Quelle: Powell Industries Investoren-Präsentation
Powell Industries (NASDAQ:POWL) ist einer dieser seltenen Spezialwerte, die sich konsequent abseits des Medienrummels weiterentwickeln - und plötzlich mit überragenden Zahlen überraschen. Der Hersteller von Stromverteilungs- und Steuerungssystemen für Industrieanlagen hat erneut ein starkes Quartal abgeliefert, operativ läuft alles rund. Dennoch bleibt die Aktie seit Jahresbeginn unter Druck. Was läuft da schief - oder besser gefragt: bietet der Pullback eine Gelegenheit?
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Geschäftsmodell
Powell entwickelt und fertigt maßgeschneiderte Stromverteilungssysteme, Schaltanlagen, elektrische Häuser (E-Houses) und Überwachungs- sowie Kommunikationslösungen für industrielle Großprojekte. Typische Kunden sind LNG-Terminals, Raffinerien, Rechenzentren oder Versorger (NYSE:XLU). Das Geschäftsmodell ist zyklisch, aber durch die zunehmende Elektrifizierung, das LNG-Wachstum und den globalen Rechenzentrumsboom strukturell gut unterstützt.
Die Kundenbasis ist diversifiziert, der Auftragseingang erfolgt oft über EPC-Firmen (Engineering, Procurement, Construction), die große Industrieanlagen betreiben. Verträge sind meist projektbasiert und individuell. Entsprechend ist der Umsatz nicht linear planbar, aber der aktuelle Auftragsbestand von konstanten 1,3 Milliarden US-Dollar bietet gute Visibilität bis ins Geschäftsjahr 2027 hinein.
Geschäft ist nicht gleich Geschäft - die Projektlogik bei Powell
Powell verkauft fast nie „von der Stange“. Die Produkte sind maßgeschneidert, komplex, hochspezialisiert - und meist projektbasiert. Verkauft wird entweder direkt an Endkunden oder über EPC-Firmen (Engineering, Procurement, Construction), die industrielle Großprojekte managen.
Das bringt Vorteile:
- Hohe Margen
- Wiederkehrende Auftraggeber
- Technologisches Know-how als Eintrittsbarriere
- Service-Aufträge
Aber auch Herausforderungen:
- Nicht planbare Wiederholungsaufträge
- Abhängigkeit vom Projektzeitplan
- Schwankende Quartalsumsätze
Umso wichtiger: Das Backlog, also der bestehende Auftragsbestand, ist zentraler Frühindikator für künftige Umsätze.
Powell Industries profitiert insgesamt von drei Megatrends:
Megatrend 1: Die USA sind inzwischen der weltweit größte Exporteur von Flüssigerdgas (LNG) - eine Entwicklung, die Powell direkt in die Karten spielt. Jeder neue Exportterminal, jede Pipeline, jedes Petrochemieprojekt benötigt sichere und leistungsfähige Energieverteilung. Powell liefert die elektrische Infrastruktur für genau diese Projekte.
Aktuell wird ein besonders großer Auftrag an einem Greenfield-LNG-Terminal an der US-Golfküste umgesetzt. Die globale Gasknappheit durch den Ukraine-Krieg, aber auch Asiens wachsender Hunger nach Energie, machen neue LNG-Projekte nahezu unverzichtbar.
Die jüngste Entscheidung der Trump-Administration, die Genehmigung neuer US-LNG-Projekte wieder aufzunehmen, ist ein weiterer Rückenwind. Der Bedarf an Infrastruktur wächst - und Powell ist mittendrin.
Megatrend 2: Die USA stecken in einem gewaltigen Umbau ihrer Stromnetze: Mehr Dezentralität, mehr Resilienz, mehr Erneuerbare. Alte Netze brechen unter der Last neuer Verbraucher wie E-Autos und Rechenzentren zusammen. Powell beliefert diese Transformation mit:
- Modularen Umspannwerken
- Schutz- und Steuerungstechnik
- Monitoring-Systemen für „Smart Grids“
Megatrend 3: Der Trend zur Rückverlagerung der Produktion in die USA (Stichwort „Onshoring“) ist nicht nur eine politische Floskel. Mit milliardenschweren Förderprogrammen wie dem CHIPS Act und dem Inflation Reduction Act werden neue Halbleiterfabriken, Batteriewerke und Logistikzentren im ganzen Land gebaut.
Und jedes dieser Werke braucht: Strom. Powell liefert Elektrohallen, MCCs und modulare Stromversorgung für diese industriellen Neugründungen - mit hohen Margen.
Zahlen zum Zunge schnalzen lassen
Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2025 erzielte Powell einen Umsatz von 278,6 Mio. US-Dollar - ein Plus von 9,2 % im Vergleich zum Vorjahr.
