücklicher Schritt erscheint, sprachen aus damaliger Sicht gute Gründe dafür.' Die Dresdner Bank hatte den Versicherer bis zu ihrem Verkauf an die Commerzbank im Jahr 2009 Milliardensummen gekostet. Allerdings fiel unter Schulte-Noelles Verantwortung auch der Kauf des US-Vermögensverwalters Pimco, der dem Konzern heute gute Gewinne einbringt.
STABILE DIVIDENDE GEPLANT
Nach dem Katastrophenjahr 2011 sollen die Aktionäre bei der Hauptversammlung einer stabilen Dividende von 4,50 Euro je Aktie zustimmen. Damit schüttet die Allianz 81 Prozent ihres Nettogewinns aus. Aktionärsschützerin Bergdolt betonte, dass der Konzern bei der Finanzierung der Ausschüttung nicht an die Substanz gehen sollte, stimmte der Dividende aber dennoch zu. In der Regel will die Allianz wie in der Vergangenheit weiterhin nur etwa 40 Prozent ihres Gewinns an die Anteilseigner auszahlen, wie Diekmann betonte. Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment forderte den Vorstand auf, sich von Verlustbringern wie der US-Tochter Fireman's Fund zu trennen. Dort brenne es 'lichterloh'.
Neue Geldquellen will die Allianz-Spitze künftig in China anzapfen. Dazu sollen die Aktionäre einem möglichen Börsengang in Shanghai zustimmen. 'Es gibt konkrete Überlegungen, die Börse in Shanghai für ausländische Unternehmen zu öffnen', sagte Finanzchef Achleitner. Voraussichtlich werde es aber erst im nächsten Jahr soweit sein. Die Chinesen hätten viel Kapital, außerdem könne die Allianz auf diese Weise im Land bekannter werden. Die Bedingungen für ein mögliches Listing im Land der Mitte stünden allerdings noch nicht fest. Wenn die Aktionäre zustimmen, kann die Allianz ihr Kapital in China bei Inkrafttreten der neuen Regeln um ein Zehntel aufstocken und mehr als drei Milliarden Euro frisches Geld einsammeln./stw/she/zb
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Ein Gewinnsprung zum Jahresauftakt, neue Köpfe und Verlockungen im Reich der Mitte: Allianz-Chef
Das erste Quartal verlief für die Allianz wegen ausgebliebener Katastrophen vergleichsweise gut. Ein Jahr nach dem verheerenden Tsunami in Japan und dem Erdbeben in Neuseeland verdiente der Dax-Konzern
AKTIE VERLIERT
Für das laufende Jahr peilt die Allianz-Spitze weiterhin einen operativen Gewinn von 7,7 bis 8,7 Milliarden Euro an. Nach vorläufigen Zahlen waren nach den ersten drei Monaten davon gut 2,3 Milliarden Euro erreicht - rund 40 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Beim Konzerngewinn erwartet Diekmann hingegen nur etwas mehr als im Krisen- und Katastrophenjahr 2011. Damals war der Überschuss des Konzerns um die Hälfte auf 2,5 Milliarden Euro eingebrochen. Den kompletten Geschäftsbericht will die Allianz wie geplant am 15. Mai veröffentlichen. Auch dann werde er die Prognose für 2012 nicht ändern, stellte Diekmann klar.
Die Allianz-Aktie reagierte letztendlich mit Kursverlusten auf die Nachrichten. Nach einem anfänglichen Kurssprung gehörte sie am frühen Nachmittag mit einem Minus von rund einem Prozent zu den schwächeren Werten im Dax. Aktionärsschützerin Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) wertete Diekmanns Gewinnziel als zu vorsichtig. Angesichts des milden Katastrophenverlaufs zum Jahresbeginn müsste mehr zu erreichen sein, argumentierte sie.
ABSCHIED VON SCHULTE-NOELLE
Bei der Hauptversammlung in München verabschiedeten die Aktionäre ihren Aufsichtsratschef Schulte-Noelle, der nach neun Jahren an der Spitze des Gremiums und zuvor zwölf Jahren als Vorstandschef seinen Posten abgibt. Nachfolger soll der langjährige Controlling-Vorstand Helmut Perlet werden. Auch Finanzchef Paul Achleitner, der in Kürze Aufsichtsratschef der Deutschen Bank
Das dienstälteste Aufsichtsratsmitglied Gerhard Cromme verteidigte den unter Schulte-Noelle und Achleitner betriebenen Kauf der Dresdner Bank kurz nach der Jahrtausendwende. 'Auch wenn die Übernahme der Dresdner Bank aus heutiger Sicht als unglücklicher Schritt erscheint, sprachen aus damaliger Sicht gute Gründe dafür.' Die Dresdner Bank hatte den Versicherer bis zu ihrem Verkauf an die Commerzbank im Jahr 2009 Milliardensummen gekostet. Allerdings fiel unter Schulte-Noelles Verantwortung auch der Kauf des US-Vermögensverwalters Pimco, der dem Konzern heute gute Gewinne einbringt.
STABILE DIVIDENDE GEPLANT
Nach dem Katastrophenjahr 2011 sollen die Aktionäre bei der Hauptversammlung einer stabilen Dividende von 4,50 Euro je Aktie zustimmen. Damit schüttet die Allianz 81 Prozent ihres Nettogewinns aus. Aktionärsschützerin Bergdolt betonte, dass der Konzern bei der Finanzierung der Ausschüttung nicht an die Substanz gehen sollte, stimmte der Dividende aber dennoch zu. In der Regel will die Allianz wie in der Vergangenheit weiterhin nur etwa 40 Prozent ihres Gewinns an die Anteilseigner auszahlen, wie Diekmann betonte. Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment forderte den Vorstand auf, sich von Verlustbringern wie der US-Tochter Fireman's Fund zu trennen. Dort brenne es 'lichterloh'.
Neue Geldquellen will die Allianz-Spitze künftig in China anzapfen. Dazu sollen die Aktionäre einem möglichen Börsengang in Shanghai zustimmen. 'Es gibt konkrete Überlegungen, die Börse in Shanghai für ausländische Unternehmen zu öffnen', sagte Finanzchef Achleitner. Voraussichtlich werde es aber erst im nächsten Jahr soweit sein. Die Chinesen hätten viel Kapital, außerdem könne die Allianz auf diese Weise im Land bekannter werden. Die Bedingungen für ein mögliches Listing im Land der Mitte stünden allerdings noch nicht fest. Wenn die Aktionäre zustimmen, kann die Allianz ihr Kapital in China bei Inkrafttreten der neuen Regeln um ein Zehntel aufstocken und mehr als drei Milliarden Euro frisches Geld einsammeln./stw/she/zb