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Veröffentlicht am 12.04.2013, 21:07
Aktualisiert 12.04.2013, 21:08
Stuttgarter Zeitung: Hilflosigkeit statt Retttung / Kommentar zum

Zypern-Hilfsprogramm

Stuttgart (ots) - Wenn ein Kreditsachbearbeiter einer Bank seinem

Chef solch einen Finanzierungsplan vorlegen würde, müsste er mit

einem Rausschmiss rechnen. Das Hilfsprogramm für Zypern strotzt nur

so vor Ungereimtheiten. Die Eurostaaten und der Internationale

Währungsfonds (IWF) lösen die vielfältigen Probleme Zyperns nach dem

Motto 'Augen zu und durch'. Wenn die Bundesregierung erklärt, der

Finanzbedarf Zyperns habe sich überhaupt nicht erhöht, verkauft sie

die Bürger für dumm. Tatsächlich sind binnen weniger Tage neue

Finanzlöcher in Milliardenhöhe bekannt geworden. Die Geldgeber

aus Europa und dem IWF blenden die Probleme aus: Sie stellen keine

höheren Kredite zur Verfügung, stattdessen soll Zypern sehen, wie es

die fehlenden Milliarden zusammenkratzt.

Wie absurd das Vorgehen ist, zeigt der Vergleich mit einem

normalen Kreditnehmer. Der Kunde kommt zur Bank und sagt, dass er mit

den zugesagten Darlehen in den nächsten drei Jahren nicht über die

Runden kommt. Die Bank gewährt ihm den Kredit in der ursprünglichen

Höhe dennoch, ringt ihm aber die Zusage ab, er müsse die Lücken in

der Finanzierungsrechnung selbst stopfen. Das ist alles andere als

ein belastbares Konzept.

Im Prinzip ist es richtig, dass Zypern Gegenleistungen erbringt,

wenn es Geld vom europäischen Steuerzahler und dem IWF haben will.

Doch es bestehen Zweifel, ob der Inselstaat die Auflagen jemals

erfüllen kann. Der Vertrag mit Zypern ist noch nicht unterschrieben,

da bittet die Regierung in Nikosia schon um Nachbesserungen. Damit

kündigt sich an, was oft in der Eurorettung passiert ist. Zypern

bekommt zwar Geld, nach einiger Zeit werden die Kreditgeber aber

feststellen, dass die Auflagen für die Hilfen bei Weitem nicht

erfüllt werden. Wenn es gut läuft für die Bundesregierung, kommen

neue Probleme im Fall Zypern erst nach der Bundestagswahl im

September auf.

Originaltext: Stuttgarter Zeitung

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