Sehr geehrter Herr Mag. Klaus Fahrnberger, da ich erst auf dem EigenKapitalForum (EKF) 2018 die Gelegenheit hatte mit dem CEO Ihres Unternehmens, Herrn Ömer, zu sprechen, möchte ich in diesem Interview andere Prioritäten setzen. So dürfte das Geschäftsmodell Ihres Unternehmens – es handelt sich bei der bet-at-home.com AG um einen Anbieter von Sportwetten und Spielen über das Internet – unseren Leserinnen und Lesern bekannt sein.
Daher möchte ich als erstes wissen, wen Sie eigentlich als Ihre härtesten Wettbewerber betrachten? Mir würde da zunächst Bwin.party, inzwischen in der britischen GVC Holdings aufgegangen, einfallen. Liege ich damit richtig? Und wen sehen Sie vielleicht noch im Markt?
Antwort von Mag. Klaus Fahrnberger:
Unsere Hauptwettbewerber sind immer noch stationäre Anbieter. Der Grund hierfür liegt ja auf der Hand. Diese haben über viele Jahre eine treue Kundenbasis aufgebaut, die wir sukzessive für uns gewinnen können. Interesse an Sportwetten und Spielen haben diese ja offensichtlich, was schon mal die Grundvoraussetzung ist.
Als reiner Online-Anbieter bieten wir den Kunden umfangreichere und attraktivere Angebote, insbesondere bessere Quoten, schon wegen unserer deutlich günstigeren Kostenstrukturen (keine Terminals, keine stationären Shops). Wir gehen daher davon aus, dass es in den kommenden Jahren, auch wegen des demographischen Wandels (die jüngere Generation ist bekanntlich online-affiner), auch hier zu einem Shift weg von offline und hin zu online kommen wird.
Davon wollen und werden wir auch weiterhin profitieren. So werden schon heute 51% unserer Umsätze über mobile Devices wie Smartphones oder Tablets abgewickelt, Tendenz steigend.
Allerdings ist Wettbewerb in diesem Markt immer relativ zu sehen, denn der Markt ist noch längst nicht gesättigt. Marketingaktionen unserer Wettbewerber helfen daher durchaus auch uns, zumal Gesamtnachfrage generiert wird.
Ein Problem, über das viele Spieler klagen, sind die Informationen zu aktuellen Sportereignissen. Um das genauer zu spezifizieren: Ich meine damit natürlich vergangene Ergebnisse und ähnliche Statistiken. Dort scheint aktuell kein Wettanbieter optimal aufgestellt zu sein. Wie sehen Sie das?
Antwort von Mag. Klaus Fahrnberger: Ich kann nur für bet-at-home.com sprechen, aber wir sehen uns dort gut aufgestellt. Wenn Sie sich die App oder auch die Website anschauen, werden Sie dort einen umfangreichen Statistikteil finden. Zudem betreiben wir einen Sportwettenblog mit professionellen Einschätzungen unserer Buchmacher zu sportlichen Highlights in der Bundesliga, Champions League oder Großereignissen wie EM oder WM.
Kommen wir zu einem Thema, auf das ich Sie nach dem damaligen „Fall Hoyzer“ quasi ansprechen muss, nämlich das Thema Wettbetrug. Was können Sie zu diesem Thema sagen?
Antwort von Mag. Klaus Fahrnberger: Zunächst einmal sprechen wir lieber von Spielbetrug als von Wettbetrug, denn es werden gegebenenfalls Spiele manipuliert und nicht die Wetten. Als Wettanbieter legen wir höchsten Wert auf präventive Maßnahmen und Informationsschnittstellen, welche betrügerische Absichten frühzeitig erkennen. Denn wir müssen schließlich die entsprechenden Gewinne auszahlen und sind somit die Geschädigten.
Daher haben wir auch zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um solche Manipulationen möglichst auszuschließen. So nutzen wir intern Big Data, um alles Mögliche zu tracken. Fallen uns dabei Unregelmäßigkeiten auf, melden wir sie umgehend an eine zentrale Informationsschnittstelle. Mit dieser Schnittstelle arbeiten alle seriösen Wettanbieter in Europa zusammen. Dadurch verfügt dieses Netzwerk über alle notwendigen Daten und informiert umgekehrt im Falle eines Falles auch uns über Auffälligkeiten. Im Zweifel werden dann Wetten auf die entsprechenden Spiele umgehend storniert und getätigte Wetteinsätze dem Kunden wieder gutgebucht.
Ferner steht unser Angebot in bestimmten Regionen gar nicht zur Verfügung, bspw. in den USA und Asien. Auch gibt es entsprechende Limits für neue Kunden oder auch bestimmte Spiele. Zu guter Letzt konzentrieren wir uns auf höhere Ligen, weil dort aus unserer Sicht die Anfälligkeit für solche Betrügereien geringer ist.
Kommen wir mal zu einem unternehmensspezifischen Thema, nämlich Ihren Problemen in Polen. Die dortige Regierung hat ja quasi Ihr Angebot lahmgelegt, wogegen Sie geklagt haben. Auf die Frage nach möglichen Schadenersatzansprüchen hat Ihr CEO Franz Ömer auf dem EigenKapitalForum nur gelacht…
Antwort von Mag. Klaus Fahrnberger: Wir befinden uns aktuell im ersten Instanzenzug vor polnischen Gerichten. Dort geht es erst einmal darum, die Gesetze in Polen grundsätzlich zu reparieren und europarechtskonform zu gestalten, sodass die polnischen Gesetze den Marktzugang ausländischer Anbieter nicht wie bisher rechtswidrig blockieren.
