DARMSTADT (dpa-AFX) - Der deutsche Chemie- und Pharmakonzern Merck hat bei der Forschung nach neuen Wirkstoffen erneut einen Rückschlag erlitten. Auch das Krebsmittel Cilengitide ist bei einer ersten abschließenden klinischen Studie (Phase III) durchgefallen. Bei einer Untersuchung über die Wirkung beim Kampf gegen eine spezielle Form des sehr aggressiven Hirntumors sei der primäre Endpunkt verfehlt worden, teilte das Unternehmen am Montag mit. Im Dezember war bereits der neue Krebsimpfstoff Stimuvax bei einer Phase-III-Studie im Kampf gegen eine Form des Bronchialkarzinoms (NSCLC) gescheitert. Damit verfügt Merck über keinen entscheidenden Wirkstoff mehr, der in einer abschließenden klinischen Studie geprüft wird. Die Aktien standen zum Börsenstart kräftig unter Druck.
Der Einsatz des Mittels habe kein signifikant längeres Überleben der Patienten mit neu diagnostiziertem sehr aggressiven Hirntumor (Glioblastom und methyliertem MGMT) erbracht, hieß es. Detaillierte Studienergebnisse sollen auf der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft für Klinische Onkologie (ASCO) veröffentlicht werden. Die weltweit untersuchten mehr als 500 Patienten wurden in der Studie zugleich mit der derzeitigen Standardtherapie aus Temozolomid und Bestrahlung behandelt.
WEITERE STUDIEN IN FRÜHERER PHASE
Die Ergebnisse der sogenannten Centric-Studie seien 'enttäuschend', vor allem für die Menschen, die gegen diese schwerwiegende und schwierig zu behandelnde Krebserkrankung kämpften, sagte der klinische Leiter der Studie, Roger Stupp. Bei dem Test der Sicherheit des Mittels seien unterdessen keine neuen oder unerwarteten Bedenken festgestellt worden. In vorausgegangenen Studien zählten Übelkeit und Müdigkeit zu den häufigsten Nebenwirkungen. Merck selbst hatte das Mittel als 'Hochrisikoprojekt' eingestuft.
Derzeit laufen mit dem Mittel noch Studien in früheren Phasen. Dort wird der Wirkstoff etwa bei Krebspatienten in einem anderen Gen-Status geprüft. Die Ergebnisse können laut einem Sprecher ganz anders aussehen. Ob diese Studien weitergeführt oder abgebrochen werden stehe noch nicht fest. 'Um uns einen Gesamtüberblick zu verschaffen, werden wir auch die Ergebnisse der laufenden Phase-II-Studie Core an Patienten mit nicht-methyliertem MGMT-Genpromotorstatus evaluieren', erklärte der Konzern.
SCHWÄCHSTER DAX-WERT
Am Aktienmarkt kam die abermals negative Nachricht aus dem Pharmabereich nicht gut an. Merck-Papiere verloren im frühen Handel mehr als zwei Prozent und waren damit schwächster Dax-Wert. Commerzbank-Analyst Daniel Wendorff äußerte sich in einer ersten Reaktion negativ. Er habe diesen Wirkstoff zwar in seinem Bewertungsmodell nicht berücksichtigt, und auch der Marktkonsens sei diesbezüglich wohl eher vorsichtig gewesen. Es zeige sich jedoch, dass es für Merck wohl noch ein langer Weg ist, hin zu einer attraktiven, weit fortgeschrittenen Wirkstoff-Pipeline. Nach dem Krebsimpfstoff-Kandidaten sei Merck nun erneut in Phase III gescheitert.
Merck hatte operativ zuletzt vor allem wegen eines starken Geschäfts mit Flüssigkristallen überzeugt. Im Pharmageschäft, das den Löwenanteil zum Umsatz beiträgt, hatte die Eigentümerfamilie hinter der Merck KGaA 2011 wegen der dortigen Probleme einen Neuanfang durchgesetzt. Die Darmstädter hatten den Bereich erst 2007 mit der Übernahme des Schweizer Biotechnologieunternehmens Serono für fast elf Milliarden Euro deutlich ausgebaut./jha/mne/stb
Der Einsatz des Mittels habe kein signifikant längeres Überleben der Patienten mit neu diagnostiziertem sehr aggressiven Hirntumor (Glioblastom und methyliertem MGMT) erbracht, hieß es. Detaillierte Studienergebnisse sollen auf der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft für Klinische Onkologie (ASCO) veröffentlicht werden. Die weltweit untersuchten mehr als 500 Patienten wurden in der Studie zugleich mit der derzeitigen Standardtherapie aus Temozolomid und Bestrahlung behandelt.
WEITERE STUDIEN IN FRÜHERER PHASE
Die Ergebnisse der sogenannten Centric-Studie seien 'enttäuschend', vor allem für die Menschen, die gegen diese schwerwiegende und schwierig zu behandelnde Krebserkrankung kämpften, sagte der klinische Leiter der Studie, Roger Stupp. Bei dem Test der Sicherheit des Mittels seien unterdessen keine neuen oder unerwarteten Bedenken festgestellt worden. In vorausgegangenen Studien zählten Übelkeit und Müdigkeit zu den häufigsten Nebenwirkungen. Merck selbst hatte das Mittel als 'Hochrisikoprojekt' eingestuft.
Derzeit laufen mit dem Mittel noch Studien in früheren Phasen. Dort wird der Wirkstoff etwa bei Krebspatienten in einem anderen Gen-Status geprüft. Die Ergebnisse können laut einem Sprecher ganz anders aussehen. Ob diese Studien weitergeführt oder abgebrochen werden stehe noch nicht fest. 'Um uns einen Gesamtüberblick zu verschaffen, werden wir auch die Ergebnisse der laufenden Phase-II-Studie Core an Patienten mit nicht-methyliertem MGMT-Genpromotorstatus evaluieren', erklärte der Konzern.
SCHWÄCHSTER DAX-WERT
Am Aktienmarkt kam die abermals negative Nachricht aus dem Pharmabereich nicht gut an. Merck-Papiere verloren im frühen Handel mehr als zwei Prozent und waren damit schwächster Dax-Wert. Commerzbank-Analyst Daniel Wendorff äußerte sich in einer ersten Reaktion negativ. Er habe diesen Wirkstoff zwar in seinem Bewertungsmodell nicht berücksichtigt, und auch der Marktkonsens sei diesbezüglich wohl eher vorsichtig gewesen. Es zeige sich jedoch, dass es für Merck wohl noch ein langer Weg ist, hin zu einer attraktiven, weit fortgeschrittenen Wirkstoff-Pipeline. Nach dem Krebsimpfstoff-Kandidaten sei Merck nun erneut in Phase III gescheitert.
Merck hatte operativ zuletzt vor allem wegen eines starken Geschäfts mit Flüssigkristallen überzeugt. Im Pharmageschäft, das den Löwenanteil zum Umsatz beiträgt, hatte die Eigentümerfamilie hinter der Merck KGaA 2011 wegen der dortigen Probleme einen Neuanfang durchgesetzt. Die Darmstädter hatten den Bereich erst 2007 mit der Übernahme des Schweizer Biotechnologieunternehmens Serono für fast elf Milliarden Euro deutlich ausgebaut./jha/mne/stb