Quelle: InvestingPro
Der Bruttogewinn stieg um 33 % auf 83,4 Mio. US-Dollar, entsprechend einer Bruttomarge von 29,9 % - ein Plus von 530 Basispunkten gegenüber dem Vorjahr.
Quelle: Investingpro
Das Nettoergebnis lag bei 46,3 Mio. US-Dollar, der Gewinn pro Aktie bei 3,81 US-Dollar - deutlich über den Erwartungen der Analysten.
Noch überzeugender: Die operative Marge liegt bei rund 21 % - für einen Industrieausrüster dieser Größe absolut stark.
Segmentanalyse: Elektroutilities und Rechenzentren sorgen für Schwung
Der Star des Quartals war das Geschäft mit Elektrizitätsversorgern: Hier legte Powell um satte 48 % im Jahresvergleich zu - getrieben von Großprojekten im Bereich Greenfield-LNG und einer Mininganlage in Kanada. Auch das Segment Commercial & Industrial wuchs solide um 16 %. Im Bereich Light Rail legte das Unternehmen sogar um 125 % zu. Schwächer verlief dagegen das klassische Öl- und Gasgeschäft (-2,5 %) sowie der Petrochemiebereich (-12 %).
Quelle: 10-Q
Auffällig ist die zunehmende Bedeutung von Rechenzentren. Zwar machte dieses Segment zuletzt nur rund 10 - 11 % des Umsatzes aus, aber Powell investiert gezielt in neue Produkte wie Niederspannungsschaltanlagen für Data Center, die in der zweiten Jahreshälfte 2025 Umsatzbeiträge leisten sollen.
Markt überreagiert auf scheinbar negative Signale
Trotz all dieser positiven Entwicklungen verlor die Aktie nach dem Quartalsbericht an Wert. Der Grund? Die Auftragseingänge stiegen im Jahresvergleich nur um 6 % - sequenziell betrachtet gab es ein Minus von 7 %. Das sorgte wohl für Stirnrunzeln unter kurzfristig orientierten Anlegern.
Doch wer genauer hinsieht, erkennt: Die Auftragslage ist nach wie vor sehr solide. Das Book-to-Bill-Verhältnis liegt - wie oben bereits in der Folie zu sehen - weiterhin bei über 1,0. Zudem dürfte die jüngst begonnene Erweiterung der Produktionskapazitäten - unter anderem durch das neue Werk in Houston - dem Unternehmen schon bald ermöglichen, noch größere Aufträge anzunehmen. Hier könnte also eher ein temporäres Kapazitätslimit als eine Nachfrageschwäche der Grund für die stagnierenden Auftragszahlen sein.
Bilanz: Stark wie eh und je
Powell steht finanziell auf sehr soliden Beinen. Das Unternehmen hat keinerlei Schulden und verfügt über liquide Mittel in Höhe von knapp 360 Mio. US-Dollar. Weitere rund 30 Mio. US-Dollar liegen in kurzfristigen Anlagen. Die Dividende wurde zuletzt auf 0,2675 US-Dollar pro Quartal erhöht.
Quelle: InvestingPro
Quelle: InvestingPro
In unserem Qualitätscheck erhält Powell Industries 4 von 5 Punkten. Nur in puncto Bewertung ist das Unternehmen derzeit etwas ambitioniert unterwegs - siehe relativer Wert im Vergleich zu den Peers.
Quelle: InvestingPro
Was sagt unser KI-Chatbot WarrenAI zu Powell Industries? Hier ist meine Frage:
"Erstelle bitte eine umfassende Fundamentalanalyse zu Powell Industries. Geh dabei auf folgende Punkte ein: Beurteile zentrale Finanzkennzahlen wie Umsatzwachstum, Gewinnmargen und Gewinn je Aktie - am besten mit konkreten Zahlen. Wirf einen Blick auf die Bilanz: Wie steht es um Liquidität, Verschuldung und die Fähigkeit, Cashflow zu generieren? Vergleiche die wichtigsten Bewertungskennzahlen (z. B. KGV, KBV, EV/EBITDA) mit denen von Wettbewerbern in derselben Branche. Schau dir auch qualitative Aspekte an: Welche Wettbewerbsvorteile hat Powell Industries? Wie ist die Marktposition einzuschätzen? Und was tut sich gerade in der Branche? Wenn es passt, nutze gerne Charts oder Tabellen, um die wichtigsten Kennzahlen und Entwicklungen anschaulich darzustellen – das macht die Analyse noch greifbarer."
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Powell Industries überzeugt insgesamt nicht nur mit stabilen Wachstumsraten und einem gut gefüllten Auftragsbuch; auch die starken Renditen auf das eingesetzte Kapital können sich sehen lassen.
Return on Equity (ROE): 37,1 %
Mit 37,1 % liegt Powell deutlich über dem Durchschnitt der Industrie, wo Werte zwischen 10 % und 20 % üblich sind.
