Von Peter Nurse
Investing.com - Im Vorfeld der richtungsweisenden Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB), auf der ein Zeitplan für Zinserhöhungen zur Eindämmung der steigenden Inflation festgelegt werden soll, haben die europäischen Aktienmärkte am Donnerstag nachgegeben.
Bis 09.45 Uhr MEZ handelte der deutsche DAX 0,7 % niedriger, der französische CAC 40 fiel um 0,5 % und der britische FTSE 100 gab 0,5 % nach.
Die europäischen Marktteilnehmer agierten vorsichtig und konzentrierten sich auf die spätere geldpolitische Sitzung der EZB. Es wird allgemein erwartet, dass die Notenbank ein baldiges Ende der groß angelegten Ankäufe von Vermögenswerten ankündigen und damit den Weg für eine erste Anhebung der Leitzinsen seit mehr als einem Jahrzehnt im nächsten Monat ebnen wird, um die rekordhohe Inflation zu bekämpfen.
Präsidentin Christine Lagarde präsentierte im vergangenen Monat einen Plan zur Beendigung der extrem akkommodierenden Geldpolitik der Zentralbank und erklärte, dass der Einlagensatz der EZB von minus 0,5 % im Juli zu steigen beginnen und Ende September bei null oder "leicht darüber" liegen könnte, bevor er weiter "in Richtung des neutralen Bereiches" steigt.
Da Lagarde bereits den Juli als Startpunkt für Leitzinserhöhungen angedeutet hat, dreht sich wohl alles um ihre heutige Pressekonferenz, wo sich die Investoren Hinweise darauf erhoffen, wie aggressiv die Bank angesichts einer mehr als viermal so hohen Inflation als dem mittelfristigen 2%-Ziel handeln könnte.
Unternehmensseitig gehen die Blicke auf die Aktie von British American Tobacco (LON:BATS). Die Papiere des Tabakriesen fielen um 0,6 %, entwickelten sich aber immer noch besser als der breitere Index, nachdem der Konzern seine Jahresprognose beibehalten hatte, obwohl er infolge des russischen Einmarsches in der Ukraine beschlossen hatte, sein Russlandgeschäft einzustellen.
Die Credit Suisse-Aktie (SIX:CSGN) verbilligte sich nach Kursgewinnen am Mittwoch um 3,6%. Grund war die wachsende Skepsis der Händler im Hinblick auf eine Übernahme durch den US-amerikanischen Finanzriesen State Street (NYSE:STT).
Am Donnerstag stehen in Europa kaum relevante Wirtschaftsdaten auf der Agenda, jedoch veröffentlichte China am Donnerstagmorgen unerwartet gute Handelsdaten, die auf eine Erholung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt im Zuge der Lockerung der strengen COVID-19-Maßnahmen hindeuten.
Die Ölpreise tendierten nach den chinesischen Handelsdaten, die auf eine erhöhte Nachfrage des weltgrößten Rohölimporteurs hindeuteten, von ihren zuvor erreichten Dreimonatshochs nach unten.
Offizielle Daten der US-amerikanischen Energiebehörde (Energy Information Administration), die am Mittwoch veröffentlicht wurden, zeigten einen Bestandsaufbau von etwas mehr als 2 Millionen Barrel Rohöl in der vergangenen Woche, während die Benzinreserven in den USA um 812.000 Barrel sanken. Das lässt darauf hoffen, dass die Kraftstoffnachfrage im Hochsommer trotz steigender Preise stabil bleibt.
Bis 9.45 Uhr MEZ handelten die US-Rohöl-Futures 0,5 % niedriger bei 121,52 Dollar pro Barrel, während der Brent-Kontrakt um 0,4 % auf 123,07 Dollar fiel. Beide Referenzsorten beendeten den Mittwoch auf dem höchsten Stand seit dem 8. März.
Für die Gold-Futures ging es um 0,3 % auf 1.851,85 Dollar je Unze nach unten. Der EUR/USD sank leicht auf 1,0712.