Investing.com - Ein aktualisierter Branchenausblick von JPMorgan (NYSE:JPM) hat am Mittwoch für Bewegung im europäischen Öl- und Gassektor gesorgt. Während Equinor (NYSE:EQNR) herabgestuft wurde, bekräftigte die US-Großbank ihre positiven Einschätzungen für Shell (NYSE:SHEL), TotalEnergies (EPA:TTEF) und Eni (BIT:ENI).
Im Fokus steht dabei ein neues Preisszenario: Die Experten kalkulieren nun mit einem konstanten Ölpreis von 60 US-Dollar je Barrel Brent. Die Bewertungen seien auf diesem Niveau „nicht mehr billig, sondern fair“, heißt es. Vor allem komme es nun auf Disziplin beim Kapitaleinsatz an.
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Rückstufung für Equinor – Sorgen um Offshore-Windprojekt
Bei Equinor sehen die Fachmänner laut dem Bericht die größten Risiken im Sektor. Die Norweger seien laut JPMorgan derzeit das Ölunternehmen mit dem stärksten negativen Trend bei der Verschuldung bis Ende 2026. Hintergrund seien unter anderem Verzögerungen beim US-Offshore-Windprojekt Empire Wind sowie steigende Bilanzrisiken.
Sollte das Projekt gestrichen werden, könnte sich die Kennzahl Net Debt to Capital Employed von derzeit 6,9 Prozent (Q1 2025) auf bis zu 26 Prozent verschlechtern, rechnen die Analysten vor. Das Kursziel wurde um 16 Prozent auf 270 norwegische Kronen gekappt. Gleichzeitig strichen sie den bislang gewährten Gaspreisaufschlag und rechnen mit schwächerer Kapitalrendite ab dem Jahr 2026.
Shell, TotalEnergies und Eni überzeugen mit Stabilität
Wesentlich positiver fällt das Fazit für Shell, TotalEnergies und Eni aus. Diese drei Unternehmen bleiben JPMorgans Favoriten - allen voran Shell, das die Analysten erneut als „Top Pick“ im europäischen Ölsektor bezeichnen. Bei einem Ölpreis von 60 Dollar rechnen sie für 2026 mit einer Free-Cashflow-Rendite von über zehn Prozent. Shell profitiere zudem von einer soliden Bilanz und seiner Flexibilität bei Öl- und Gaspreisen.
TotalEnergies punktet mit niedrigen Kosten und einer klaren Dividendenpolitik - darunter Rückkäufe von mindestens zwei Milliarden US-Dollar pro Quartal bei stabilen Preisen. Und auch Eni gilt trotz einer etwas höheren Verschuldung als aussichtsreich. Die Italiener könnten 2026 mit einem Free Cashflow von über zehn Prozent aufwarten - bei gleichzeitig sinkendem Verschuldungsgrad.
Gesamtausblick: Weniger Rückkäufe, weiter hohe Renditen
Insgesamt senkte JPMorgan seine Ölpreisannahme für das Basis-Szenario auf 65 Dollar - zuvor waren es noch 70. Auch bei Gaspreisen und beim Euro-Dollar-Kurs rechnet man mit niedrigeren Niveaus. Die Folge: Die Kursziele für europäische Ölwerte wurden im Schnitt um neun Prozent gekürzt.
Trotzdem bleibt die Branche aus Sicht der Bank attraktiv: Die durchschnittliche Cash-Rendite - also Dividenden plus Rückkäufe - dürfte 2026 bei rund elf Prozent liegen. Allerdings werde der Großteil der erwarteten Kürzungen über geringere Rückkäufe abgewickelt, nicht über Dividenden.
Das Fazit der Analysten fällt nüchtern aus: Ohne klarere wirtschaftliche Impulse dürfte es schwer werden, breite Investorenkreise für den Sektor zu begeistern.
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