DUISBURG (dpa-AFX) - Der neuerliche Verfall der globalen Stahlpreise setzt dem Stahlhändler Klöckner & Co (XETRA:KCOGn) (KlöCo) (XETRA:KCOGn) schwer zu. Nach einem enttäuschenden ersten Halbjahr senkte das Unternehmen am Donnerstag die Jahresprognose und erwartet nun unter dem Strich wieder einen Verlust. Mit einer spürbaren Erholung der Preise rechnet der Vorstand nicht mehr. Daher will er seine seit drei Jahren andauernden Sparanstrengungen noch einmal verstärken. Weitere 600 der aktuell noch 9700 Stellen sollen dabei wegfallen.
Vor allem im Frankreich setzt KlöCo den Rotstift an. Angesichts der anhaltenden Krise schließen die Duisburger dort elf ihrer 63 Standorte. 310 von knapp 1800 Jobs sollen dabei wegfallen. In anderen europäischen Ländern werden weitere fünf Niederlassungen aufgegeben. Zudem verabschiedet sich KlöCo von seinen China-Hoffnungen und schließt seinen bislang einzigen Standort mit 35 Beschäftigten dort. Die neuen Sparbemühungen sollen sich schon im kommenden Jahr positiv auswirken und ab 2017 das Ebitda um weitere 30 Millionen Euro verbessern.
"Wir sind überzeugt, dass wir mit dem erweiterten Sparprogramm die Verlustzone schnell wieder verlassen", sagte Vorstandschef Gisbert Rühl. Zudem setzt er große Hoffnungen auf die Digitalisierung der Lieferkette. In diesem Bereich stockt KlöCo die Mitarbeiterzahl sogar auf.
Die schleppende Wirtschaftsentwicklung in China gilt derzeit als Hauptgrund für den neuerlichen globalen Preisdruck. Das Land ist der mit Abstand größte Stahlhersteller. Derzeit produziert es aber viel mehr Stahl als es selbst verbraucht. Die Überproduktion versuchen die Chinesen im Ausland loszuwerden, was dort die Preise verdirbt. So brachen gerade in den USA die Erlöse für KlöCo ein. Nur wegen des starken Dollars schlug sich das nicht voll in der Bilanz nieder. Anders als die Stahlhersteller wie ThyssenKrupp (XETRA:TKAG) und Salzgitter (XETRA:SZGG), die den Einbruch durch den parallelen Verfall der Rohstoffpreise abfedern können, trifft die Entwicklung reine Handelsunternehmen wie KlöCo voll.
In den ersten sechs Monaten stieg der Umsatz zwar dank des schwachen Euro um 4,3 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro. Netto kam ein Verlust von 75 Millionen Euro zusammen, nachdem das Unternehmen vor ein Jahr noch zehn Millionen Gewinn erwirtschaftet hatte. Beim Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen stand ein Fehlbetrag von sieben Millionen Euro, im Vorjahr gab es noch 97 Millionen Euro Gewinn. Ohne die Kosten für das laufende Sparprogramm wären zumindest 46 Millionen Euro Gewinn an dieser Stelle geblieben.
Für das zweite Halbjahr rechnet KlöCo nur mit einer leichten Entspannung. So dürfte die Stahlnachfrage auf dem für den Konzern wichtigen US-Markt spürbar anziehen. Dabei sollten sich den Angaben zufolge die Preise stabilisieren. So erwartet der Vorstand im dritten Quartal nun einen konstanten Umsatz und ein Ebitda vor den Kosten für das Sparprogramm zwischen 45 und 55 Millionen Euro. Im Gesamtjahr soll das Ebitda nun deutlich sinken. Bislang hatte KlöCo gehofft, das Vorjahresergebnis von 191 Millionen Euro zumindest bereinigt um die Kosten für laufende Sparprogramme übertreffen zu können.