- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz
Düsseldorf (Reuters) - Klöckner & Co (KlöCo) ist offen für Gespräche mit Thyssenkrupp (DE:TKAG) über eine Konsolidierung der Stahlhandelsbranche.
Der Werkstoffhandel von Thyssenkrupp sei zwar doppelt so groß wie KlöCo, erklärte Vorstandschef Gisbert Rühl am Mittwoch. "Aber dass das für uns in irgendeiner Form interessant sein könnte, ist sicherlich klar." In der Branche gibt es Spekulationen, dass Thyssenkrupp nach der geplanten Stahlfusion mit Tata Steel auch die Tochter Materials Services abstoßen könnte. Branchenexperten halten einen Zusammenschluss mit KlöCo für möglich.
Thyssenkrupp wollte die Äußerungen von Rühl nicht kommentieren. Auch der KlöCo-Chef stellte klar: "Wir haben das Gespräch nicht aufgenommen." Man müsse abwarten, Thyssenkrupp werde sich wohl erst einmal darauf konzentrieren, die Fusion der Stahlsparte mit Tata Steel unter Dach und Fach zu bringen. Er gehe aber davon aus, dass man sich gegebenenfalls bei KlöCo melden würde.
KONSOLIDIERUNG STABILISIERT MÄRKTE
Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger hatte im September darauf verwiesen, dass der Werkstoffhandel nach der geplanten Stahlfusion nicht automatisch zur Disposition stehe. Das Geschäft stehe gut da. Es gebe keinen Grund für vorschnelle Entscheidungen. Sein Konzern konzentriere sich auf das geplante Stahl-Joint-Venture mit Tata.
KlöCo-Chef Rühl begrüßte die geplante Fusion, durch die der zweitgrößte europäische Stahlkocher nach ArcelorMittal entstehen würde. "Wir sehen grundsätzlich jede Art von Fusion positiv." Jeder Konsolidierungsschritt trage zur Stabilisierung der Märkte bei. Thyssen und Tata gehörten zu den größten Lieferanten von KlöCo. Die Duisburger legten am Mittwoch auch Zahlen für die ersten neun Monate vor. Danach stieg der operative Gewinn (Ebitda) dank höherer Preise und Einsparungen um 17 Prozent auf 187 Millionen Euro. Dennoch verlor die im SDax notierte Aktie zeitweise mehr als fünf Prozent.
Klöckner & Co bezeichnet sich als einen der größten Stahl- und Metallhändler der Welt, der nicht abhängig von einem Produzenten ist. Zu den Konkurrenten gehören neben den Handelshäusern von Herstellern wie Thyssenkrupp, Salzgitter (DE:SZGG) und ArcelorMittal zahlreiche Mittelständler. Die Branche ist zersplittert. Experten zufolge gibt es allein in Europa rund 3000 Firmen und in den USA rund 1200. KlöCo beschäftigt knapp 9000 Mitarbeiter und erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von 5,7 Milliarden Euro. Thyssenkrupp Materials Services beschäftigt 19.000 Mitarbeiter und kommt auf einen Umsatz von fast zwölf Milliarden Euro. Das Distributionsgeschäft erlöste zuletzt 7,7 Milliarden Euro.