Frankfurt (Reuters) - Die immer weiter steigenden Coronavirus-Fallzahlen machen Aktienanleger nervös.
Das Infektionsgeschehen dämpfe die Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Pandemie-Restriktionen, sagte am Montag Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Dax und EuroStoxx50 fielen daraufhin um jeweils rund ein halbes Prozent auf 13.235 beziehungsweise 3517 Punkte.
Außerdem schlugen die stockenden Brexit-Verhandlungen Investoren auf die Stimmung. “Es ist nicht mehr fünf vor zwölf, es ist eine Minute vor zwölf”, warnte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. “Klar ist, dass ein Brexit ohne Deal der Wirtschaft auf beiden Seiten des Ärmelkanals massiv schaden würde.” Der britischen Zeitung “The Sun” zufolge sei der Premierminister Boris Johnson bereit, die Gespräche kurzfristig platzen zu lassen.
Aus diesem Grund steuerte das Pfund Sterling auf den größten Tagesverlust seit dem Börsencrash vom März zu. Die britische Währung fiel um 1,6 Prozent auf 1,3226 Dollar. Zusätzlich verkompliziert werde die Lage durch die erneute Abstimmung über das umstrittene Binnenmarktgesetz im Unterhaus, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Damit will Johnson Teile des von ihm selbst verhandelten Brexit-Deals aushebeln. Das Oberhaus hatte das Gesetz im November abgelehnt.
DOLLAR IM AUFWIND - ÖLPREIS UNTER DRUCK
Vor diesem Hintergrund flüchteten einige Anleger in den “sicheren Hafen” der Weltleitwährung. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg um 0,6 Prozent und stand vor dem größten Tagesgewinn seit fast drei Monaten. Die “Antikrisen-Währung” Gold geriet dadurch unter Druck, weil die Aufwertung des Dollar das Edelmetall für Investoren außerhalb der USA unattraktiver macht. Es verbilligte sich um 0,4 Prozent auf 1831 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).
Die Furcht vor einer sinkenden Nachfrage durch schärfere Pandemie-Restriktionen setze unterdessen dem Ölpreis zu, sagte Analyst Edward Moya vom Brokerhaus Oanda. Die Sorte Brent aus der Nordsee büßte ein Prozent auf 48,78 Dollar je Barrel (159 Liter) ein. In ihrem Sog verloren die europäischen Öl- und Gasfirmen im Schnitt knapp ein Prozent.
ÜBERNAHMEFANTASIE UM SIEMENS GAMESA
Bei den Aktienwerten rückte Siemens (DE:SIEGn) Gamesa (MC:SGREN) ins Rampenlicht. Der spanischen Zeitung “Expansion” zufolge haben mehrere asiatische Firmen ein Auge auf den Windkraftanlagenbauer geworfen, darunter Shanghai Electric und Mitsubishi (T:7211). Die Titel von Siemens Gamesa stiegen in Madrid um bis zu 6,3 Prozent. In ihrem Windschatten gewannen die Papiere der Konkurrenten Nordex (DE:NDXG) und Vestas (DE:VWS) jeweils mehr als ein Prozent.
Gefragt waren auch die Aktien von Pandora (CSE:PNDORA), die sich in Kopenhagen um gut fünf Prozent verteuerten. Dem für seine “Charms”-Anhäger bekannten Schmuck-Hersteller zufolge habe das boomende Online-Geschäft die Einbußen im stationären Handel im November mehr als ausgeglichen. Die Analysten der Sydbank prognostizierten eine Fortsetzung dieses Trends und eine Rückkehr des Unternehmens auf den Wachstumspfad.