In einem nächsten Schritt müssen wir dann wohl auch noch vor den Europäischen Gerichtshof (EuGH) ziehen. Wir glauben zwar, dass wir gute Chancen haben die Gerichtsverfahren zu gewinnen. Das sehen auch unsere Berater und sogar unsere Wettbewerber so. Aber ob wir dann am Ende auch Schadenersatz zugesprochen bekommen und welche Summen genau da fließen werden, steht leider noch in den Sternen. Generell dürften sich die Gerichtsverfahren noch zwei bis vier Jahre hinziehen, um Ihnen aber wenigstens in dieser Hinsicht mal einen Zeitrahmen zu nennen.
Kommen wir damit zur aktuellen Kursentwicklung. Die Aktie Ihres Unternehmens – aber zugegeben nicht nur diese, sondern quasi alle Technologie-Aktien – stand zuletzt unter Abgabedruck.
Antwort von Mag. Klaus Fahrnberger: Die Aktie begann quasi mit Beginn des Blocking unseres Angebots in Polen im Juli 2017 zu fallen. Insofern kann man sagen, dass diese Nachricht dafür gesorgt haben könnte, dass sich die Anleger seitdem mehr auf die Risiken als auf die Chancen fokussieren. Zuletzt gilt diese Einschätzung aber für den gesamten Aktienmarkt.
Generell kann ich den Aktienkurs natürlich als Vertreter der bet-at-home.com AG nur schwer kommentieren. Die Kursentwicklung überlassen wir alleine den Marktteilnehmern. Allerdings kann und möchte ich an dieser Stelle auf unsere starken Fundamentaldaten hinweisen.
So verfügten wir zum Ende des dritten Quartals 2018 über liquide Mittel in Höhe von 67 Mio. Euro bei keinerlei Finanzverbindlichkeiten. Die Marktkapitalisierung lag zuletzt bei einem Aktienkurs von 45,00 Euro bei ca. 325 Mio. Euro. Abzüglich der liquiden Mittel sprechen wir also von einem Enterprise Value von rund 260 Mio. Euro.
Im laufenden Geschäftsjahr 2018 möchten wir jedoch mindestens einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 36 Mio. Euro erzielen. Sie können nun selbst bewerten, ob die Aktie zurzeit eher günstig oder eher teuer bewertet ist.
Die Analysten, die unsere Aktie bewerten, glauben angesichts der hohen Cashposition, dass wir unsere Dividende stabil halten können. Konkret lautet die Dividendenschätzung auf 6,13 Euro je Aktie, was einer entsprechend hohen Dividendenrendite entsprechen würde. Wir haben zwar noch keine Dividendenankündigung gemacht, wir halten diese Schätzungen aber zumindest nicht für völlig unrealistisch.
Ich habe Herrn Ömer bereits auf dem EigenKapitalForum danach gefragt, dass er im letzten Jahr umfangreiche Aktienverkäufe getätigt hat. Er meinte dazu, dass dies einzig und allein einer Diversifizierung seines eigenen Vermögens geschuldet war. Nachdem die Aktie inzwischen wieder deutlich günstiger zu haben ist, könnten ja Unternehmensinsider wie Herr Ömer jetzt wieder zuschlagen. Können Sie dazu etwas sagen?
Antwort von Mag. Klaus Fahrnberger: Generell sagen uns viele Investoren mit denen wir sprechen, dass Sie die Aktie derzeit günstig bewertet finden. Ob jedoch Unternehmensinsider diese Einschätzung teilen und dementsprechend vielleicht Aktien kaufen, kann ich nicht beantworten. Das ist die Entscheidung jedes sogenannten Insiders selbst.
Abschließend würde mich dann noch interessieren, wo Sie mit der bet-at-home.com AG mittel- bis langfristig genau hin wollen? Letztes Jahr nannten Sie an dieser Stelle das Ziel in den SDAX aufzusteigen, was ja dann auch gelang. Dazu musste jedoch Ihr Großaktionär seinerzeit einige Aktien abgeben, um so den Free Float zu erhöhen.
Antwort von Mag. Klaus Fahrnberger: Nachdem wir im Februar 2017 in den SDAX aufgestiegen waren, sind wir im Juni 2018 leider – aufgrund der Kursentwicklung – wieder aus diesem Index herausgefallen. Unmittelbare Nachteile ergeben sich daraus nicht, zumal es nicht allzu viele ETFs auf den SDAX gibt.
Allerdings gibt es sehr wohl einige Index gesteuerte Fonds, sodass wir dort gerne wieder hinwollen. Um es jetzt wieder in den SDAX zu schaffen, muss eben die Kursentwicklung passen.
Wir arbeiten sehr hart, dass diese – im Sinne aller Aktionäre – wieder in die richtige Richtung geht!
Herr Mag. Klaus Fahrnberger, ich bedanke mich für dieses aufschlussreiche Gespräch!
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Ein Beitrag von Sascha Huber.
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