Amsterdam, 09. Sep (Reuters) - Die niederländische Regierung will Insidern zufolge bald über Schritte beraten, um das Kapital des staatlichen Netzbetreibers TenneT IPO-TTH.AS aufzupolstern, der auch für weite Teile des Hochspannungsnetzes in der Bundesrepublik verantwortlich zeichnet. Dabei könnte es um eine aus Steuergeldern finanzierte Kapitalspritze, eine Beteiligung von Infrastruktur-Investoren oder sogar um einen Einstieg des deutschen Staates gehen, sagten mit dem Vorgang vertraute Personen am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Ein Börsengang des Netzbetreibers sei aber unwahrscheinlich - entsprechende Pläne waren 2013 zu den Akten gelegt worden.
TenneT betreibt Stromnetze mit einer Gesamtlänge von über 22.000 Kilometern. Das Unternehmen ist auch zentral für die Energiewende in Deutschland. Dafür müssen neue Trassen errichtet werden, um Windstrom aus Norddeutschland in andere Teile der Republik zu bringen. TenneT plant in der Bundesrepublik die Verbindungen SuedLink und SuedOstLink, die ab etwa 2025 Windenergie in den Süden transportieren sollen. Beide Verbindungen sollen als Erdkabelverbindungen unterirdisch verlaufen.
Die Niederländer hatten bereits im Juli erklärt, sie bräuchten frisches Kapital in einer Höhe von zwei bis drei Milliarden Euro. Insgesamt wollen sie in einem langfristig angelegten Programm rund 35 Milliarden Euro investieren - rund 25 Milliarden Euro davon in Deutschland. Dabei drückten TenneT Ende Juni knapp zehn Milliarden Euro Schulden. TenneT-Sprecher Jeroen Brouwers sagte, ein finanzielles Engagement aus Deutschland könne eine Option sein, dies gelte aber nur auf Ebene der Holding.
Die niederländische Regierung wolle dem Parlament bald neue Informationen vorlegen, Beschlüsse könnten im Vorfeld der Haushaltsberatungen für 2020 erfolgen - dies könne Mitte September geschehen, sagte ein Sprecher des niederländischen Finanzministeriums. Finanzkreisen zufolge könnte ein Minderheitsanteil an der Holding verkauft werden. Gerade Infrastruktur-Investoren, Versicherer oder Pensionsfonds hätten daran sicherlich großes Interesse, sagte ein mit dem Energie-Sektor vertrauter Banker. Aber auch ein Verkauf von Anteilen am Deutschland-Geschäft sei eine Möglichkeit - oder ein Einstieg des deutschen Staates. Ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums wollte sich dazu nicht äußern.