PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Gestützt auf gute Vorgaben aus New York und neue Fusionsfantasie im Pharmasektor haben die wichtigsten Börsen Europas am Dienstag Gewinne verzeichnet. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (DJX:SX5E) knüpft bis zum späten Vormittag an seine Mitte der Vorwoche eingeleitete Erholungsbewegung an. Er gewann zuletzt 0,49 Prozent auf 3171,35 Punkte. In Paris legte der Cac-40-Index (PSE:PCAC) 0,58 Prozent auf 4457,37 Punkte zu, der Londoner Leitindex FTSE 100 (ISE:UKX) stieg um 0,86 Prozent auf 6682,46 Punkte.
Bester Sektor waren Pharma- und Gesundheitswerte mit einem Aufschlag von 3,01 Prozent im europaweiten Branchenindex Stoxx 600 Healthcare (DJX:SXDP). Dabei ist die größte Übernahme aller Zeiten eines britischen Konzerns durch Ausländer einem Pressebericht zufolge vorerst gescheitert. Der US-Pharmakonzern Pfizer (FSE:PFE) NYS:PFE habe in den vergangenen Wochen mit dem Branchenkollegen AstraZeneca (ISE:AZN) über eine mögliche Übernahme gesprochen, berichtete die "Sunday Times" unter Berufung auf Investmentbanker und Industriekreise. Genannt wurde eine mögliche Bewertung mit 100 Milliarden US-Dollar. Getrieben von dieser Fantasie und im Kielwasser der steigenden Bewertung im Sektor sprang die Aktie von Astrazeneca um 7,87 Prozent nach oben. Selbst gemessen an der gestiegenen aktuellen Marktkapitalisierung bietet Pfizer eine Prämie von fast 16 Prozent.
Die Aktien von Novartis VTX:NOVN und GlaxoSmithKline (GSK) (ISE:GSK) profitierten mit Kursgewinnen von 2,61 Prozent und 5,71 Prozent zusätzlich zu der Sektorfantasie auch noch von einem eigenen Milliardendeal. Die Schweizer geben das Geschäft mit Tierarzneimitteln an den US-Konzern Eli Lilly NYS:LLY und die Sparte für Impfstoffe ohne Grippemittel an den britischen Konkurrenten GSK ab. Hierfür erhält Novartis von den Amerikanern rund 5,4 Milliarden US-Dollar und von den Briten 7,1 Milliarden Dollar. Novartis selbst erwirbt im Gegenzug von GSK dessen Krebsmittelgeschäft für insgesamt rund 16 Milliarden Dollar. Analyst Graham Parry von Merrill Lynch sieht für GSK und Novartis strategischen Sinn in der Transaktion, denn Größenvorteile könnten nun besser genutzt werden. Der finanzwirtschaftliche Einfluss dürfte sich indes erst nach einiger Zeit klarer zeigen.
Schlechtester Sektor waren dagegen die Rohstoffwerte mit einem Abschlag von 0,48 Prozent im Stoxx 600 Basic Resources (DJX:SXPP). Laut "Wall Street Journal" haben die beiden weltgrößten Goldproduzenten Barrick Gold und Newmont Mining Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss gestoppt.
Tagesverlierer im Eurostoxx waren aber Philips-Aktien (ASX:PHIA), die nach enttäuschenden Zahlen mit minus 7,10 Prozent an das Eurostoxx-50-Ende rutschten. Der starke Euro sowie Gegenwind in China und Russland haben dem Siemens-Rivalen den Start ins Jahr verdorben. Börsianer kritisierten deutlich verfehlte Erwartungen sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn. Analyst Gael De-Bray von der Societe Generale sieht durch die Quartalsbilanz die Erwartung bestätigt, dass 2014 ein schwieriges Jahr für den niederländischen Elektrokonzern wird.