Investing.com - Den Anlegern steht ein harter Realitätscheck bevor, denn die Unternehmensgewinne dürften sich erheblich abschwächen und somit die Aktienkurse nach unten ziehen, warnte Mike Wilson, Chief Investment Officer bei Morgan Stanley (NYSE:MS).
"In Anbetracht der Ereignisse der letzten Wochen erscheinen uns die Prognosen immer unrealistischer, und die Aktienmärkte laufen Gefahr, deutlich niedrigere Schätzungen einzupreisen, bevor sich die Daten ändern", warnt Wilson in einer Kundenmitteilung.
Wilson gehört seit über einem Jahr zu den größten Wall Street-Bären und hat sich unlängst besorgt über die hohen Bewertungen am Aktienmarkt geäußert, die angesichts der Gewinnaussichten der Unternehmen nur schwer zu rechtfertigen seien.
"Das ist die typische Art und Weise, wie Bärenmärkte enden, d.h. die KGV-Multiples brechen abrupt und unerwartet ein und überraschen viele Anleger", so Wilson. "Die jüngste Underperformance von Small Caps und Titeln von geringer Qualität deutet darauf hin, dass dies unmittelbar bevorstehen könnte."
Nach Einschätzung von Wilson ist für den von ihm prognostizierten Gewinnrückgang nicht unbedingt eine Rezession erforderlich. Der operative Leverage der Unternehmen sei inzwischen negativ, was bedeute, dass sie möglicherweise nicht genug Umsatz erzielen, um die steigenden Kosten zu decken.
"Wir glauben, dass unterschätzt wird, wie signifikant der negative operative Leverage noch werden wird, bevor die Gewinnrezession vorüber ist", erklärte Wilson. "Es sieht nicht so aus, als ob die Talsohle bei den Unternehmensgewinnen bereits erreicht ist, wie es viele Anleger noch vor ein paar Monaten glaubten."
Trotz der seit Mitte März tobenden Bankenkrise und der Verschlechterung der Kreditkonditionen liegt der S&P 500 in diesem Jahr immer noch mehr als 4 % im Plus. Der Nasdaq 100 befindet sich seit gestern sogar wieder in einem Bullenmarkt. Der Tech-Index hat sich von seinen Tiefs um mehr als 20 % erholt - das entspricht der allgemein anerkannten Definition einer Hausse.
von Robert Zach