Investing.com - Die künstliche Intelligenz (KI) revolutioniert unsere Welt und bietet unglaubliches Potenzial für Investoren. Laut den Strategen von Goldman Sachs (NYSE:GS), angeführt von Ryan Hammond, hat der S&P 500 noch immer Raum für weiteres Wachstum, solange der Markt die erwarteten Produktivitäts- und Gewinnsteigerungen durch die rasche Integration von KI angemessen berücksichtigt.
Hammond schreibt in einer Kundenmitteilung: "Unter Verwendung unseres Dividend-Discount-Modells (DDM) und der Annahme unserer Ökonomen, dass eine weit verbreitete Implementierung von KI das Produktivitätswachstum über einen Zeitraum von 10 Jahren um 1,5 Prozentpunkte pro Jahr ankurbeln könnte, schätzen wir, dass die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate des Gewinns pro Aktie des S&P 500 in den nächsten 20 Jahren 5,4 % betragen würde, verglichen mit +4,9 %, von denen unser Modell derzeit ausgeht. Dies wiederum würde einen fairen Wert des S&P 500 stützen, der 9 % über dem derzeitigen Stand liegt."
Obwohl Hammond von einem vielversprechenden Zukunftspotenzial der KI überzeugt ist, glaubt er nicht, dass der Markt dieses Potenzial in naher Zukunft vollständig einpreisen wird. Es gäbe noch viele Unsicherheiten hinsichtlich des Timings und der Umsetzungsfähihgkeiten der Unternehmen in Bezug auf KI.
"Es gibt mehrere Faktoren, die das Potenzial des S&P 500 Fair Value beeinflussen könnten", schreibt Hammond. "Erstens könnte das Aufwärtspotenzial bei verschiedenen Produktivitätsszenarien zwischen +5 % und +14 % liegen. Zweitens könnte eine politische Reaktion wie ein höherer Unternehmenssteuersatz einen Teil des KI-gestützten Ertragsanstiegs ausgleichen. Drittens könnte ein höheres Zinsumfeld einen Großteil des potenziellen Anstiegs des S&P 500 Fair Value neutralisieren. Viertens folgen die Aktienkurse eng der kurzfristigen zyklischen Dynamik, und die langfristige Zuversicht in Bezug auf die künstliche Intelligenz steht im Gegensatz zu der auf das Rezessionsrisiko zurückzuführenden kurzfristigen Skepsis der Anleger."
Mit Blick auf die Dotcom-Blase und ihre Parallelen zum Jahr 2023 macht Hammond darauf aufmerksam, dass die hohen Erwartungen der Anleger zweifelsohne ein Risiko für den Markt darstellen.
"Unternehmen mit starkem Wachstum haben oft Schwierigkeiten, in die hohen Bewertungs-Multiples hineinzuwachsen.. In den späten 1990er Jahren konnten viele der größten TMT-Titel zwar ihren Umsatz weiter steigern, aber ihre Unfähigkeit, die optimistischen Erwartungen der Anleger zu erfüllen, führte zu einem Einbruch der Bewertungen", fügt er hinzu.
Trotzdem betont der Experte, dass die Euphorie der Anleger bezüglich KI noch nicht übertrieben sei. Die Aktienrisikoprämie (ERP) und die langfristigen Gewinnwachstumserwartungen entsprechen "in etwa den historischen Durchschnittswerten".
Bei Einzelaktien sieht die Situation jedoch anders aus. Die aktuelle Bewertung von Nvidia (NASDAQ:NVDA) ähnelt laut Hammond der Bewertung, die einigen der größten Profiteure des Dotcom-Booms in den 2000er Jahren (wie Microsoft (NASDAQ:MSFT) und INTC (NASDAQ:INTC)) zugestanden wurde, jedoch ist sie nicht das extremste Beispiel (CSCO (NASDAQ:CSCO)).