Investing.com - Der Hang Seng-Index, das Aushängeschild der Hongkonger Börse, ist am Mittwoch in einen Bärenmarkt abgerutscht. Für Investoren bedeutet das Alarmglockenläuten und Unsicherheit. Die schwachen Wirtschaftsdaten aus dem Festland sind der Hauptauslöser für die jüngste Talfahrt des Börsenbarometers. China, eine Macht in der globalen Wirtschaft, kämpft mit Herausforderungen, die weitere Zweifel an einem erhofften Aufschwung in diesem Jahr aufkommen lassen. In erster Linie sind es die stark auf China ausgerichteten Aktien im Hang Seng, die unter den schlechten Nachrichten besonders leiden.
Der Hang Seng-Index verlor am Mittwoch 1,94 % und markierte mit 18.130,00 Punkten ein Sechsmonatstief. Per Saldo fiel er von seinem Ende Januar erreichten Tageshöchststand von 22.700 Punkten um 25 %. Ein Rückgang von 20 % gegenüber den jüngsten Höchstständen ist ein Signal für einen Bärenmarkt.
Mit Ausnahme einiger weniger Schwergewichte waren die Verluste breit gestreut und betrafen vor allem Unternehmen mit einem starken Engagement in China. Der Spieleentwickler NetEase (NASDAQ:NTES) (HK:9999) fiel um 5,5 % und bildete das Schlusslicht im Hang Seng, während der chinesische Immobilienentwickler Country Garden Holdings (HK:2007) und der Essenslieferant Meituan (HK:3690) jeweils 4,7 % verloren.
Die chinesischen Börsen stürzten auf ein Sechsmonatstief, als Daten zeigten, dass das verarbeitende Gewerbe des Landes im Mai den zweiten Monat in Folge schrumpfte, und zwar schneller als im Vormonat.
Vor dem Hintergrund des sich ebenfalls abschwächenden Wachstums der gesamten Wirtschaftstätigkeit stellten sich die Anleger die Frage, ob der Erholung in China nach der Corona-Wiedereröffnung die Luft ausgeht, zumal es auch im April eine Reihe schwacher Daten gegeben hatte.
Das verarbeitende Gewerbe stellt einen wichtigen Wachstumsmotor für China dar, hat aber trotz der Aufhebung der Corona-Beschränkungen zu Beginn dieses Jahres mit der schwachen Binnennachfrage zu kämpfen.
Die nachlassende Auslandsnachfrage nach chinesischen Waren hat sich angesichts der sich eintrübenden Weltwirtschaftslage auch auf das produzierende Gewerbe negativ ausgewirkt.
Dies und der Rückgang der privaten Investitionen im Land haben dazu geführt, dass sich die Stimmung hinsichtlich einer wirtschaftlichen Erholung in diesem Jahr umgekehrt hat. Angesichts der starken wirtschaftlichen Abhängigkeit Hongkongs vom Festland verheißt dieser Trend auch nichts Gutes für die Metropole.
Ein Großteil der im Hang Seng gelisteten Schwergewichte setzt sich auch aus chinesischen Unternehmen zusammen.
Einbußen bei Ölaktien (NYSE:XLE) belasteten den Hang Seng am Mittwoch ebenfalls. So verloren die Aktien der beiden großen Ölkonzerne CNOOC Ltd (HK:0883) und PetroChina Co Ltd (HK:0857) 5,2 % bzw. 4,5 % an Wert. Die Ölpreise waren am Dienstag wegen zunehmender Sorgen über einen Nachfragerückgang in diesem Jahr um rund 4 % eingebrochen.