Investing.com - Der deutsche Leitindex schloss gestern mit moderaten Verlusten. Grund für die Kursabschläge war wahrscheinlich die wieder hochkochende Furcht der Marktteilnehmer vor einer Eskalation im Handelskrieg zwischen den USA und China.
Sowohl der Dow Jones als auch der S&P 500 schlossen im Minus, während sich die Nasdaq ins Plus retten konnte.
Der DAX beinhaltet sehr viele Industrieunternehmen, die Geschäfte mit Peking machen. Konkret bedeutet das: wenn es zwischen China und den USA kracht, schlägt sich das wesentlich stärker auf den DAX aus als auf andere Indizes.
Auch die Autowerte, die zuletzt wieder deutlich zulegen konnten, mussten gestern Federn lassen. So verlor die BMW-Aktie (DE:BMWG) am Montag 2,65 Prozent an Wert, während die Papiere von Daimler (DE:DAIGn) um 2,57 Prozent im Minus schlossen. Die Volkswagen-Aktie (DE:VOWG_p) verabschiedete sich mit einem Minus von 0,93 Prozent aus dem Handel. Auch der Autozulieferer Continental (DE:CONG) baute seine Verluste aus und verlor 1,45 Prozent an Wert.
Im Plus schlossen dagegen Siemens (DE:SIEGn), Deutsche Boerse (DE:DB1Gn), Fresenius Medical Care AG & Co. (DE:FMEG) und Wirecard (DE:WDIG), die gestern zum ersten Mal im DAX gelistet wurde. Dafür abgestiegen ist die Commerzbank (DE:CBKG).
Gestern griffen auch die neuen Strafzölle der beiden größten Volkswirtschaften auf der ganzen Welt. Die USA erließ Zölle auf ein Handelsvolumen von 200 Mrd. Dollar chinesischer Waren, während Peking Vergeltungszölle auf amerikanische Waren im Wert von 60 Mrd. Dollar erhob.
In der Nacht von Montag auf Dienstag sagte Chinas Vize-Handelsminister Wang Shouwen, dass es aktuell schwierig sei, die Gespräche mit den USA fortzusetzen, da sie uns ein Messer an den Hals halten. Es hänge sehr von den Vereinigten Staaten ab, wann die Gespräche wieder aufgenommen werden können, so Shouwen.
Die zuvor geplanten Gespräche zwischen den USA und China wurden ausgesetzt. Der ranghohe Vizepremier Liu He wollte auf Einladung von US-Finanzminister Steven Mnuchin nach Washington reisen. Beide wollten eine Lösung im Zollstreit finden. Trump torpedierte dies jedoch.
Neben den zuletzt verhängten Wirtschaftssanktionen hatte die USA vor einigen Tagen auch Sanktionen gegen das chinesische Militär wegen des Kaufs russischer Waffentechnologie verhängt. Der Konflikt spitzt sich also weiter zu - und zwar nicht nur auf wirtschaftlicher sondern jetzt auch auf militärischer Ebene.
Für Richtungsimpulse dürfte heute die Uno-Generaldebatte sorgen, wo US-Präsident Donald Trump um 16.30 Uhr deutscher Zeit eine Rede halten wird. Uno-Botschafterin Nikki Haley sagte, Trump wolle vor allem seine persönlichen Erfolge, aber auch Amerikas Souveränität in den Mittelpunkt stellen.
Ansonsten sollten wir im DAX am Dienstag mehr technische Bewegungen sehen. Entscheidend am heutigen Tag dürfte die von 12.350 Punkten werden. Fällt der Leitindex darunter, so müssten sich Anleger auf Folgeverluste einstellen. Kann sich der DAX dagegen oberhalb des Trendkanals halten, so bestünde die Chance auf einen Re-Test der jüngsten Hochs bei 12.442 Punkten.
Morgen entscheidet die Fed dann über ihre Geldpolitik. Eine Zinserhöhung gilt als ausgemachte Sache. Spannender ist daher, ob die US-Notenbank deutliche Signale für einen vierten Zinsschritt in diesem Jahr für Dezember geben wird.
Geschrieben von Robert Zach