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ThyssenKrupp steht vor kompletter Neuausrichtung: Hoffentlich kann die Aktie länger davon profitieren

Veröffentlicht am 14.05.2019, 10:00
© Reuters.
JPM
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Es kommt wirklich selten vor, dass ein DAX-Unternehmen solch einen hohen Kurssprung an einem Tag hinlegt. Am 10.05.2019 stieg der Kurs von ThyssenKrupp (WKN:750000) um sagenhafte 28,17 % an. Aber was war der Grund für diese Kursexplosion?

ThyssenKrupp will sich neu ordnen und hat die geplante Aufspaltung des Unternehmens gestoppt. Hintergrund ist, dass die geplante Stahlfusion mit Tata Steel (WKN:A0DQQE) nicht zustande kommen wird und man deswegen die strategischen Optionen für das Unternehmen neu bewertet hat. Die ThyssenKrupp-Aktie machte daraufhin einen riesigen Sprung nach oben. Doch wie lange wird die Freude anhalten? Versuchen wir doch einfach einmal, Hinweise dafür zu finden.

Komplette Neuausrichtung bei ThyssenKrupp Die Europäische Kommission hat trotz signifikanter Zugeständnisse weiterhin Bedenken, das Stahl-Joint-Venture zwischen ThyssenKrupp und Tata Steel positiv zu bewerten. Beide Unternehmen sind sich darüber einig, dass weitere Zusagen oder Nachbesserungen die angestrebten Synergieeffekte beinträchtigen. Und zwar in solch einem Umfang, dass eine wirtschaftliche Logik für dieses Joint Venture nicht mehr gegeben ist.

Der Vorstand von ThyssenKrupp hat daraufhin die strategischen Optionen für das Unternehmen neu bewertet. Dem Aufsichtsrat wird nun vorgeschlagen, dass man die geplante Teilung in zwei eigenständige und unabhängige Unternehmen absagt. Man begründet die Entscheidung mit der konjunkturellen Eintrübung, die sich negativ auf die geschäftliche Entwicklung auswirken könnte, und dem aktuellen Kapitalmarktumfeld.

Stattdessen will man sich nun grundlegend neu ausrichten, damit die operative Leistungsfähigkeit entscheidend verbessert werden kann. Dazu gehören im Einzelnen ein wertorientierter flexibler Portfolioansatz, der für die Weiterentwicklung aller Geschäfte mehr Freiheit generiert, sowie eine stärkere Performance-Orientierung und eine schlankere Holding-Struktur.

Der Konzern will auch die Kapitalbasis nachhaltig stärken. Denn damit erlangt man den notwendigen finanziellen Spielraum, der nötig ist, um sowohl erforderliche Restrukturierungen als auch die Weiterentwicklung der Geschäfte zu finanzieren. Um dies zu erreichen, wird vorgeschlagen, einen Teil der Aufzugssparte Elevator-Technology an die Börse zu bringen.

Eine positive Stimmung liegt in der Luft Der Aufsichtsrat wird am 21.05.2019 über das Vorhaben der Neuausrichtung und den Teilbörsengang der Aufzugssparte abstimmen. Und die Sparte zählt zu den wenigen verlässlichen Gewinnbringern im Konzern. Der Geschäftsbereich Elevator-Technologie soll laut Expertenschätzungen alleine fast doppelt so viel wert sein wie der ThyssenKrupp-Konzern als Ganzes. Dies bezieht sich allerdings auf eine Berechnung vor den letzten Kurssprüngen.

Es wird erwartet, dass die Aufzugssparte auf ein großes Interesse bei den Investoren treffen wird, und die Analysten bewerten den Schritt demzufolge auch grundsätzlich positiv. Dass die Aktionäre allerdings an den Gewinnen aus dem Börsengang in Form einer Sonderdividende teilhaben werden, ist nicht zu erwarten. Der IG-Metall-Bezirkschef von NRW, Knut Giesler, meinte dazu: „Der Erlös muss für Restrukturierungen und Zukunftsfragen verwendet werden. Eine Ausschüttung an die Aktionäre wird es mit uns nicht geben.“

Aber wie lange kann die Aktie davon profitieren? Experten bewerten die Ereignisse erst einmal positiv. Der Analyst von JPMorgan (NYSE:JPM) (WKN:850628), Luke Nelson, bezeichnete das strategische Umdenken als „U-Turn“. Er meinte, dass der Industriekonzern letztlich wieder zu dem zurückgekehrt sei, was viele Marktteilnehmer schon vor einem Jahr gehofft hätten.

Es steht außer Frage, dass die ThyssenKrupp-Aktie dringend Rückenwind benötigt. In den letzten zwölf Monaten hat sie trotz des jüngsten Kurssprungs fast 40 % an Wert verloren. Es gab im Prinzip nichts, was den Abwärtstrend hätte stoppen können. Da kamen die Nachrichten von der Neustrukturierung gerade richtig. Es bleibt abzuwarten, ob die Impulse ausreichen, um eine nachhaltige Trendwende beim Aktienkurs einzuleiten.

Der Kurs der Aktie von ThyssenKrupp erscheint mit 14,40 Euro (10.05.2019) optisch weiterhin sehr niedrig. Das Papier ist aber meiner Meinung nach nur etwas für ganz hart gesottene und risikobereite Investoren, die an den Beginn eines Aufwärtstrends glauben.

Andre Kulpa besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2019

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

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