Investing.com - Der leitende Aktienstratege von Morgan Stanley (NYSE:MS), Michael Wilson, hat in einer Kundennotiz am Wochenende noch einmal seine pessimistische Haltung gegenüber dem US-Aktienmarkt bekräftigt.
Wilson, der richtig vorausgesagt hatte, dass die US-amerikanischen Börsen als Reaktion auf die restriktiven Maßnahmen der Fed auf Talfahrt gehen würden, meint nun, dass die Kurse noch viel weiter fallen müssen. Dank der Q1-Berichtssaison erkennen die Anleger jetzt, dass sich das Wachstum verlangsamt, so der Stratege.
"Erstens: Zwar übertreffen die meisten Unternehmen die Konsensprognosen für den Gewinn je Aktie deutlich, allerdings wurde die Messlatte im Laufe des Quartals auch stärker als üblich herabgesetzt. Zweitens stieg das Verhältnis von negativen zu positiven Gewinnrevisionen sprunghaft an. Drittens verschlechterte sich die Qualität der Unternehmensgewinne, denn die operativen Margen vieler Unternehmen und Sektoren, unter anderem auch vieler großer Technologietitel, gingen zurück. Zu guter Letzt wurden die Schätzungen zum zweiten Quartal für den S&P 500 gesenkt, die Schätzungen für das Gesamtjahr blieben unverändert. Das setzt die Messlatte für die zweite Jahreshälfte höher, also etwa zu dem Zeitpunkt, an dem die Wirtschaft die Auswirkungen höherer Zinsen und anderer Gegenwinde zu spüren bekommen wird", erläuterte Wilson seinen Kunden.
Noch wichtiger sei, so Wilson, dass sich der Markt zwar schon auf höhere Zinssätze eingestellt habe, aber eben noch nicht ganz. Auf die Frage, was passieren müsse, damit ein übertriebener Abverkauf stattfindet, meinte Wilson, dass der S&P Multiple entweder auf ein Niveau von 14 bis 15 falle oder die Gewinnschätzungen weiter zurückgenommen würden.
Das KGV des S&P 500 liegt aktuell bei knapp 20.
"Da die Bewertungen jetzt attraktiver sind, die Aktienmärkte so überverkauft sind und die Zinsen sich möglicherweise unter 3 % stabilisieren, scheinen die Börsen eine weitere große Bärenmarktrallye losgetreten zu haben. Dennoch halten wir an unserer Einschätzung fest, dass die Kurse noch weiter sinken werden", ergänzte der Stratege.
Unter einer Bärenmarktrallye ist eine Bewegung des Marktes nach oben in einem ansonsten ausgeprägten Abwärtstrend zu verstehen.
Die Marke, an der sowohl die Bewertung "passt" als auch eine technische Unterstützung für den S&P 500 liegt, sieht der Experte im Bereich um 3.400 Punkte. Ausgehend vom aktuellen Kursniveau entspräche dies einem Abwärtspotenzial von weiteren rund 15 Prozent.
Seit Jahresbeginn hat der US-Börsenindex bereits 16 Prozent an Wert eingebüßt. Vorige Woche stand er kurz vor dem Eintritt in einen Bärenmarkt, von dem per offizieller Definition ab einem Minus von 20 Prozent seit dem letzten Hochpunkt gesprochen wird.
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