Investing.com - Vor knapp 14 Tagen gab Robinhood Markets bekannt, dass es an der Zeit sei, selbst an die Börse zu gehen. Während man sich an einer wachsenden Investment-Community erfreut, hielt es das Management für eine gute Idee, mindestens 20 % der IPO-Aktien für das eigene Klientel zu reservieren.
Was oberflächlich betrachtet als gute Idee erscheint, kann aber auch schnell negative Folgen mit sich bringen. In diesem Fall ist unter negativ zu verstehen, wenn die Volatilität der Robinhood-Aktie losgelöst von jeglichen fundamentalen Grundlagen eine Achterbahnfahrt vollzieht - ähnlich wie bei Meme-Aktien à la GameStop (NYSE:GME) und AMC Entertainment (NYSE:AMC).
Grundsätzlich ist Volatilität nichts Schlechtes, denn sie schafft auch Chancen. Aber spätestens dann, wenn auf der Hauptversammlung die Demokratie über die Vernunft siegt, wird es schwierig.
Greg Martin, Managing Director und Miteigentümer bei Rainmaker Securities sagte gegenüber CNBC: "es besteht keinerlei Zweifel daran, dass die Kleinanleger wesentlich launischer reagieren. Je mehr Robinhood Aktien innerhalb der eigenen Community kursieren, desto anfälliger wird man für einen Reddit-Super-Squeeze".
Die durch Robinhood für den IPO eingereichten Dokumente brachten einige interessante Daten zutage. Die Zahl der Nutzer, welche ihren Account mit einem Bankkonto verknüpft haben, ist von 7,2 Mio. im Jahr 2020 um 151 % auf 18 Mio. gestiegen. Gleichzeitig nahm das zur Verfügung stehende Vermögen von 19,2 Mrd. Dollar auf rund 80 Mrd. Dollar zu.
Wer selbst aktiver Teil des beginnenden Meme-Hypes war, der weis nur noch zu gut, dass sich Robinhood zu diesem Zeitpunkt unter den Kleinanlegern nicht nur Freunde gemacht hat. Über Nacht war der Handel mit den beliebten Meme-Aktien nicht mehr möglich - egal ob Kaufen oder Verkaufen - nichts ging mehr.
Das Problem war, dass Robinhood eben nicht zur Demokratisierung des Finanzmarktes beiträgt, wie man gerne behauptet, sondern vielmehr selbst Teil des Problems ist.
Die Aufträge der Kunden werden nämlich nicht an eine Börse weitergeleitet, sondern Market Makern und Finanzdienstleistern zugespielt. Und jeder der sich ein bisschen in die Materie eingelesen hat, der weis - Finger weg von Market Makern.
Diese bilden den Markt nach eigenem Ermessen ab und stellen letztendlich künstliche Kurse. Erschwerend kommt hinzu, dass der größte Abnehmer für die auf Robinhood platzierten Orders kein geringerer als Citadel Securities war - genau das Unternehmen, das den zum Untergang geweihten Hedgefonds Melvin Capital mit über 2,5 Mrd. Dollar aus der Patsche helfen wollte. Und zwar genau jenen Hedgefonds, der auf fallende GameStop (NYSE:GME)-Kurse gesetzt hatte - ein klassischer Interessenkonflikt.
Aus diesem Grund dürften größere Investoren so ihre Zweifel an dem Robinhood IPO haben, aber andernfalls winken satte Renditen, da das Geschäft mit versteckten Provisionen in Form des Spreads vielversprechend ist.
Der Interactive Brokers-Gründer Thomes Peterffy sagte gegenüber CNBC: "Robinhood wird eine der größten zukünftigen Meme-Aktien sein... Es gibt quasi kein Eigenkapital und die Gewinne sind nicht erwähnenswert, was in diesem Marktsegment in letzter Zeit eine sehr beliebte Ausgangsbasis war."
In Zahlen ausgedrückt heißt dies, dass im Jahr 2020 bei einem Nettoumsatz von 959 Mio. Dollar lediglich ein Nettogewinn von 7,45 Mio. Dollar erzielt wurde. Richtig erschreckend ist der Umstand, dass im ersten Quartal 2021 ein Verlust von 1,4 Mrd. Dollar verbucht werden musste, was direkt mit dem GameStop-Hype im Januar in Verbindung steht.
Es bleibt somit spannend und wir dürfen uns fragen - wer hat bei Robinhood bald das Sagen?
Hinweis: Die Inhalte stellen keine Handelsempfehlung zum Kauf oder Verkauf jeglicher Art von Wertpapieren oder Derivaten dar.