von Robert Zach
Investing.com - Nach Einschätzung der US-Großbank Morgan Stanley (NYSE:MS) stehen viele US-Unternehmen vor einem Lagerproblem - und das gefährdet die Unternehmensgewinne, zumal immer mehr Firmenchefs angesichts strafferer monetärer Bedingungen für das nächste Jahr eine Rezession in den Vereinigten Staaten erwarten.
Gerade vor dem Hintergrund einer drohenden Rezession sitzen Unternehmen nicht gerne auf vollen Lagern, schließlich kostet die Lagerhaltung Geld - und das bekommen sie erst, wenn sie ihre Waren verkauft haben.
"Das Lagerproblem umfasst zwei Aspekte: Engpässe in der Lieferkette lösen sich auf, während sich die Nachfrage, insbesondere die Nachfrage nach Gütern, verlangsamt", schrieb Mike Wilson, Chefstratege für US-Aktien bei Morgan Stanley.
Laut dem Experten hätten sich die Lieferketten in den USA in den meisten Branchen stabilisiert, wohingegen die Nachfrage nach Gütern seit dem zweiten Quartal 2021 rückläufig sei.
Festmachen lässt sich die Entspannung in den Lieferketten u.a. am Global Supply Chain Pressure Index der New York Fed, der im September den fünften Monat in Folge zurückgegangen ist und nun auf dem tiefsten Stand seit November 2020 steht.
Im Durchschnitt weisen die US-Unternehmen derzeit die höchsten Lagerbestände im Verhältnis zu den Umsätzen seit 1990 auf, insbesondere die Bestände der Unternehmen aus den Sektoren Basiskonsumgüter, Industrie und Technologie bewegen sich auf einem "hohen Niveau", so Wilson weiter.
"Wir glauben, dass viele Unternehmen zu aggressiven Rabattaktionen greifen werden, um ihr Bestandsproblem zu lösen, was aller Voraussicht nach einen 'Wettlauf nach unten' in Gang setzen wird, wo Unternehmen ihre Preise schneller als andere senken und so viele Bestände wie möglich abbauen wollen", hieß es in der Kundenmitteilung weiter.
Bei einigen Artikeln könnten die Preisnachlässe mit bis zu knapp ein Drittel ganz neue Dimensionen erreichen, vor allem bei Elektronik, Spielzeug und Computern, wie Adobe (NASDAQ:ADBE) Analytics in seiner jüngsten Prognose für die Weihnachtssaison feststellt.
Das Bestandsproblem hat sich nach Einschätzung von Morgan Stanley inzwischen zu einem echten Risiko für die Unternehmensgewinne entwickelt. Denn das Überangebot und die nachlassende Nachfrage dürften die Margen der Unternehmen belasten.
Obwohl es sich um ein generelles Risiko für den Markt und insbesondere für die güterproduzierende Industrie handelt, sind laut Morgan Stanley nicht alle Branchen in gleichem Maße davon betroffen.
Laut der US-Großbank sind besonders IT-Hardware- und Einzelhandelsunternehmen durch überschüssige Lagerbestände gefährdet.
Zu den Unternehmen, denen das Lagerproblem in den nächsten drei bis sechs Monaten Probleme bereiten könnte, gehören das IT-Unternehmen HP (NYSE:HPQ), der Computerzubehör-Hersteller Logitech (SIX:LOGN) sowie die Festplattenhersteller Seagate (NASDAQ:STX) und Micron (NASDAQ:MU) Technology.
Probleme sehen Experten der Bank aber auch bei dem Unterhaltungselektronikanbieter Best Buy (NYSE:BBY), den Bekleidungshändlern Abercrombie & Fitch (NYSE:ANF), American Eagle Outfitters (NYSE:AEO) und Gap (NYSE:GPS) sowie den Automobilherstellern Ford (NYSE:F) und General Motors (NYSE:GM).
Zum Kreis der Unternehmen, die laut Morgan Stanley von den andauernden Einschränkungen in der Beschaffungskette profitieren und nicht unter dem Lagerproblem leiden, gehören Deere & Company (NYSE:DE), CNH Industrial (NYSE:CNHI) und TJX Companies (NYSE:TJX).
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