Investing.com - Die US-Börsen bleiben volatil, doch Michael Wilson, Chefstratege für US-Aktien bei Morgan Stanley (NYSE:MS), sieht beim S&P 500 eine stabile Untergrenze bei 5.500 Punkten. Seiner Einschätzung nach sorgen politische Unsicherheiten, fiskalische Belastungen und Druck auf Unternehmensgewinne für ein weiterhin schwieriges Marktumfeld.
Bisher tat sich der Leitindex schwer, die 6.100-Punkte-Marke nachhaltig zu durchbrechen – ein Niveau, das Wilson bereits im vergangenen Jahr als entscheidenden Widerstand ausgemacht hatte. Nach unten scheint der Spielraum allerdings begrenzt.
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Ziel für 2025: 6.500 Punkte – aber der Weg bleibt holprig
Wilson hält an seinem Kursziel von 6.500 Punkten für den S&P 500 bis Ende 2025 fest. Allerdings dürfte die Entwicklung von hoher Volatilität begleitet sein, solange der Markt mit den anhaltenden Unsicherheiten ringt.
„Unsere Einschätzungen zu den Auswirkungen von Zöllen und fiskalischen Herausforderungen deuten darauf hin, dass der untere Rand der Handelsspanne für die erste Jahreshälfte bei rund 5.500 Punkten liegt“, schrieb er in einer Notiz an Investoren.
Was spricht für eine Erholung?
Trotz der schwierigen Lage gibt es einige Faktoren, die kurzfristig für eine Stabilisierung oder sogar eine Erholung sprechen könnten:
- Rückgang der Anleiherenditen: Die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen ist seit Mitte Januar um 50 Basispunkte gefallen. In der Vergangenheit ging das häufig mit einer positiven Überraschung bei Wirtschaftsdaten in den folgenden Wochen einher.
- Schwächerer US-Dollar: Im vierten Quartal hatte der starke Dollar noch den Unternehmensgewinnen zugesetzt. Seit Januar hat die US-Währung allerdings rund 6 Prozent abgewertet, was den Druck auf exportorientierte Firmen reduziert.
- Saisonale Effekte: Historisch gesehen steigen die Gewinnerwartungen und die Aktienkurse oft bis in den März hinein – ein Muster, das auch in diesem Jahr eine Stütze sein könnte.
„Wenn sich der S&P 500 tatsächlich in Richtung 5.500 Punkte bewegt, könnte das ein guter Einstiegspunkt für Anleger sein – allerdings nur für jene, die mit der weiter anhaltenden Volatilität umgehen können“, so Wilson weiter.
Marktumfeld bleibt herausfordernd
Langfristig bleibt die Lage aber angespannt. Gewinnschätzungen für Unternehmen stehen weiter unter Druck – in der Regel ein Zeichen dafür, dass auch die tatsächlichen Gewinne erst in etwa sechs Monaten nachziehen werden. Bis sich diese Stabilisierung zeigt, müsste eine Bewertungsausweitung (höhere Kurs-Gewinn-Verhältnisse) den Markt antreiben.
Ein weiteres Signal für Unsicherheit: Viele Investoren wechseln derzeit verstärkt in defensive Sektoren und Qualitätsaktien, da sie ein schwächeres Wachstum befürchten. Wilson hält es für möglich, dass diese Umschichtung vorerst anhält. Sollte sich das Konjunkturumfeld aber stabilisieren, könnte es wieder eine Rückkehr zu zyklischen Aktien geben.
Strategie: Auf relative Bewertungen setzen
Da der S&P 500 derzeit in der Mitte der erwarteten Handelsspanne notiert, sieht Wilson ein ausgeglichenes Risiko-Chancen-Verhältnis. „Relative-Value-Trades“ seien derzeit die sinnvollste Strategie, betont er.
„Es sei denn, die Fed vollzieht erneut einen scharfen Pivot, wie wir es letzten Sommer gesehen haben – ohne dass gleichzeitig die Wachstumssorgen eskalieren – halten wir es für klüger, sich auf relative Bewertungen zu konzentrieren“, schrieb Wilson.
Der Markt bleibt also ein Spiel auf Zeit – und Anleger brauchen weiterhin starke Nerven.
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