FRANKFURT (dpa-AFX) - Auf der Suche nach höheren Renditen werden in Ungnade gefallene Anleihen großer und etablierter Unternehmen bei Anlegern zunehmend beliebt. Diese Papiere werden 'gefallene Engel' genannt, weil sie von Ratingagenturen auf Ramschniveau abgestuft wurden. Da die Kursreaktion direkt nach der Abstufung oft überzogen und die Bonität der Unternehmen dennoch vergleichsweise gut sei, bieten 'gefallene Engel' allerdings bessere Anlagechancen als andere hochverzinsliche Anleihen, sagte Ernst Konrad, Partner und Fondsmanager beim Münchener Vermögensverwalter Eyb & Wallwitz, im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Private Investoren sollten sich aber dennoch der Ausfallrisiken bewusst sein. Schließlich würden Anleihen nicht grundlos auf Ramschniveau herabgestuft.
Frage: Wie können aus einstmals soliden Unternehmensanleihen 'gefallene Engel' werden?
Konrad: 'Anleihen großer, etablierter Unternehmen mit ursprünglich gutem Rating können aus unterschiedlichen Gründen bei Ratingagenturen und Investoren in Ungnade fallen. Beispiele dafür sind eine Abschwächung der Geschäftstrends oder eine Verschlechterung der Unternehmensbilanzen. Möglich ist auch, dass der Anleihen-Emittent in Zukunft voraussichtlich weniger Barmittel erwirtschaften wird. In diesen Fällen steigt das Risiko - wenn auch nicht erheblich - eines Ausfalls der Anleihen. Schlimmstenfalls werden sie auf Ramschniveau (High-Yield) herabgestuft und gelten dann als 'gefallener Engel' (fallen Angels).'
Frage: Sollten die Anleger dann nicht besser ihre Finger von solchen Papieren lassen?
Konrad: 'Für ihre Bereitschaft, höhere Risiken einzugehen, erhalten Anleger eine Prämie in Form höherer Renditen. Die Renditeaufschläge der 'fallen Angels' sind attraktiv und liegen auf dem Niveau von 2002 oder Mitte 2009. Damals waren zudem die Ausfallraten deutlich höher. Ferner sind die Renditen der gefallenen Engel oft höher als die Renditen gewöhnlicher High-Yield-Anleihen, obwohl 'fallen Angels' in der Regel ein besseres Rating und damit eine höhere Bonität aufweisen als die herkömmlichen Ramsch-Papiere.'
Frage: Wie lässt sich dieser Widerspruch erklären?
Konrad: 'Wenn Investment-Grade-Anleihen etablierter Firmen auf Ramschniveau abgestuft werden, entsteht ein hoher Verkaufsdruck, da manche professionelle Investoren bestimmte Anleihearten aus regulatorischen Gründen nicht halten dürfen. Dadurch fällt der Preis der Papiere stark und die Renditen ziehen entsprechend deutlich an. Mit der Zeit jedoch sollten sich die Ertragsunterschiede zwischen den gewöhnlichen High-Yield-Anleihen und den gefallenen Engeln angleichen.
Im Gegensatz zu den normalen Ramsch-Papieren aber erlangt historisch ein Drittel aller 'fallen Angels' wieder den Investmentgrade-Status. Damit eröffnet sich für die Anleger die Möglichkeit, von Kursanstiegen zu profitieren. Eine weitere gute Nachricht für Gläubiger ist, dass viele solcher Unternehmen sich zu entschulden versuchen und bei Übernahmen zurückgehalten haben.'
Frage: Für welche Anleger eignen sich die gefallenen Engel denn besonders?
Konrad: 'Wer sich des Ausfallsrisikos dieser Produkte bewusst ist, für den können gefallene Engel eine interessante Anlagealternative angesichts des derzeitigen Niedrigzinsumfeldes sein. Insbesondere für diejenigen, für die eine Investition im breiten hochverzinslichen Universum zu riskant erscheint. Da die 'fallen Angels' gereifte und bekannte Konzerne sind, können die privaten Investoren auf viel Research-Material von Anleihen- und auch Aktienanalysten zurückgreifen, um sich zu informieren. Beispiele für gefallene Engel sind die Nachranganleihen der Schweizer Großbank UBS und der Stahlkonzern ArcelorMittal .
