Spricht man mit Menschen, die nichts mit der Börse zu tun haben, wird man oft mit der Aussage konfrontiert, dass das eh nur alles Spekulation sei. Es sei daher nur Zufall, ob eine Aktie steigt oder fällt. Diese Menschen begreifen nicht, dass es sich bei Aktien im Gegensatz zum Bitcoin um Unternehmensbeteiligungen handelt und die Kurse in erster Linie von der Entwicklung des Unternehmens hinter dem Wertpapier abhängen. Den Firmenwert kann man ähnlich wie bei einer Immobilie anhand der Sachwerte in der Bilanz oder durch Abzinsung der künftig zu erwartenden Cashflows ermitteln.
Dieses Vorgehen ist beim Bitcoin nicht möglich. Der Bitcoin verfügt über keinen inneren Wert, am ehesten könnte man hier wohl noch die Kosten für die Erzeugung ansetzen. Diese bestehen im Wesentlichen aus Hardwareinvestitionen und Energiekosten. Der große Vorteil liegt laut Befürwortern darin, dass die Zahl der maximal im Umlauf befindlichen Bitcoins endlich ist.
Bitcoin ist hochspekulativ
Zwar mag die Menge der verteilbaren Bitcoins begrenzt sein, allerdings ist es die Zahl der Kryptowährungen nicht. Wenn die Volatilität abnimmt, werden sich viele Investoren, die nach der schnellen Rendite suchen, nach einer Alternative umsehen. Seit Jahresbeginn hat sich die Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen trotz der jüngsten Korrektur mehr als verdoppelt. Angesichts von zweistelligen Wertschwankungen in einer Woche ist der Bitcoin als Zahlungsmittel vollkommen ungeeignet.
Eine Erkenntnis, zu der inzwischen auch Elon Musk gelangt ist. Letzte Woche kündigte er an, dass sein Unternehmen Tesla (NASDAQ:TSLA) (WKN: A1CX3T) keine Zahlungen mehr mit Bitcoins akzeptieren werde. Dies wurde erst im März ermöglicht. Im Februar hatte Tesla den Kauf von 1,5 Mrd. für „mehr Flexibilität zur weiteren Diversifizierung und Maximierung der Rendite auf unsere Barmittel“ bekannt gegeben. Im ersten Quartal hat man direkt davon Gebrauch gemacht und nach kräftigen Kursanstiegen einen Teil davon wieder verkauft. Dadurch konnte in dem Quartal ein Gewinn ins Ziel gerettet werden.
Jetzt behauptet Elon Musk, dass er keine weiteren Verkaufsabsichten habe. Was dieses Versprechen wert ist, wird man wahrscheinlich am Ende dieses Quartals sehen, wenn die Unternehmenszahlen nicht wie vom Markt erwartet ausfallen sollten. Die Kursreaktionen auf jede Aussage von ihm sollte die Bitcoin-Spekulanten allerdings bedenklich stimmen. Ist nicht die Unabhängigkeit von Staaten der große Vorteil der Kryptowährung? Ist es da wirklich besser, wenn das Wohl und Wehe von einem einzigen Unternehmenslenker abhängt, dessen Twittergewohnheiten an einen Ex-Präsidenten erinnern?
Finger weg!
Das wäre in meinen Augen schon ein ausreichender Grund, nicht mit Bitcoins zu spekulieren. Dazu kommen allerdings noch Umweltbedenken und die Gefahr staatlicher Regulierung.
Was mich außerdem äußerst bedenklich stimmt, ist der Liveticker des Handelsblatts zu Kryptowährungen und dass die BILD Finanz-Diva bereits zwei neue, viel unbekanntere Coins auf dem Zettel hat. Hier wird in meinen Augen eine Blase gefüttert.
Florian Hainzl besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Bitcoins und Aktien von Tesla.
Motley Fool Deutschland 2021