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OTS: Börsen-Zeitung / Börsen-Zeitung: Wurzeln des Wachstums, Kommentar zu ...

Veröffentlicht am 07.05.2014, 20:47
Aktualisiert 07.05.2014, 20:48

Börsen-Zeitung: Wurzeln des Wachstums, Kommentar zu Siemens von

Michael Flämig

Frankfurt (ots) - Endlich. Nun wissen Investoren und Beschäftigte,

wohin Vorstandschef Joe Kaeser das Unternehmen Siemens führen will.

Es war höchste Zeit, denn schon seit August steht der Niederbayer an

der Spitze des Konzerns. Die nun vorgestellte "Vision 2020" enthält

eine Vielzahl von Weichenstellungen - wer die Details erfahren will,

muss sich durch ein halbes Dutzend Dokumente lesen. Doch eine Frage

bleibt: Geht der Wurf weit genug, um sich das Adjektiv "groß" zu

verdienen? Klar ist: Kaeser stellt den Konzern auf den Kopf, indem er

neue Divisionen schneidert. Es gibt kaum einen Beschäftigten, der von

den Änderungen nicht betroffen sein wird. Im Kern allerdings machen

der Vorstandsvorsitzende und sein Team das Gleiche wie Dutzende

andere neue CEOs vor ihm. Erstens definieren sie Wachstumsfelder.

Zweitens stellen sie ihre Firma schlanker auf, indem sie

Sparpotenziale identifizieren.

Dass sich dieses Muster auch im Fall Siemens wiederfindet, ist per

se weder schlecht noch gut. Es ist nur logisch. Denn die Welt lässt

sich eben nicht neu erfinden, nur weil man Kaeser heißt. Der

Siemens-Chef selbst weiß das gut genug. Er hat zwar "Vision 2020"

über seine Präsentation schreiben lassen, ordnet die Ideen aber

wiederholt wohltuend zurückhaltend als "Unternehmenskonzept" ein.

Erfreulich für die Investoren ist: Dieses Konzept ist in vielen

Einzelheiten sehr smart. Ein Beispiel: das Herausstellen der

Medizintechnik. Dieser Schritt allein wird zu einer Höherbewertung

der Aktivitäten durch den Kapitalmarkt führen - und dies pusht den

Konzernwert ohne operative Veränderungen. Die Fantasie eines

Börsengangs der Medizintechnik gibt weiteren Rückenwind. Der

Aktienkurs wird zusätzlich dadurch gestützt, dass Kaeser den

Aktionären einen höheren Anteil am Gewinn in Aussicht stellt.

Mittelfristig allerdings wird Siemens nur wertvoller, wenn der

Konzern die Wettbewerber aussticht. Wie soll das überproportionale

Wachstum gelingen? Kaeser schafft hierfür die Voraussetzungen, indem

er Hierarchieebenen streicht und Siemens so näher am Markt platziert.

Doch dies ist zwar eine Voraussetzung für den Erfolg, aber noch lange

keine Garantie. Dafür bräuchte Siemens mehr vermarktbare

Innovationen. Es ist ein Rätsel, warum dies seit Jahren nicht

ausreichend gelingt. Weil Siemens keine Premiumpreise mehr am Markt

erzielen kann, kommt die Bruttomarge nicht vom Fleck. Die Conclusio

lautet: Der Wurf, den Kaeser und sein Team am Mittwoch wagten, ist

richtig. Ob er groß wird, entscheidet sich erst in jahrelanger

operativer und innovativer Kärrnerarbeit.

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