* Gerüchte führen zu Kurssturz französischer Bankenwerte
* Auch Deutsche Bank und Commerzbank stürzen ab
* Nullzinspolitik der Fed beruhigt Märkte nur kurz
(neu: Kurssturz bei Banken)
Frankfurt, 10. Aug (Reuters) - Ein Kurssturz französischer
Bankaktien hat am Mittwoch an den internationalen Aktienbörsen
eine neue Verkaufslawine ausgelöst. Der Dax<.GDAXI> verlor bis
zu 6,2 Prozent auf 5549 Zähler, der französische CAC40<.FCHI>
bis zu 5,5 Prozent auf 3001 Punkte. "Societe Generale zieht
alles herunter, da kann sich niemand entziehen", sagte ein
Händler. Die Aktien der französischen Bank rauschten
angesichts von Gerüchten über Finanzprobleme um bis zu 22,51
Prozent auf 20,16 Euro in die Tiefe. Das Institut dementierte
kategorisch alle Marktgerüchte. Zuvor hatte selbst das
Bekenntnis der US-Notenbank zu einer langfristigen
Nullzinspolitik kaum Nervosität aus dem Markt genommen. Die
extreme Verunsicherung der Anleger sorge dafür, dass sogar
"verrückte Gerüchte" einen Crash verursachen könnten, warnten
Börsianer.
In Paris gerieten neben Societe Generale auch BNP
Paribas unter die Räder und verloren bis zu 14 Prozent.
Die Verkaufslawine machte vor den deutschen Banken nicht Halt:
die Aktien der Deutschen Bank fielen um bis zu elf
Prozent auf 27,61 Euro und notierten damit so niedrig wie seit
Frühjahr 2009 nicht mehr. Commerzbank-Titel sackten um
bis zu 9,5 Prozent auf ein Rekordtief von 1,93 Euro ab. Auch in
den USA gerieten besonders die Banken unter Druck: Bank of
America fielen um bis zu zehn Prozent. Bankenchef Brian
Moynihan muss sich nach den Kursverlusten der vergangenen Tage
am Abend vor Aktionären und Analysten verantworten. Doch auch
die Titel von Goldman Sachs, Citibank, JP
Morgan und Morgan Stanley büßten bis zu zehn Prozent ein.
Unter Verkaufsdruck standen auch die Aktien der
italienischen Großbank Unicredit - in Deutschland durch
die HypoVereinsbank in München vertreten. Unicredit büßten in
Mailand zeitweise über 20 Prozent ein. Händlern zufolge hatten
am Morgen Anleger in Italien ihre Gelder aus Bankenwerten in
italienische Staatsanleihen umgeschichtet. Seit
Wochenbeginn wird am Rentenmarkt davon ausgegangen, dass die
Europäische Zentralbank (EZB) am Markt Papiere Spaniens und
Italiens kauft.
GOLDPREIS ERNEUT AUF REKORD
Das Misstrauen in die Entwicklung der Weltwirtschaft trieb
den Goldpreis auf ein neues Rekordhoch von 1779,14 Dollar
je Feinunze. Begehrt waren auch die als sicher geltenden
deutschen und amerikanischen Staatsanleihen, die massiv
zulegten. Die Anti-Krisen-Währungen Yen und Schweizer
Franken blieben ebenfalls gefragt. Dies veranlasste die
Schweizer Nationalbank (SNB), mit einer Ausweitung der
Liquidität den Zufluss billigen US-Geldes in den Franken zu
bekämpfen.
Die Fed hatte am Dienstagabend nach Handelsschluss in Europa
beteuert, die Zinsen bis mindestens Mitte 2013 extrem niedrig zu
halten. Die Aussicht auf langfristig günstiges Geld sei zwar
positiv, erklärte Ian King, Aktienstratege beim britischen
Fondsmanager Legal & General. "Auf der anderen Seite steht aber,
dass die Fed längerfristig mit einer Underperformance der
Wirtschaft rechnet." Denn die Notenbanker hatten ihr Versprechen
damit begründet, dass sich die US-Wirtschaft deutlich schwächer
als erwartet entwickele. Auch in Europa schwächt sich das
Wachstum ab: So senkte die Bank of England ihre
Wachstumsprognose für das laufende und das nächste Jahr.
VERSORGER MACHEN DAX ZUSÄTZLICH ZU SCHAFFEN
Auf der Verliererseite an der Frankfurter Börse standen
zudem erneut die Versorger E.ON und RWE.
Dax-Schwergewicht E.ON verloren rund zehn Prozent, RWE neun
Prozent. Die Zahlen von E.ON enttäuschten und auch die
Dividendenkürzung falle deutlicher aus als angenommen, monierte
Citi-Analystin Sofia Savvantidou. Nach dem ersten
Quartalsverlust in der Firmengeschichte prüft E.ON den Abbau von
bis zu 11.000 der 79.000 Arbeitsplätze.
Gegen den Trend stemmten sich bis kurz vor Schluss nur noch
wenige Aktien, darunter die Titel des Konsumgüterherstellers
Henkel, die nach der Vorlage von Quartalszahlen drei
Prozent zulegten.
(redigiert von Jörn Poltz)