FRANKFURT (dpa-AFX) - Gute Unternehmensbilanzen und weiterhin positive Signale zum Handelsstreit haben den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag erneut beflügelt. Der Dax (DAX) übersprang gleich zum Auftakt wieder die 11 200-Punkte-Marke und stieg bis auf 11 260 Zähler. Zuletzt stand er mit plus 0,30 Prozent bei 11 200,73 Punkten. Nachdem das Barometer am vergangenen Freitag noch bis auf 10 863 Punkte abgerutscht war, verläuft die aktuelle Woche bislang ausgesprochen erfolgreich.
Der MDax (MDAX) für die mittelgroßen Unternehmen legte um 1,36 Prozent auf 24 171,12 Punkte zu. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) gewann 0,24 Prozent.
Die USA und China haben kurz vor einem auslaufenden Ultimatum in ihrem Handelskonflikt neue Gespräche aufgenommen. Dass Donald Trump den Verhandlungen mit China 60 Tage mehr Zeit geben will, sei ein positives Signal des US-Präsidenten, schrieb Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners in einem Kommentar. Eine gewisse Freude über die verlängerte Frist ohne Zollanhebungen sei erlaubt, zu viel davon wäre aber verfrüht. Denn: "Noch immer ist nicht klar, ob am Ende tatsächlich ein Deal zustande kommt", so Altmann.
Ein positives Signal für die Märkte sei auch das aus China gemeldete starke Exportwachstum. Die Ausfuhren hatten zum Jahresauftakt unerwartet stark zugelegt. Derweil haben die internationalen Handelskonflikte und die Abkühlung der Weltwirtschaft die deutsche Wirtschaft zum Jahresende 2018 gebremst. Zwar befinde sich Deutschland nicht in einer Rezession, aber das vierte Quartal sei erneut schwächer als erwartet gewesen und die sich verzögernde Erholung werde zur Belastung, vor allem für die Wachstumsrate 2019, schrieben die Experten der BayernLB.
Im Dax zeigten die wegen möglicher Bilanzierungsverstöße seit Tagen im Fokus stehenden Wirecard-Aktien (4:WDIG) erneut hohe Kursausschläge. Sie stiegen an der Index-Spitze um mehr als 3 Prozent. Bei Thyssenkrupp (4:TKAG) setze sich die Kursschwäche fort. Mit minus 4 Prozent waren die Papiere des vor der Aufspaltung stehenden Industrie- und Stahlkonzerns abermals das Dax-Schlusslicht. Ein vorsichtiger Ausblick der Deutschen Börse (4:DB1Gn) verstimmte deren Aktionäre. Weil der Börsenbetreiber für 2019 auf die Euphoriebremse drückte, ging es für die Papiere um 1 Prozent bergab.
Der Flugzeugbauer Airbus (9:AIR) legte trotz hoher Belastungen durch die Einstellung des Riesenfliegers A380 und Kosten für den Militärtransporter A400M im vergangenen Jahr einen deutlichen Gewinnsprung hin. Das Zahlenwerk sei sehr gut, lobte ein Händler. Die Aktien legten um gut 5 Prozent zu. An ihrem Rekordhoch bei 111,12 Euro aus dem Sommer 2018 schrammten die Aktien knapp vorbei.
Sehr fest mit plus 2,2 Prozent zeigten sich auch die Anteile der Commerzbank (4:CBKG), die dank eines kräftigen Gewinnsprungs ihren Anteilseignern nach zwei Jahren wieder eine Dividende zahlt. Der Spezialverpackungshersteller Gerresheimer (0:GXId) profitierte von einer Geschäftserholung in den USA. Die Aktien sprangen als bester Wert im MDax um rund 11 Prozent hoch. Händler wie Analysten lobten die Margenentwicklung.
Das drohende Aus in der lukrativen Champions League belastete die Papiere des Fußballvereins Borussia Dortmund (104:BVB) (BVB) (104:BVB). Die Aktien sackten als zweitgrößter SDax-Verlierer um 6,7 Prozent ab.
Top-Wert in dem Nebenwerte-Barometer waren die Anteile des Immobilienfinanzdienstleister Corestate Capital (112:CCAG) nach Zahlen mit plus 10 Prozent. RIB Software (4:RIB) gewannen in prozentual ähnlicher Größenordnung. Der Bausoftwarehersteller übertraf im vergangenen Jahr auch dank Zukäufen die eigene Umsatzprognose.