Investing.com - Palantir (NASDAQ:PLTR) hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der absoluten Hochkaräter im KI-Sektor entwickelt – und die Kursentwicklung spricht eine deutliche Sprache. Nach einem famosen Jahresplus von 340 % in 2024 liegen die Aktien seit Jahresbeginn 2025 bereits wieder um 53 % vorn. Das liegt unter anderem an einem weiteren starken Quartalsbericht, der den Titel im Februar erneut beflügelte. Wenn ein Unternehmen seinen Kunden klar messbare Einsparungen verschafft, gibt es offenbar kein Halten mehr. Kein Wunder also, dass Palantirs Umsatzwachstum sich im vierten Quartal 2024 auf satte 36 % beschleunigte und die Börse diese Leistung feiert.
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Überzeugend ist auch die breite Abdeckung von Palantirs KI-Software: Von US-Regierungsbehörden bis hin zu klassischen Großkonzernen ist der Kundenkreis vielfältig, wenngleich das US-Regierungsgeschäft immer noch fast zwei Drittel der gesamten US-Erlöse ausmacht. Und dennoch ist gerade das Geschäft im kommerziellen US-Sektor der derzeitige Hauptgrund für den Optimismus vieler Anleger. Während die US-Regierungsumsätze im Jahresvergleich um 45 % zulegten, kletterten die Erlöse mit US-Unternehmen gleich um 64 %.
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Besonders auffällig ist auch der Anstieg bei den größeren Deals: Im vierten Quartal wurden 129 Abschlüsse im Wert von jeweils mindestens einer Million Dollar verbucht.
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Damit hat Palantir nicht nur deutlich mehr Verträge dieser Größenordnung an Land gezogen als noch im dritten Quartal (104), sondern unterstreicht obendrein, dass Firmen wohl massive Kostenvorteile aus Palantirs KI-Tools ziehen können.
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Ein Blick in den Quartalsbericht bestätigt den Trend: Die Zahlen im vierten Quartal 2024 gelten als regelrechter Volltreffer. Umsatzsteigerung, wachsende Kundenzahl, rasantes Gewinnwachstum – alles passt.
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Viele Analysten sehen Palantir deshalb als einen der Top-Profiteure des zu erwartenden KI-Booms, der laut manchen Schätzungen Billionenwerte in die Wirtschaft pumpen könnte. Die Effizienzgewinne durch KI-basierte Automatisierung und Datenanalyse sind potenziell enorm. Palantir bietet passgenaue Enterprise-Software, die Unternehmen beim Ausschöpfen dieser Vorteile hilft – quasi eine Komplettlösung zur Optimierung komplexer Abläufe.
Auf der Q4-Telefonkonferenz zeigte sich das Management euphorisch: Ein leitender Mitarbeiter erwähnte, wie spürbar die positive Resonanz „vor Ort“ sei, wenn man mit Kunden rede. Man merkt offenbar deutlich, wie stark Palantirs Produkt in den Geschäftsalltag eingreift und Produktivität sowie Entscheidungsfindung verbessert. Laut CEO Alex Karp haben sich all diese Faktoren zu einer wahren „internen Dynamik“ verdichtet, einer Form „unbändigen, organischen Wachstums“, das selbst die internen Prognosen bei Weitem übertrifft. Amerikanische Konzerne, so Karp, überhäufen Palantir geradezu mit Aufträgen, weil sich die Investition in seinen KI-Ansatz schnell auszahlt.
Bei so viel Jubel stellt sich allerdings die Frage nach der Bewertung – und die ist, gelinde gesagt, abenteuerlich. Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt derzeit um die 211. Zwar ist der Jahresgewinn zuletzt um 120 % geklettert, doch dieses KGV signalisiert, dass die Börse bereits viele Jahre Zukunft im Kurs eingepreist hat.
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Der Markt traut Palantir also eine äußerst rosige Entwicklung zu. Das zeigt sich auch an der Marktkapitalisierung: 265 Milliarden US-Dollar stehen lediglich 2,86 Milliarden US-Dollar an Erlösen in den zurückliegenden zwölf Monaten gegenüber. Selbst wenn Palantir seinen Umsatz im laufenden Jahr verdoppelt, würde das Kurs-Umsatz-Verhältnis immer noch bei rund 46 liegen – und damit jenseits klassischer Komfortzonen.
