FRANKFURT (dpa-AFX) - Das gab es noch nie: Deutschland hat sich zur Wochenmitte erstmals frisches Kapital für zwei Jahre besorgt, ohne dafür überhaupt Zinsen zahlen zu müssen. Anleger, die am Mittwoch bei einer Versteigerung von Bundesschatzanweisungen mit Fälligkeit 2014 zugriffen, erhielten einen Zinskupon von null Prozent. Das bedeutet, dass sie vom Bund keinen einzigen Euro an Zinsen überwiesen bekommen. Doch wer denkt, das halte die Investoren vom Kauf ab, der irrt gewaltig. Die Nachfrage nach den Papieren war ungebrochen hoch. Der Grund ist einfach: Die Euro-Schuldenkrise treibt die Anleger in Scharen in sichere Anlagen - selbst wenn unter Berücksichtigung der Inflation Vermögensverluste entstehen.
Die Rendite - also das Verhältnis von Nominalzins und Anleihekurs - lag am Mittwoch mit 0,07 Prozent zwar noch leicht im positiven Bereich, wie die Bundesbank in Frankfurt mitteilte. Allerdings war es der tiefste jemals erzielte Effektivzins in dieser Laufzeit. Darüber hinaus kam die positive Nominalverzinsung nur deswegen zustande, weil die Anleger die Staatstitel unter Pari - also zu einem Kurs unter Nennwert - erhielten. Die reale Verzinsung liegt bei einer Inflationsrate von aktuell 2,1 Prozent indes deutlich im negativen Bereich. Das bedeutet, dass das Kapital der Investoren über die Laufzeit hinweg aufgezehrt wird.
HOHE NACHFRAGE - NOVUM FÜR DEUTSCHLAND
Dennoch war die Nachfrage dem neuen Papier ungebrochen hoch. Sie hätte ausgereicht, um deutlich mehr als das Angebot unterbringen zu können. Insgesamt nahm der Bund mit der Auktion rund 4,6 Milliarden Euro auf. Der Restbetrag soll wie üblich am freien Markt angeboten werden, damit auch Kleinanleger zugreifen können. Das Gesamtvolumen der Emission steigt damit auf 5 Milliarden Euro.
Für den deutschen Finanzmarkt stellt die Auktion ein Novum dar. Zwar gibt es schon länger Finanztitel, deren Nominalverzinsung faktisch null Prozent beträgt. Diese sogenannten 'Nullkupon-Anleihen' oder 'Zero-Bonds' verfügen jedoch von Haus aus über keinen Kupon. Mit anderen Worten: Zinszahlungen sind bei diesen Bundeswertpapieren schlicht nicht vorgesehen. Zudem laufen 'unverzinsliche Schatzanweisungen' deutlich kürzer als zwei Jahre. Dass eine zweijährige Bundesanleihe überhaupt keine Zinsen abwirft, das gab es bisher noch nie.
SCHULDENKRISE LOCKT ANLEGER
Bei einer Verzinsung von null Prozent sollte man grundsätzlich davon ausgehen, dass die Anleger Bundeswertpapieren die kalte Schulter zeigen. Die Euro-Schuldenkrise aber lässt die Investoren über Derartiges hinwegsehen. Denn Deutschland gilt als einer der letzten verlässlichen Kreditnehmer im Währungsraum. Aus diesem Grund laufen die Anleger bereits seit Monaten den 'sicheren Hafen' deutscher Staatsanleihen an. Das führt zu einer beispiellosen Kursrally am deutschen Anleihemarkt. Im Gegenzug sinken die Renditen für deutsche Staatsanleihen fast täglich auf neue historische Tiefstände.
