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Veröffentlicht am 11.10.2012, 20:21
Aktualisiert 11.10.2012, 20:24
Börsen-Zeitung: Böses Erwachen, Kommentar zum Start in die neue

US-Quartalssaison, von Sebastian Schmid.

Frankfurt (ots) - Es scheint, als hätten die US-Investoren erst in

den vergangenen Tagen realisiert, was da auf sie zurollt. Jedenfalls

ist der US-Leitindex S&P 500 zuletzt vier Tage gesunken, ehe am

Donnerstag eine leichte Gegenbewegung einsetzte. Seit Jahresanfang

haben US-Aktien prozentual zweistellig zugelegt, obwohl sich die

Aussichten für die US-Konzerne stetig verschlechtert haben. Auch im

dritten Quartal ist keine Besserung in Sicht. Im Gegenteil: Laut S&P

Capital IQ ist erstmals seit dem Rezessionsjahr 2009 mit

durchschnittlich rückläufigen Ergebnissen zu rechnen, nachdem im

zweiten Quartal noch ein leichtes Plus drin war.

Seit Anfang Juli haben allerdings zahlreiche Unternehmen ihre

Ziele weiter zurückgeschraubt. Der Logistikkonzern UPS hat seine

Prognosen gesenkt, Konkurrent Fedex darüber hinaus sogar ein

milliardenschweres Sparprogramm angekündigt. Chiphersteller Intel sah

sich gezwungen, seine Jahresprognose komplett zu streichen. Die

IT-Konzerne Hewlett-Packard und Dell verlieren im PC-Markt, der

überdies schrumpft, stetig an Boden. Derweil sehen die Autobauer

General Motors und Ford die internationale Konkurrenz im Rückspiegel

näher kommen. Positiv überraschen könnten wohl Texas Instruments und

IBM, die ihren Ausblick bislang beibehalten oder sogar leicht anheben

konnten. Sie dürften indes die Ausnahmen bleiben.

Die düsteren Aussichten haben an der Börse bislang - von der

kurzen Vier-Tages-Baisse einmal abgesehen - kaum Spuren hinterlassen.

Hauptgrund dürfte sein, dass geldpolitische Maßnahmen wie die

Liquiditätsschwemme durch die Notenbanken eher kursbestimmend waren.

Von der Unternehmensentwicklung hat sich der Aktienmarkt damit fast

schon entkoppelt: Seit dem vierten Quartal 2009 ist das

Gewinnwachstum mit einer Ausnahme von Quartal zu Quartal stetig

gesunken. Sollte im abgelaufenen Vierteljahr im Schnitt ein

Gewinnrückgang verzeichnet werden, ist dies keine Überraschung,

sondern die logische Fortsetzung einer Entwicklung, die sich schon

länger abzeichnet.

Dennoch scheint es, als ob die Entwicklung noch nicht eingepreist

wurde. Der Quartalsauftakt mit Alcoa lässt jedenfalls Gegenteiliges

erahnen. Sowohl Umsatz als auch Ergebnis des Aluminiumkonzern

übertrafen die Erwartungen. Die Aktie verlor dennoch mehr als 3%,

weil der Ausblick für den Aluminiumabsatz einmal mehr gesenkt werden

musste. Ist Alcoa exemplarisch, droht den US-Anlegern ein böses

Erwachen.

(Börsen-Zeitung, 12.10.2012)

Originaltext: Börsen-Zeitung

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