Klar sollte aber sein, dass die gefallenen Engel eine Nischenalternative sind. Sie eignen sich nur als Beimischung innerhalb eines wohldiversifizierten Portfolios. Um das Risiko von Zahlungsausfällen einzelner Emittenten zu verringern, bietet sich die Anlage in einen Fonds mit vielen Einzelwerten an.'/la/zb/fbr
--- Gespräch: Lutz Alexander, dpa-AFX ---
Frage: Wie können aus einstmals soliden Unternehmensanleihen 'gefallene Engel' werden?
Konrad: 'Anleihen großer, etablierter Unternehmen mit ursprünglich gutem Rating können aus unterschiedlichen Gründen bei Ratingagenturen und Investoren in Ungnade fallen. Beispiele dafür sind eine Abschwächung der Geschäftstrends oder eine Verschlechterung der Unternehmensbilanzen. Möglich ist auch, dass der Anleihen-Emittent in Zukunft voraussichtlich weniger Barmittel erwirtschaften wird. In diesen Fällen steigt das Risiko - wenn auch nicht erheblich - eines Ausfalls der Anleihen. Schlimmstenfalls werden sie auf Ramschniveau (High-Yield) herabgestuft und gelten dann als 'gefallener Engel' (fallen Angels).'
Frage: Sollten die Anleger dann nicht besser ihre Finger von solchen Papieren lassen?
Konrad: 'Für ihre Bereitschaft, höhere Risiken einzugehen, erhalten Anleger eine Prämie in Form höherer Renditen. Die Renditeaufschläge der 'fallen Angels' sind attraktiv und liegen auf dem Niveau von 2002 oder Mitte 2009. Damals waren zudem die Ausfallraten deutlich höher. Ferner sind die Renditen der gefallenen Engel oft höher als die Renditen gewöhnlicher High-Yield-Anleihen, obwohl 'fallen Angels' in der Regel ein besseres Rating und damit eine höhere Bonität aufweisen als die herkömmlichen Ramsch-Papiere.'
Frage: Wie lässt sich dieser Widerspruch erklären?
Konrad: 'Wenn Investment-Grade-Anleihen etablierter Firmen auf Ramschniveau abgestuft werden, entsteht ein hoher Verkaufsdruck, da manche professionelle Investoren bestimmte Anleihearten aus regulatorischen Gründen nicht halten dürfen. Dadurch fällt der Preis der Papiere stark und die Renditen ziehen entsprechend deutlich an. Mit der Zeit jedoch sollten sich die Ertragsunterschiede zwischen den gewöhnlichen High-Yield-Anleihen und den gefallenen Engeln angleichen.
Im Gegensatz zu den normalen Ramsch-Papieren aber erlangt historisch ein Drittel aller 'fallen Angels' wieder den Investmentgrade-Status. Damit eröffnet sich für die Anleger die Möglichkeit, von Kursanstiegen zu profitieren. Eine weitere gute Nachricht für Gläubiger ist, dass viele solcher Unternehmen sich zu entschulden versuchen und bei Übernahmen zurückgehalten haben.'
Frage: Für welche Anleger eignen sich die gefallenen Engel denn besonders?
Konrad: 'Wer sich des Ausfallsrisikos dieser Produkte bewusst ist, für den können gefallene Engel eine interessante Anlagealternative angesichts des derzeitigen Niedrigzinsumfeldes sein. Insbesondere für diejenigen, für die eine Investition im breiten hochverzinslichen Universum zu riskant erscheint. Da die 'fallen Angels' gereifte und bekannte Konzerne sind, können die privaten Investoren auf viel Research-Material von Anleihen- und auch Aktienanalysten zurückgreifen, um sich zu informieren. Beispiele für gefallene Engel sind die Nachranganleihen der Schweizer Großbank UBS
Klar sollte aber sein, dass die gefallenen Engel eine Nischenalternative sind. Sie eignen sich nur als Beimischung innerhalb eines wohldiversifizierten Portfolios. Um das Risiko von Zahlungsausfällen einzelner Emittenten zu verringern, bietet sich die Anlage in einen Fonds mit vielen Einzelwerten an.'/la/zb/fbr
--- Gespräch: Lutz Alexander, dpa-AFX ---