Das hat Auswirkungen auf die Auktion neuer Staatsanleihen: Weil die Rendite im zweijährigen Bereich nahe null Prozent liegt, bleibt der deutschen Finanzagentur faktisch kaum etwas übrig, als auf die gewöhnlichen Zinszahlungen per Kupon zu verzichten. Im Vorfeld der jüngsten Versteigerung gab es sogar Spekulationen, Deutschland könnte künftig sogar einen Kupon mit negativem Zins anbieten. Von dieser Option soll zunächst aber kein Gebrauch gemacht werden, wie die Finanzagentur am Mittwoch mitteilte. Die Folge negativer Nominalzinsen wären auch grotesk - denn dann müssten die Inhaber der entsprechenden Papiere dem Bund Zinsen für die Aufbewahrung ihres Gelds zahlen./bgf/jsl/wiz
---. Von Bernhard Funck, dpa-AFX ---
Die Rendite - also das Verhältnis von Nominalzins und Anleihekurs - lag am Mittwoch mit 0,07 Prozent zwar noch leicht im positiven Bereich, wie die Bundesbank in Frankfurt mitteilte. Allerdings war es der tiefste jemals erzielte Effektivzins in dieser Laufzeit. Darüber hinaus kam die positive Nominalverzinsung nur deswegen zustande, weil die Anleger die Staatstitel unter Pari - also zu einem Kurs unter Nennwert - erhielten. Die reale Verzinsung liegt bei einer Inflationsrate von aktuell 2,1 Prozent indes deutlich im negativen Bereich. Das bedeutet, dass das Kapital der Investoren über die Laufzeit hinweg aufgezehrt wird.
HOHE NACHFRAGE - NOVUM FÜR DEUTSCHLAND
Dennoch war die Nachfrage dem neuen Papier ungebrochen hoch. Sie hätte ausgereicht, um deutlich mehr als das Angebot unterbringen zu können. Insgesamt nahm der Bund mit der Auktion rund 4,6 Milliarden Euro auf. Der Restbetrag soll wie üblich am freien Markt angeboten werden, damit auch Kleinanleger zugreifen können. Das Gesamtvolumen der Emission steigt damit auf 5 Milliarden Euro.
Für den deutschen Finanzmarkt stellt die Auktion ein Novum dar. Zwar gibt es schon länger Finanztitel, deren Nominalverzinsung faktisch null Prozent beträgt. Diese sogenannten 'Nullkupon-Anleihen' oder 'Zero-Bonds' verfügen jedoch von Haus aus über keinen Kupon. Mit anderen Worten: Zinszahlungen sind bei diesen Bundeswertpapieren schlicht nicht vorgesehen. Zudem laufen 'unverzinsliche Schatzanweisungen' deutlich kürzer als zwei Jahre. Dass eine zweijährige Bundesanleihe überhaupt keine Zinsen abwirft, das gab es bisher noch nie.
SCHULDENKRISE LOCKT ANLEGER
Bei einer Verzinsung von null Prozent sollte man grundsätzlich davon ausgehen, dass die Anleger Bundeswertpapieren die kalte Schulter zeigen. Die Euro-Schuldenkrise aber lässt die Investoren über Derartiges hinwegsehen. Denn Deutschland gilt als einer der letzten verlässlichen Kreditnehmer im Währungsraum. Aus diesem Grund laufen die Anleger bereits seit Monaten den 'sicheren Hafen' deutscher Staatsanleihen an. Das führt zu einer beispiellosen Kursrally am deutschen Anleihemarkt. Im Gegenzug sinken die Renditen für deutsche Staatsanleihen fast täglich auf neue historische Tiefstände.
Das hat Auswirkungen auf die Auktion neuer Staatsanleihen: Weil die Rendite im zweijährigen Bereich nahe null Prozent liegt, bleibt der deutschen Finanzagentur faktisch kaum etwas übrig, als auf die gewöhnlichen Zinszahlungen per Kupon zu verzichten. Im Vorfeld der jüngsten Versteigerung gab es sogar Spekulationen, Deutschland könnte künftig sogar einen Kupon mit negativem Zins anbieten. Von dieser Option soll zunächst aber kein Gebrauch gemacht werden, wie die Finanzagentur am Mittwoch mitteilte. Die Folge negativer Nominalzinsen wären auch grotesk - denn dann müssten die Inhaber der entsprechenden Papiere dem Bund Zinsen für die Aufbewahrung ihres Gelds zahlen./bgf/jsl/wiz
---. Von Bernhard Funck, dpa-AFX ---