Noch wichtiger: Die Kennzahl liegt weit über den Kapitalkosten, also dem sogenannten Cost of Equity von 9,6 %. Das bedeutet: Powell schlägt die Mindestrendite, die Investoren für das eingegangene Risiko erwarten, um Längen.
Quelle: InvestingPro
Das ist also echte Wertschöpfung für die Aktionäre.
ROIC: 32,8 % vs. WACC: 9,8 %
Noch spannender wird es beim Return on Invested Capital (ROIC) - also der Gesamtrendite, die Powell aus dem eingesetzten Gesamtkapital erzielt, unabhängig davon, ob das Kapital aus Eigen- oder Fremdmitteln stammt.
Der WACC (Weighted Average Cost of Capital) von 9,8 % ist die gewichtete Durchschnittsverzinsung, die Investoren (Eigen- und Fremdkapitalgeber) mindestens erwarten.
Quelle: InvestingPro
Powell erzielt also eine Kapitalrendite, die das geforderte Niveau um mehr als das Dreifache übersteigt. Das ist in der Industrie selten - und ein echtes Qualitätsmerkmal.
Kritisch mag der Blick auf die Earnings Yield und die Free Cash Flow Yield ausfallen: Während erstere bei soliden 7,9 % liegt, kommt letztere lediglich auf 2,3 %. Das ist an sich kein K.o.-Kriterium, sondern vielmehr ein Hinweis darauf, dass aktuell viel Kapital im Wachstum gebunden ist.
Quelle: InvestingPro
Die niedrige Cashflow-Rendite signalisiert nicht unbedingt Schwäche, sondern gezielte Reinvestitionen, etwa in neue Kapazitäten, Rechenzentren oder Großprojekte im Utilities-Segment.
Wenn diese Investitionen wie geplant Früchte tragen, sollte sich der Free Cash Flow mit etwas Verzögerung deutlich verbessern - was wiederum höhere Ausschüttungen oder eine Neubewertung der Aktie begünstigen könnte.
Zölle, Trump und Geopolitik: Wie Powell mit Risiken umgeht
Die Importzölle auf Stahl, und Aluminium sorgen bei Investoren wohl für etwas Bauchgrummeln. Doch Powell ist vorbereitet:
- Lokale Beschaffung: Über 47 % der Materialkosten stammen aus dem US-Binnenmarkt
- Flexible Lieferantenstruktur: Wechsel von kanadischem auf US-Aluminium möglich
- Preisanpassung: Zölle werden - wo nötig - an Kunden weitergegeben
CEO Brett Cope bestätigte im Earnings Call, dass es trotz geopolitischer Unsicherheiten keine Projektabsagen gab. Im Gegenteil: Kunden führen ihre Projekte planmäßig fort.
Natürlich ist auch das Rezessionsrisiko in den USA nicht zu unterschätzen. Mit den jüngsten „Zoll-Deals” ist dieses Risiko in den letzten Tagen jedoch wieder deutlich zurückgegangen.
Quelle: Kalshi
Quelle: The Daily Shot/Bofa
Ausblick: Nachfrage robust, Margen stark
Für das Gesamtjahr 2025 erwartet das Unternehmen, dass sich die Bruttomarge bei etwa 27,5 % einpendeln wird - konservativ angesetzt nach einem starken zweiten Quartal. Und auch wenn einzelne Projektverschiebungen kurzfristig auf den Umsatz drücken könnten, bleibt die mittel- bis langfristige Perspektive stark: LNG bleibt gefragt, Rechenzentren boomen, Versorger modernisieren Netze.
Setzt Powell seinen Wachstumskurs fort, hat mir das DCF-Modell von InvestingPro bei einem jährlichen Durchschnittswachstum von 7 %, einem von mir angepassten Exit Multiple von 2,0, einer Discount Rate von 9,8 % und einer von mir moderat nach unten gesetzten Tax Rate (möglicherweise durch Steuersenkungen durch Trump) ein Kursziel von 318 US-Dollar errechnet - das entspricht einem Potenzial von 74,4 %.
Quelle: InvestingPro
Der Durchschnittswert aller 13 für Powell Industries verfügbaren Pro-Modelle ergäbe einen Fair Value von 254,30 US-Dollar, was einem Renditepotenzial von rund 40 % entspräche.
Quelle: InvestingPro
Die Analysten-Coverage ist mit zwei Analysten recht dünn, was ich grundsätzlich als vorteilhaft sehe, da das Unternehmen somit nicht im Fokus einer breiten Anlagegemeinschaft steht.
Der jüngste Rücksetzer? Für mich persönlich eher eine Einladung als ein Warnsignal. Weitere Pullbacks in Richtung 125 US-Dollar plane ich weiterhin konsequent zu kaufen. Was meint ihr zu Powell Industries?
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Offenlegung: Ich bin selbst in Powell Industries investiert.