Investing.com - Der deutsche Leitindex DAX ist abgeschmiert. Grund dafür war der Ausverkauf an der Wall Street. Anleger fürchten sich vor höheren US-Leitzinsen und haben die Warnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) ernstgenommen.
Der DAX schloss gestern mit 11.712 Punkten auf einem neuen Jahrestief und verlor mehr als 250 Punkte. Noch am Vortag herrschte Euphorie, als sich der Leitindex dynamisch von seinen Verlusten erholen konnte und mit einem klassischen Umkehrsignal der technischen Analyse in Form einer Hammer-Candle schließen konnte. Doch all das Träumen und Wünschen half nicht.
Schon im Vorfeld des US-Openings geriet der DAX wieder spürbar unter Druck und näherte sich dann, als die US-Händler das Parkett betraten, dynamisch den Jahrestiefs, die dann später auch unterschritten wurden, als Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq 100 nur noch eine Richtung kannten - die nach unten. Es war der stärkste Ausverkauf seit Februar 2018, und ob er angesichts der vielen Belastungsfaktoren - Handelskrieg, Italienkrise, Brexit, Turbulenzen in den Schwellenländern, US-Zinsanstieg, Trump-Talk - schon vorbei ist, ist mehr als fraglich.
Durch die charttechnische Brille betrachtet hat der DAX sogar eine große Schulter-Kopf-Schulter-Formation aktiviert, die ein potenzielles Abschlagspotenzial von bis auf 10.000 Punkte erahnen lässt. Ein solches Kursziel wird natürlich nicht innerhalb von einer Woche erreicht, aber die Marke sollte spätestens im nächsten Jahr in Reichweite kommen, sollte sich der Ausverkauf nicht verlangsamen.
Unterdessen sagte Donald Trump, dass es sich dabei „wahrscheinlich nur um eine Korrektur“ handle. Sein Finanzminister Mnuchin ist der gleichen Meinung. Während Trump die Fed für den jüngsten Kurssturz verantwortlich macht, sieht Mnuchin den Grund in der ineffizienz der Märkte.
"Märkte sind nicht effizient und die Märkte bewegen sich sowohl nach oben als auch nach unten und manchmal überschießen sie auch in beide Richtungen…. Märkte steigen und Märkte sinken", sagte Mnuchin am Rande eines Treffens der globalen Finanz- und Notenbankchefs, das vom Internationalen Währungsfonds ausgerichtet wurde. "Ich sehe das als eine normale Korrektur."
Trump sieht dagegen, wie oben erwähnt, den Schuldigen in der Fed. Die US-Notenbank "ist verrückt geworden", sagte er am Mittwoch. Die Federal Reserve "macht einen Fehler".
Trumps Aussagen schüren die Furcht der Anleger, dass die US-Notenbank Fed ihre Unabhängigkeit verlieren könnte. Sollte sie jedoch weiter an der Zinsschraube drehen, so besteht die Chance, dass sich die Korrektur an den Aktienmärkten dynamisch fortsetzt.
Jens Klatt von Jens Klatt Vermögensverwaltung hat da aber eine ganz andere Meinung, die zugleich sehr interessant ist: "Nichtsdestotrotz ist Trumps FED-Kommentar „They are gone crazy“ kurzfristig in der Lage, den US-Zins korrigieren zu lassen", und fügte hinzu: "Und genau eine solche Korrektur des US-Zinses beinhaltet das Potential für eine zügige Stabilisierung im Aktienmarkt, den US-Dollar zurücksetzen zu lassen und somit den Weg für eine Jahresendrallye im US-Aktienmarkt zu bereiten".
Ob das auch auf den deutschen Aktienmarkt zutreffen wird?
Geschrieben von Robert Zach