Investing.com - Der S&P 500 tauchte am Montag ab. Der übergroße Rückgang der Anleiherenditen trotz der hohen Inflation signalisierte frische Ängste über die Wachstumsaussichten angesichts der sich weiter ausbreitenden Delta-Variante.
"Wir stehen wohl am Beginn einer Stagflation, in der sich höhere Preise für die Verbraucher manifestieren, während sich gleichzeitig das Umsatzwachstum verlangsamt. Diese Erkenntnis führt bei vielen naturgemäß dazu, dass sie ein gewisses Risiko vom Tisch nehmen und in die Sicherheit gehen", sagte William A. Stack, Gründer von Stack Financial Services LLC in Salem, Missouri.
Der Verbraucherpreisindex per Berichtsmonat Juni lag 5,4 % über dem Vorjahresniveau. Das macht den stärksten Anstieg seit 2008, wie das US-Arbeitsministerium letzte Woche mitteilte.
Der S&P 500 fiel zum Wochenauftakt um 1,51 %, der Dow Jones Industrial Average gab um 2,09 % bzw. 726,34 Punkte ab und der Nasdaq 100 ging um 0,90 % zurück.
"Eine Vielzahl von Makro-Unsicherheiten steht jetzt im Fokus der Anleger, wie z.B. die Ausbreitung der Pandemie/Variante, die Reflation/Inflation, die Zukunft der Zentralbankpolitik, die Erträge und die geopolitischen Spannungen (zu beobachten gilt es die anhaltende Eskalation zwischen den USA und ihren Verbündeten gegen China)", so Mark Luschini, Chef-Anlagestratege bei Janney Montgomery Scott in einer Notiz.
Die Zahl der neuen Coronavirus-Fälle stieg am Sonntag in allen 50 Bundesstaaten den vierten Tag in Folge im rollierenden Sieben-Tage-Durchschnitt - so hoch sei die Zahl seit dem Anstieg im Frühjahr 2020 nicht mehr gewesen, sagte Stifel unter Berufung auf Daten der Johns Hopkins University.
Vor diesem Hintergrund haben sich die Wachstumsaussichten eingetrübt, was zu einem starken Rückgang der Treasury-Renditen führte und zyklische Aktien wie Finanzwerte und Energie unter Druck setzte.
Der Energiesektor (NYSE:XLE) sackte im Zuge des Rückgangs der US-Ölpreise um mehr als 4 % ab, nachdem sich die OPEC und ihre Verbündeten darauf geeinigt hatten, die Fördermenge anzuheben und das, obwohl die Delta-Variante des Coronavirus die Gesamtnachfrage in Frage stellt.
Die Ängste an der Wall Street wurden durch den Sprung des VIX - des sogenannten Angstindex - auf ein Zweimonatshoch unterstrichen.
Finanztitel (NYSE:XLF) gerieten unterdessen durch den Rückgang der US-Anleiherenditen unter Druck. Für die Zehnjahresrendite ging es unter 1,2 % und damit auf neue Mehrmonatstiefs.
Die Aktien von JPMorgan (NYSE:JPM), Goldman Sachs (NYSE:GS) und Bank of America (NYSE:BAC) lagen allesamt im Minus.
Sinkende Kapitalmarktzinsen schmälern die Nettozinsmarge der Banken - die Differenz zwischen den von den Banken erwirtschafteten Zinserträgen und den Zinszahlungen an ihre Kunden.
Auch Megacap-Technologiewerte blieben von dem Ausverkauf nicht verschont, schlugen sich aber im Vergleich zu den angeschlagenen zyklischen Werten etwas besser.
Facebook (NASDAQ:FB), die Google-Mutter Alphabet (NASDAQ:GOOGL), Apple (NASDAQ:AAPL), Microsoft (NASDAQ:MSFT) und Amazon (NASDAQ:AMZN).com standen mehr als 1 % tiefer.
Unter standen auch Reiseaktien. Die Titel von Fluggesellschaften (NYSE:JETS) und Kreuzfahrtschiffen gaben deutlich nach, da Befürchtungen über steigende Infektionen die Reisenachfrage gefährden.
United Airlines (NASDAQ:UAL), American Airlines (NASDAQ:AAL), Boeing (NYSE:BA) wurden besonders hart getroffen, letztere gaben um mehr als 5 % nach. Carnival (NYSE:CCL) (LON:CCL) stürzte um 6% ab.
Die Befürchtung, dass einige der im letzten Jahr erlassenen Beschränkungen zurückkehren könnten, erwies sich jedoch als Segen für die so genannten Stubenhocker-Aktien.
Teladoc (NYSE:TDOC) gewann fast 3 %, während Peloton (NASDAQ:PTON) und DoorDash (NYSE:DASH) 5 % zulegten. Zoom Video Communications (NASDAQ:ZM) bildete jedoch eine Ausnahme und fiel um etwa 3 %, nachdem das Unternehmen die cloudbasierte Contact-Center-Software Five9 (NASDAQ:FIVN) in einer reinen Aktientransaktion gekauft hatte, die das Unternehmen mit 14,7 Milliarden Dollar bewertete.