New York, 16. Okt (Reuters) - Kurz vor dem Führungswechsel bei der Europäischen Zentralbank (EZB) gewinnt die Debatte um deren Inflationsziel erneut an Fahrt. Der niederländische Notenbankchef Klaas Knot sprach sich am Mittwoch dafür aus, der EZB hier mehr Spielraum einzuräumen. Knot steht eher für eine straffere geldpolitische Ausrichtung. Das Inflationsziel ist der zentrale Eckpfeiler der Geldpolitik der EZB. Mittelfristig strebt sie knapp zwei Prozent Teuerung als Idealwert für die Wirtschaft an. Diese Marke verfehlt sie aber bereits seit Jahren. Experten erwarten, dass die Notenbank unter ihrer neuen Präsidentin Christine Lagarde, die im November das Ruder übernimmt, ihre Strategie überprüfen wird.
Aus Sicht von Knot könnte die EZB mehr Handlungsspielraum erhalten, wenn Abweichungen vom Inflationsziel innerhalb eines bestimmten Rahmens nach oben wie nach unten zugelassen würden. Er sprach von einem "symmetrischen Band" um den Zielwert. Damit ließe sich besser auf von außen kommende wirtschaftliche Schocks reagieren, die die Euro-Zone erschüttern, sagte er auf einer Veranstaltung in New York. Knot regte zudem an, dass die EZB auch die Zeitvorgabe verlängern könnte, innerhalb der das Ziel erreicht werden soll.
Die letzte größere Überarbeitung ihres Inflationsziels hatte die EZB im Jahr 2003 vorgenommen. An der Börse wird inzwischen zunehmend bezweifelt, dass die Zentralbank die aktuelle Vorgabe mittelfristig erreichen kann. Finnlands Notenbank-Chef Olli Rehn hatte sich bereits vor einigen Monaten für eine Reform der geldpolitischen Strategie starkgemacht.