Das Coronavirus hält die Märkte in Atem und scheint für die Wirtschaft doch stärkere Auswirkungen zu haben als zuvor angenommen. Bereits jetzt lässt sich ein stärkerer Rückgang bei den Ölpreisen wahrnehmen. Auch wurden einige volkswirtschaftliche Wachstumsprognosen für das Jahr 2020 nach unten korrigiert.
Manchmal liegt jedoch in einer solchen Panik auch eine Chance verborgen, neue Positionen aufzubauen. Bei Zalando SE (DE:ZALG) (WKN: ZAL111) könnte es sich um eine solche Aktie handeln – sofern man davon ausgeht, dass die Menschen aufgrund einer erhöhten Ansteckungsgefahr mehr Onlinekäufe tätigen als sonst.
Das in Berlin ansässige Unternehmen profitiert schon seit Längerem von dem Trend hin zum Onlinehandel. Nun könnte die Aktie mit der Ausbreitung des Coronavirus weiteren Rückenwind bekommen. Aber schauen wir erst mal auf das abgelaufene Geschäftsjahr 2019 sowie den Ausblick auf das Gesamtjahr 2020, um die Situation besser einschätzen zu können.
Im Geschäftsjahr 2019 konnte der Onlinehändler Waren im Gesamtwert (Gross Merchandise Value – GMV) von 8,2 Mrd. Euro absetzen. Das entsprechende Wachstum belief sich auf 23,6 %. Beim Umsatz konnte ein Zuwachs von 20,3 % auf nun 6,5 Mrd. Euro vermeldet werden. Das bereinigte EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) belief sich auf 224,9 Mio. Euro und lag damit um 29,7 % über dem Vorjahreswert von 173,4 Mio. Euro.
Weiter ein hohes Wachstum im aktuellen Gesamtjahr 2020 geplant Für das Gesamtjahr 2020 ist der Vorstand weiter zuversichtlich gestimmt, sein hohes Wachstumstempo beizubehalten. Konkret erwartet der Vorstand ein GMV-Wachstum zwischen 20 und 25 %. Das Umsatzwachstum soll sich zwischen 15 und 20 % bewegen, bei einem bereinigten EBIT zwischen 225 und 275 Mio. Euro.
Zugegeben, die Wachstumsprognose erscheint weiter erfreulich hoch. Aber es lässt sich auch eine nachlassende Wachstumsdynamik aus den Zahlen interpretieren.
Aus den wichtigen Leistungsindikatoren, die vom Unternehmen für das Geschäftsjahr 2019 veröffentlicht wurden, kann man einen Trend zu mehr Bestellungen bei einer geringeren durchschnittlichen Warenkorbgröße ablesen.
Auch wenn es sich hierbei nur um einen kleinen Effekt handelt, so könnte er am Ende große Auswirkungen auf die zukünftige Ertragslage des Konzerns haben. Einige Investoren könnten durch diesen Sachverhalt bei der Veröffentlichung der Jahreszahlen etwas verunsichert worden sein. Dennoch gibt es wenig Gründe, an der Investitionsthese der Zalando-Aktie zu zweifeln.
Die hohe Bewertung könnte man nach wie vor als ein Problem für Value-Investoren auslegen Wirft man nun einen Blick auf die aktuelle Marktkapitalisierung von Zalando, welche sich mit 9,9 Mrd. Euro (Stand: 28.01.20) auf einem nach wie vor stolzen Niveau befindet, so würde sich der Umsatzmultiplikator mit 1,5 errechnen. Der Multiplikator auf Basis des bereinigten EBIT beläuft sich sogar auf 44 – und wir reden hier über bereinigte Werte!
Für Value-orientierte Fools wäre es wohl alles andere als rational, einen solchen Preis bezahlen. Für wachstumsorientierte Investoren könnte die Aktie jedoch bei diesem Preis weiter interessant bleiben, denn das Potenzial des Unternehmens ist noch lange nicht ausgeschöpft. Dies merkt man besonders an den immer noch sehr hohen Wachstumsraten.
Verdopplung im Jahr 2019 – ist eine solche Entwicklung auch im Jahr 2020 möglich? Gründe, warum sich die Aktie im Jahr 2019 verdoppelt hat, gibt es einige. Ob sich eine solche Entwicklung jedoch in Anbetracht der zunehmenden Onlinekonkurrenz noch mal wiederholen lässt, bleibt fraglich. Besonders die aktuelle Bewertung beinhaltet noch einiges an Rückschlagpotenzial und stellt aus meiner Sicht das größte Wagnis dar. Ob sich indes eine zunehmende Dynamik aufgrund der Coronavirus-Panik entwickelt, ist aktuell eher Spekulation als Fakt. Die Zahlen des ersten Quartals 2020 sollten hier nähere Aufschlüsse geben.
Frank Seehawer besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt Zalando.
Motley Fool Deutschland 2020