Investing.com - UBS-Analyst Karl Keirstead warnt, dass die Erwartungen der Börse an das Cloud-Wachstum des E-Commerce-Riesen Amazon (NASDAQ:AMZN) im ersten Quartal zu hoch sind.
Amazon, Microsoft (NASDAQ:MSFT) und Alphabet (NASDAQ:GOOGL) werden voraussichtlich noch in diesem Monat ihre Geschäftszahlen für das erste Quartal bekannt geben.
"Im Vergleich zu unseren letzten Überprüfungen vor drei Monaten haben sich die Zahlen nach unten bewegt. Unserer Ansicht nach sind die Wachstumsschätzungen der Börse für 2023 immer noch zu hoch", schreibt Keirstead in einer am Dienstag vorliegenden Kundenmitteilung.
Vor allem für Amazon seien die Schätzungen der Marktteilnehmer immer noch viel zu hoch. So erwartet die Börse ein AWS-Wachstum von 15 % im ersten Quartal, gegenüber den für das vierte Quartal gemeldeten 20 %. Keirstead hingegen prognostiziert eine Verlangsamung der AWS-Wachstumsrate auf nur 13 % im ersten Quartal.
AWS ist die Cloud-Sparte von Amazon, die wegen ihrer hohen Gewinnspannen als Profitzentrum des Konzerns gilt.
"Das bedeutet, dass die Wachstumsrate des Branchenführers AWS in nur 5 Quartalen von 40 % im 4. Quartal 2021 auf 13 % im 1. Quartal 2023 zurückgegangen ist. Für uns ist diese Entwicklung überraschend und übersteigt bei weitem den in den meisten anderen Technologie-Subsektoren zu beobachtenden Druck. Unserer Einschätzung handelt es sich hierbei um einen klaren Beweis für einen signifikanten, durch eine Pandemie ausgelösten Nachfrageschub nach Cloud-Lösungen und die daraus resultierenden verschwenderischen Ausgaben, die nun von Unternehmen und ihren Consulting-Partnern beseitigt werden."
Darüber hinaus warnt der Experte, dass "die meisten Investoren glauben, dass selbst diese Schätzungen noch zu optimistisch sind und dass das AWS-Umsatzwachstum im zweiten Quartal 2023 bei nur noch 8 bis 10 % liegen könnte." Die UBS (SIX:UBSG) schätzt für AWS ein Wachstum von 10 % im 2. Quartal.
"Die aktuelle Konsensschätzung der Sell-Side-Analysten geht davon aus, dass sich das AWS-Umsatzwachstum im vierten Quartal 2023 bei rund 14 % einpendeln wird, gegenüber 15 % im ersten Quartal 2023, vermutlich auf der Grundlage einfacherer Vergleichszahlen und/oder einer Nachfrageerholung im zweiten Halbjahr 2023. Unserer Ansicht nach haben die meisten Investoren (zumindest im Bereich Technologie/Software) wenig bis gar kein Vertrauen in diese Schätzungen und gehen davon aus, dass das AWS-Umsatzwachstum im zweiten Quartal auf 8 bis 10 % und im vierten Quartal auf etwa 10% sinken wird", so der Experte weiter.
Per Saldo hält der Analyst abschließend fest, dass sich das Cloud-Wachstum "viel schlechter" darstellt als bislang gedacht und "für die meisten Investoren Neuland ist".