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Rätselraten über Motiv des Las-Vegas-Attentäters

Veröffentlicht am 03.10.2017, 10:22
Aktualisiert 03.10.2017, 10:30
© Reuters. People mourn after an interfaith memorial service for victims of the Route 91 music festival mass shooting outside the Mandalay Bay Resort and Casino in Las Vegas

Las Vegas/Washington (Reuters) - Nach dem Massaker von Las Vegas suchen die Ermittler mit Hochdruck nach dem Motiv des Attentäters.

Die Polizei hält ihn für einen Einzeltäter. Sie erhofft sich zusätzliche Aufschlüsse von der Lebensgefährtin des 64-jährigen Stephen Paddock. Die Frau selbst habe keine Verbindungen zu dem Attentat und habe sich zum Zeitpunkt der Schüsse in Tokio aufgehalten. US-Präsident Donald Trump ließ über seine Sprecherin erklären, für eine Debatte über die Waffengesetze sei es zu früh. Zunächst müsse die Tat vollständig aufgeklärt werden.

Nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler nahm Paddock von einem Hotel in Las Vegas aus minutenlang ein Freiluftgelände unter Feuer, auf dem sich am Sonntagabend etwa 22.000 Menschen zum Abschluss eines Country-Festivals aufhielten. Dabei wurden mindestens 59 Menschen getötet und weitere 527 verletzt. Eine Sprecherin der Universitätsklinik von Las Vegas sagte, wenigstens ein Dutzend Personen seien in kritischem Zustand.

Nach dem Anschlag erschoss sich Paddock. Über seine Beweggründe herrscht Rätselraten. Nach Angaben des FBI gibt es keine Hinweise auf Verbindungen zu internationalen Terrorgruppen. Vorstrafen lagen keine vor. Paddock litt vermutlich unter keiner psychischen Erkrankung. Sein Bruder Eric beschrieb den mutmaßlichen Attentäter als friedlichen Menschen, der keine Kontakte zu politischen oder religiösen Organisationen gehabt habe. Ein Bekenntnis des Islamischen Staats (IS) zu der Tat wurde als nicht glaubwürdig eingestuft.

Laut Polizei befanden sich 23 Feuerwaffen in dem Hotelzimmer, in dem Paddock tot aufgefunden wurde. In seinem Haus in Mesquite, eine gute Autostunde von Las Vegas entfernt, seien zudem mindestens 18 weitere Feuerwaffen, Tausende Schuss Munition sowie Sprengsätze entdeckt worden. Darunter seien automatische Waffen und halbautomatische Gewehre, die illegal zu Maschinengewehren umgebaut worden seien. Paddock habe sich allen nötigen Überprüfungen unterzogen, um Waffen erwerben zu dürfen, sagte der Besitzer der örtlichen Waffenhandlung "Guns & Guitars". Er habe nie den Eindruck erweckt, dass er in irgendeiner Form labil gewesen sei. In Paddocks Auto sei Ammoniumnitrat gefunden worden, das in Düngemitteln und Sprengstoffen zum Einsatz kommt. Die Polizei wollte noch ein weiteres Haus in Reno durchsuchen, das ebenfalls dem Täter gehören könnte.

DER VATER WAR EIN BERÜCHTIGTER BANKRÄUBER

© Reuters. People mourn after an interfaith memorial service for victims of the Route 91 music festival mass shooting outside the Mandalay Bay Resort and Casino in Las Vegas

Mesquite im Bundesstaat Nevada ist eine kleine Wüstenstadt, die bei Golfern und Glücksspielfreunden beliebt ist. Dort lebte Stephen Paddock den Ermittlungen zufolge zurückgezogen in einer Seniorenresidenz in seinem eigenen zweistöckigen Haus. Er galt als passionierter Spieler. "Er war ein wohlhabender Mann. Er spielte gerne Videopoker und mochte Kreuzfahrten", sagte sein Bruder Eric. In seinem Berufsleben führte der mutmaßliche Attentäter eine Nomadenexistenz mit vielen Stationen. Er soll als Gebäudemanager und als Buchhalter gearbeitet haben. Er besaß eine Pilotenlizenz, auf seinen Namen war zumindest ein einmotoriges Flugzeug zugelassen.

Polizeibekannt war Paddocks Vater, zu dem seine Söhne allerdings offenbar keine Verbindung hatten. Patrick Benjamin Paddock war ein Bankräuber. In den 1960er Jahren befand er sich auf der FBI-Liste der meistgesuchten Personen.

Das Attentat von Las Vegas ist das größte Schusswaffen-Massaker in der Geschichte der USA. Es löst dort eine neue Debatte über das Waffenrecht aus. Politiker der oppositionellen Demokraten erneuerten Forderungen nach strengeren Gesetzen. Aus dem Lager der regierenden Republikaner war allerdings keine Unterstützung zu erkennen. Es gilt als unwahrscheinlich, dass der Kongress eine Verschärfung beschließen wird. Trumps Sprecherin sagte, es verfrüht über die Waffengesetze zu sprechen, solange noch nicht alle Fakten und Hintergründe bekannt seien. Zunächst müsse die Trauer um die Opfer im Mittelpunkt stehen. Trump will am Mittwoch nach Las Vegas reisen, um Opfer, Angehörige und Ersthelfer zu treffen. Nevada hat besonders lockere Waffengesetze.

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