- von Sonya Dowsett
Madrid (Reuters) - Der weltgrößte Bekleidungsproduzent Inditex (MC:ITX) setzt auf neue Technologien, um im hart umkämpften Modemarkt weiter die Nase vorn zu haben.
Der Branchenprimus spürt die wachsende Konkurrenz durch Online-Modehändler wie Boohoo oder Missguided, die neue Trends von den Laufstegen noch schneller umsetzen und damit rasant wachsen. Dies lässt die Spanier mit Marken wie Zara, Massimo Dutti und Bershka den Schulterschluss mit Tech-Firmen suchen. Der Erfolg dieser Partnerschaften könnte letztlich auch den Ausschlag dafür geben, ob das Konzept von Inditex, ein großes Filialnetz mit einem Online-Angebot zu kombinieren, langfristig erfolgreich ist.
Die zu Inditex gehörende Modemarke Zara ist eigentlich Vorreiter bei schnell wechselnden Kollektionen. Weil die Spanier einen Großteil der Waren in Europa fertigen und nicht auf Produzenten in Asien setzen, können sie neue Trends von den Laufstegen in rund drei Wochen in die Schaufenster bringen. Doch Rivalen, wie etwa der 2006 in Manchester gegründete Online-Anbieter Boohoo, bringt Fertigung und Vertrieb räumlich noch näher zusammen und drückt damit die Entwicklungszeit auf nur noch zwei Wochen. Das gelingt, weil mehr als die Hälfte in Großbritannien produziert wird. Der ebenfalls in Manchester ansässige Rivale Missguided wirbt sogar damit, innerhalb nur einer Woche auf neue Trends reagieren zu können. Auch der britische Online-Modehändler Asos, der wie Inditex viel in Europa produziert, plant bereits, mehr auf dem Heimatmarkt zu fertigen, um schneller zu werden.
INNOVATIONSTEAM PRÜFT NEUE TECHNOLOGIEN
Um weiter mithalten zu können, prüft bei Inditex neue Wege. Einem Insider zufolge hat der Marktführer unter anderem Entwicklungspartnerschaften mit Technologiefirmen wie Jetlore geschlossen, die mit künstlicher Intelligenz das Verhalten der Kunden voraussagen wollen. Zu den neuen Partnern gehöre auch das auf große Datenmengen spezialisierte spanische Start-Up El Arte de Medir. Führungskräfte von Inditex bestätigten die Zusammenarbeit mit den Firmen, betonten aber zugleich, dass die Vorhaben noch in der Testphase seien. Weitere Details wollte der Konzern nicht nennen, da es sich um wirtschaftlich sensible Informationen handele.
Ein eigenes Innovationsteam von Inditex testet neue Technologien, um in den Filialen vor Ort bei Kunden stärker zu punkten. Etwa mit virtuellen Assistenten, die Kunden in den Läden unterstützen können, oder den Einsatz von Ultraschall-Technologie, um die Kundenzahlen zu verfolgen. Dank sogenannter ortsbezogener Dienste können Smartphone-Apps in einen anderen Modus wechseln, sobald der Kunde einen Laden betritt, und dann über aktuelle Angebote und Waren vor Ort informieren. Zusammen mit der in Kalifornien ansässigen Firma Fetch Robotics testet Inditex zudem den Einsatz von Robotern in Lagern. Mit dem Chiphersteller Intel sollen Anlagen entwickelt werden, um schnell Kleidung in Schachteln zu erfassen.
Während Rivalen wie etwa der zweitgrößte Modehändler H&M, der im ersten Halbjahr einen Gewinneinbruch verbuchte, immer mehr Marktanteile durch Online-Anbieter abgenommen bekommen und viele traditionelle Ketten Filialen schließen müssen, wehrt sich Branchenprimus Inditex noch erfolgreich, indem er das Internet in das Geschäft der weltweit mehr als 7000 Läden einbindet. Der Fokus auf große Filialen soll Kunden anlocken, die dann anprobierte Kleidungsstücke entweder vor Ort oder später über das Smartphone oder den Computer bestellen. Zur besseren Verknüpfung von Laden- und Online-Geschäft soll auch ein Mikrochip in den Sicherheitsetiketten beitragen, auf dem alle Informationen über das Kleidungsstück gespeichert sind. Weil damit jedes Teil zu jederzeit überall ausfindig gemacht werden könne, könne auch mehr Ware zum regulären Preis verkauft werden, betonte Inditex-Chef Pablo Isla. "Das ist volle Integration von Läden und Online-Lagern."