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Um dieses ambitionierte KUV-Multiple zu rechtfertigen, müsste Palantir in den nächsten sechs Jahren um mindestens 30 % pro Jahr wachsen, womit ein Ziel-Multiple von 15 erreicht würde, was im Einklang mit Unternehmen wie ServiceNow (NYSE:NOW) und Snowflake (NYSE:SNOW) stünde.
Beim Free Cashflow, ebenfalls eine wichtige Kennzahl, sieht das Ganze nicht weniger ambitioniert aus. Trotz hoher Cash-Konvertierungsraten liegt das Kurs-Cashflow-Verhältnis bei rund 233.
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Damit preist der Markt gigantische Wachstumserwartungen ein, was nicht ganz unkritisch ist. Denn auch wenn der Trend zur KI weiterhin stark sein dürfte, muss Palantir langfristig die extrem hohen Multiples rechtfertigen. Anleger sollten im Hinterkopf behalten, dass selbst Top-Wachstumsaktien nicht unbegrenzt ihre Bewertungs-Scores in den Himmel schrauben können, wenn das Geschäft nicht jedes Jahr aufs Neue genau das abliefert, was die Investoren erhoffen.
Der Fair Value von Palantir wird bei InvestingPro aktuell auf nur 52,99 US-Dollar taxiert - ein Potenzial zur Unterseite von knapp 55 %. Diese Schätzung basiert auf acht verschiedenen Bewertungsmodellen. Auch die Analysten an der Wall Street sind vorsichtiger als der aktuelle Kurs. Sie setzen den Fair Value im Schnitt auf 84,69 US-Dollar an – was ebenfalls ein erhebliches Abwärtspotenzial vom aktuellen Kursniveau signalisiert.
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Zwar können Aktien einen gewissen Zeitraum lang über ihren fundamentalen Daten schweben, aber meist gleicht sich das früher oder später wieder an. Palantir muss folglich nicht nur weiterhin überragende Quartalszahlen liefern, sondern den KI-Markt aktiv prägen, damit die Euphorie hält. Es ist durchaus denkbar, dass Palantir in puncto KI-Software zum anerkannten Standard avanciert und einen stattlichen Teil des erwarteten Milliarden- oder Billionenpotenzials abschöpft. Doch ein solches Szenario ist nicht garantiert – viele große Tech-Konzerne wollen ebenfalls vom KI-Kuchen naschen.
Dennoch könnte Palantir für risikofreudige Anleger interessant sein, die an einen langfristigen Mega-Erfolg der künstlichen Intelligenz glauben und einen starken Nischenplayer suchen, der bereits eindrucksvoll Erfolge vorweisen kann. Die jüngsten Ergebnisse zeigen, dass Palantir echte Mehrwerte schafft und Kunden bereit sind, dafür tief in die Tasche zu greifen. Wer sich ein Engagement in dieser Aktie gönnen möchte, sollte allerdings auf rasante Kursschwankungen eingestellt sein. Ein einziger verfehlter Quartalsausblick oder weiter steigende Kapitalmarktzinsen könnte für heftige Gewinnmitnahmen sorgen.
Gleichzeitig sollte man den Datenschutz und regulatorische Einflüsse nicht übersehen: Palantir arbeitet oft mit sensiblen Daten. In Zeiten verschärfter Datenschutzstandards kann das zum Problem werden – oder zum Wettbewerbsvorteil, wenn Palantir sich besonders konform und sicher präsentiert. Noch sind solche Risiken kein großer Bremsklotz, doch neue Gesetze könnten das Wachstum zumindest kurzfristig beeinträchtigen.
Fazit: Palantir hat sich dank KI-Technologie und starken Zahlen einen Platz in der ersten Reihe der Börsengewinner erobert. Mit grandiosen Wachstumsraten und einem Management voller Optimismus wirkt das Papier hochattraktiv – wenn man die Aussicht auf weitere Erfolge im KI-Markt teilt. Jedoch liegt der Kurs meilenweit vor den Fundamentaldaten. Wer einsteigt, sollte ein dickes Fell mitbringen, denn bei diesen Bewertungen ist das Rückschlagrisiko genauso hoch wie das Potenzial für weitere Höhenflüge.
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