Frankfurt (Reuters) - Die Währungskrise in der Türkei sorgt an den Börsen nach wie vor für Nervosität.
Der Dax gab am Freitag 0,8 Prozent auf 12.140 Punkte nach, der EuroStoxx50 fiel um 0,6 Prozent auf 3358 Zähler. Auch an der Wall Street zeichneten sich Kursverluste ab.
Die Türkei und der Handelsstreit mit China zerrten an den Nerven der Anleger, sagte Helaba-Strategin Claudia Windt. Beides zusammen brockte dem Dax ein Wochenminus von rund zwei Prozent ein und sorgte an den Devisenmärkten für Turbulenzen. Ausgestanden sei das trotz zwischenzeitlicher Beruhigung nicht, betonte Windt. Die türkische Lira geriet am Freitag vor den Feiertagen wegen des islamischen Opferfestes, bei denen die Börsen eine Woche geschlossen bleiben, erneut unter Druck. Ein Dollar verteuerte sich am Nachmittag um 4,5 Prozent auf 6,08 Lira. "Es gibt keine Anzeichen, dass die Zentralbank die Zinsen deutlich anheben darf und die Kurse damit wieder nach oben zieht", sagte Stratege William Jackson vom Analysehaus Capital Economics.
Die Lira hat in diesem Jahr fast 40 Prozent abgewertet, da Investoren sich um den Einfluss von Präsident Recep Tayyip Erdogan auf die Geldpolitik sorgen. Hinzu kommt der Konflikt mit den USA, in dem US-Präsident Donald Trump seine harte Haltung bekräftigte. Das Land habe die USA viele Jahre ausgenutzt, schrieb Trump auf Twitter. Nun hielten sie "unseren wunderbaren christlichen Pastor" als Geisel, erklärte er unter Anspielung auf den in der Türkei festgehaltenen Andrew Brunson. "Wir werden nichts zahlen für die Freilassung eines unschuldigen Mannes." Investoren fürchten nun weitere US-Sanktionen gegen die Türkei.
Beim Industriekonzern Thyssenkrupp (DE:TKAG) belastete die sich hinziehende Suche nach einem neuen Vorstandschef. Die Aktien fielen um bis zu vier Prozent auf ein Zwei-Jahres-Tief von 18,89 Euro. Nach Angaben eines Insiders steht der als möglicher Kandidat gehandelte Lanxess-Chef Matthias Zachert nicht zur Verfügung. Thyssen-Aktien haben seit Jahresbeginn rund 19 Prozent an Wert verloren.
AUSBLICK VON APPLIED MATERIALS DRÜCKT STIMMUNG IM CHIPSEKTOR
Einen Bogen machten Investoren auch um Chipwerte, nachdem der weltgrößte Chipanlagenbauer Applied Materials mit seiner Prognose für das laufende Vierteljahr hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Infineon (DE:IFXGn) und die in Paris gelisteten Aktien von STM gaben jeweils mehr als zwei Prozent nach. Auch bei den US-Titeln zeichneten sich Kursverluste ab.
Die Ernennung des ersten nicht-französischen Chefs von Air France-KLM verschreckte Anleger. Die Aktien der Fluggesellschaft sackten um bis zu 5,1 Prozent auf 8,59 Euro ab. Das Direktorium ernannte den Air-Canada-Manager Benjamin Smith zum neuen Vorstandsvorsitzenden. Es gebe deswegen bereits Diskussionen mit den französischen Gewerkschaften, kommentierten die Analysten von Liberum. Auch in den Niederlanden brodelte es: Dort forderten die Gewerkschaften die Einstellung von Flugzeugführern, um die Ruhezeiten zu erhöhen. Die Piloten drohen mit Streik.