Frankfurt, 04. Mai (Reuters) - Die Aussicht auf verschärfte Klimaschutz-Bemühungen in Europa treibt die Preise für Verschmutzungsrechte. Die von der EU ausgegebenen Emissionszertifikate CFI2Zc1 übersprangen am Dienstag erstmals die psychologisch wichtige Marke von 50 Euro und stiegen um 1,3 Prozent auf ein Rekordhoch von 50,05 Euro je Tonne ausgestoßenes CO2. Der Preis für die Rechte hat sich damit innerhalb eines Jahres verdreifacht.
"Es gibt einen ganzen Korb preistreibender Faktoren", sagte Analystin Ingvild Sorhus vom Datenanbieter Refinitiv. Da seien zum einen die Klimaziele der EU oder das wachsende Interesse spekulativ orientierter Investoren. Außerdem bremsten die geringen europäischen Erdgas-Reserven die Umstellung von Kohle-Kraftwerken auf Gas-Verfeuerung, die weniger klimaschädliches CO2 produziert. Dem Branchendienst Gas Infrastructure Europe zufolge sind die heimischen Lagertanks derzeit nur zu 30 Prozent gefüllt. Vor einem Jahr habe die Quote noch bei 64 Prozent gelegen.
Vor zwei Wochen hatte sich die Europäische Union ehrgeizigere Klimaziele gesetzt. So soll der Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 um 55 statt 40 Prozent im Vergleich zu 1990 gesenkt werden. Deutschland muss auch nachbessern, weil das Bundesverfassungsgericht das bisherige Klimagesetz als unzureichend gerügt hatte. CO2-Zertifikaten erwerben Unternehmen das Recht, Treibhausgase auszustoßen. Wer klimafreundlich produziert, braucht weniger Rechte. Der Handel soll einen Anreiz schaffen, Geld in eine klimafreundliche Modernisierung der Produktion zu stecken.
Hohe CO2-Preise setzen besonders Betreiber von Kohlekraftwerken unter Druck. In Deutschland macht sich dies auch daran bemerkbar, dass Unternehmen immer mehr Kohlekraftwerke gegen eine Entschädigung vorzeitig abschalten wollen.