FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Vom Börsenfieber gepackt setzten 2021 auch immer mehr Privatanleger*innen auf ETFs, ein Trend, der Marktbeobachtern zufolge auch 2022 anhalten wird. Neben dem breiten Markt sowie ESG-Produkten sind auch spezielle Themen gefragt, etwa Digitalisierung und Biotech.
4. Januar 2022. Frankfurt (Börse Frankfurt). "Diese ETF-Tipps sind bares Geld wert", "ETF-Tipps: So verdienen Sie jeden Monat ein bisschen mehr", dazu eine Serie mit ETF-Papst Gerd Kommer - ETFs sind in der Breite angekommen, selbst in der Bild-Zeitung. "Die Privatanleger sind voll im Markt", berichtet auch Frank Mohr von Société Générale (PA:SOGN). Gerade junge Leute hätten den Aktienmarkt für sich entdeckt. "Und den meisten Neukunden geht es nicht ums Zocken, sondern um langfristiges Ansparen und Investieren." Das werde den ETF-Markt weiter unterstützen.
ESG bald "ganz normal"
Bleiben beziehungsweise noch verstärken dürfte sich Marktbeobachtern zufolge auch der Trend in nachhaltige ETFs. 2021 entfielen dem Emittenten Amundi zufolge von den insgesamt 110,2 Milliarden Euro an Zuflüssen in Aktien-ETFs in Europa (bis Ende November) 57,3 Milliarden Euro auf ESG-Produkte - also mehr als die Hälfte. "Das wird ein großes Thema bleiben", meint Mohr.
Michael Jantzi, Geschäftsführer der Morningstar-Tochtergesellschaft Sustainalytics, geht davon aus, dass ESG immer "normaler" wird. 2022 würden zwar Nachhaltigkeitserwägungen bei der Offenlegung von Finanzkennzahlen, der Aufsicht, dem Risiko und bei aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen zunehmen, es werde aber nicht mehr so viel über ESG und nachhaltige Finanzen gesprochen werden. "In zunehmendem Maße werden wir unsere Arbeit einfach als Investment oder Finanzen bezeichnen. Eine Vorsilbe wird nicht mehr nötig sein, wenn Nachhaltigkeit zur Norm wird."
Clean Energy-ETF mit am meisten gehandelt
Von den über 1.600 an der Börse Frankfurt gelisteten ETFs entfällt mit 446 mittlerweile über ein Viertel auf die Kategorie nachhaltig. Diese machen auch einen immer größeren Anteil am Handel aus. Der iShares Global Clean Energy (IE00B1XNHC34) steht auf der Liste der 2021 meistgehandelten ETFs an der Börse Frankfurt sogar auf dem dritten Platz - gleich hinter dem iShares Core DAX (DE0005933931) (DE:GDAXIEX) und dem iShares Core MSCI World (IE00B4L5Y983) (DE:EUNL). Auch in SRI-Varianten des MSCI World ging extrem viel um, vor allem im UBS (SIX:UBSG) MSCI World (DE:X010) Socially Responsible (LU0629459743) (DE:WSREUA) und im iShares MSCI World SRI (IE00BYX2JD69) (DE:2B7K).
"Gesundheit und Technologie als wichtigste Themen"
Sehr beliebt waren Amundi zufolge 2021 auch Branchen- und Themen-ETFs mit Zuflüssen von 29,6 Milliarden Euro von den insgesamt 110,2 Milliarden Euro in Aktien-ETFs in Europa. Bei den Themen-ETFs war das Klimathema ebenfalls ganz vorn, gefolgt von Finanzen, IT, Gesundheit und Energie. Frank Mohr sieht zwei große Themenfelder, die immer wichtiger würden: Gesundheit und Technologie. "Darunter fällt etwa Biotechnologie, die klassische Pharmaindustrie, Batterieherstellung, Cyber Security, Cloud Computing."
Fabian Wörndl von Lang & Schwarz rechnet für 2022 mit anhaltend hohen Zuflüssen in Wasser-ETFs wie den schon 2021 sehr beliebten Lyxor MSCI Water ESG Filtered (FR0010527275) (DE:LYXWAT). Auch Rohstoff-ETFs und -ETCs würden gefragt bleiben, ebenso Spezialthemen wie die Batterieproduktion, etwa mit dem WisdomTree Battery Solutions (IE00BKLF1R75) (DE:W1TA). "Und wenn Cannabis in Deutschland legalisiert wird, dürfte außerdem die Nachfrage nach Cannabis-ETFs wieder steigen."
Umsatzstärkste Branchen-ETFs an der Börse Frankfurt waren 2021 zwei Banken-Tracker (DE0006289309, DE000A0F5UJ7) (DE:SX7EEX) (DE:SX7PEX), gefolgt vom iShares Automation & Robotics (IE00BYZK4552) (DE:2B76) und - aufgrund es rasanten Ölpreisanstiegs - dem iShares Stoxx Europe 600 Oil & Gas (DE000A0H08M3).
Smart Beta: Eher für Profis?
Nicht mehr ganz so beliebt sind Smart Beta-ETFs, der Zuspruch ebbte laut Amundi ab Jahresmitte 2021 ab. Insgesamt flossen laut Amundi bis Ende November in Europa 13,9 Milliarden Euro in diese Produkte. Gut an kamen vor allem Value- und Quality-ETFs, während Minimum Volatility-Produkte meist auf den Verkaufslisten standen. Nach Einschätzung von Mohr interessieren sich Privatanleger*innen auch eher für Themen- als für Smart Beta-Produkte. "Themen-ETFs sind leichter verständlich. Smart Beta-Strategien werden eher von Profis verfolgt."
Anleihen: Bitte mit Inflationsabsicherung!
Im Geschäft mit Anleihen-ETFs waren chinesische Staatsanleihen 2021 laut Amundi ein echter Renner, hohe Zuflüsse verzeichneten aber auch Unternehmensanleihen aus der Eurozone und den USA sowie inflationsgebundene Produkte. Nach Ansicht von Mohr dürfte sich der Trend in inflationsgeschützte Anleihen-ETFs fortsetzen. "Die Inflation wird wohl länger bleiben als von den Notenbanken erwartet."
Kryptos: Mehr Interesse, mehr Produkte
Weiter viel Geld wird nach Einschätzung der Händler in Krypto-Produkte fließen. "Es werden wohl noch mehr Produkte aufgelegt werden, auch auf kleinere Kryptowährungen", meint Fabian Wörndl.
An der Börse Frankfurt können Anleger*innen mittlerweile auf 35 Krypto-ETNs setzen, und zwar von sieben Anbietern. Die ETNs geben die Kursentwicklungen von Bitcoin, Bitcoin Cash, Cardano, Ethereum, Litecoin, Polkadot, Solana, Stellar, Tezos und TRON sowie vier Körbe an Kryptowährungen wider.
von: Anna-Maria Borse, 4. Januar 2022, © Deutsche Börse (DE:DB1Gn) AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)