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VORSCHAU-Die Uhr tickt - Deutsche Bank feilt an ihrer Strategie

Veröffentlicht am 17.09.2017, 12:01
© Reuters. A vintage clock with the logo of Deutsche Bank is pictured outside the bank's branch in Wiesbaden
DBKGn
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- von Andreas Framke und Hans Seidenstuecker

Frankfurt (Reuters) - Deutsche-Bank-Chef John Cryan ist zwar zusammen mit Oberaufseher Paul Achleitner der Gastgeber – doch die jährliche Strategiesitzung von Vorstand und Aufsichtsrat am Montag und Dienstag dürfte für den Briten kein Heimspiel werden.

Dieses Mal treffen sich die Top-Manager in Berlin. Obwohl kaum jemand nach den Eruptionen und Umbauarbeiten der vergangenen Jahre den großen Wurf erwartet, beobachten viele das Treffen mit Argusaugen. Denn auch mehr als zwei Jahre nach seinem ersten Arbeitstag ist es Cryan nach Ansicht vieler Investoren nicht gelungen, das von Skandalen schwer gebeutelte größte deutsche Geldhaus mit seinen knapp 100.000 Mitarbeitern wieder als Flaggschiff der heimischen Finanzwirtschaft in den Wind zu stellen.

Und der bläst Cryan derzeit voll ins Gesicht: "Wir müssen Fortschritte sehen, sonst wird die Bank unglaubwürdig", sagt ein großer Investor, der nicht namentlich genannt werden will. Zwar habe Cryan die Kosten gesenkt, Rechtsstreitigkeiten abgearbeitet und das Verhältnis zu Aufsehern und Politik verbessert. Aber auf der Ertragsseite hinkt die Bank ihren Konkurrenten in Europa und den USA teils weit hinterher. Auch das dritte Quartal, über das sie Ende Oktober berichten wird, dürfte wenig Grund zur Freude bieten. In den zurückliegenden Tagen haben bereits einige der großen US-Banken über die Schwäche ihres Handelsgeschäfts geklagt. Für die Deutsche Bank (DE:DBKGn), deren Ertrag stark vom Geschäft an den Anleihemärkten abhängt, sind das keine guten Nachrichten.

"CRYAN KANN NICHT ZAUBERN"

© Reuters. A vintage clock with the logo of Deutsche Bank is pictured outside the bank's branch in Wiesbaden

Doch genau solche sind nötig, damit Großaktionäre wie der chinesische Mischkonzern HNA oder die Herrscherfamilie des Emirates Katar nicht die Geduld verlieren – mit der Bank und mit deren Chef. Zwar ist auch unter Anlegern klar, dass man keine Wunderdinge erwarten darf. "Cryan kann nicht zaubern", betont etwa ein großer Aktionär. Aber viele wollen nun Erfolge sehen, sei es bei der Integration der Postbank oder dem Börsengang der Vermögensverwaltung. Der Druck ist hoch: In den Medien lassen sich manche schon mit Abgesängen auf Cryan zitieren. Zu tief sitzt der Schock, dass die Bank vor einem Jahr zum Spielball der Spekulanten wurde, nachdem durch eine Indiskretion eine 14 Milliarden schwere Strafforderung der US-Behörden bekanntgeworden war, die das Institut ins Wanken hätte bringen können.

Die Strafe fiel am Ende deutlich niedriger aus. Spätestens seit jenen Tagen ist den Deutschbankern allerdings bewusst, dass ihr fast 150 Jahre altes Institut verwundbarer ist, als sie es lange wahrhaben wollten. Wie verwundbar zeigt allein schon der Blick auf den geschrumpften Börsenwert. Eine neue Führungskrise will das Frankfurter Geldhaus unbedingt vermeiden. "Sollte Cryan, den viele ohnehin nur als Übergangschef sehen, früher gehen müssen als geplant, wäre das wirklich, wirklich ein ernstes Problem", sagt ein langjähriger Vorstand einer anderen großen deutschen Bank, der ungenannt bleiben will.

Doch die Uhr tickt. Längst sind mit Privatkundenchef Christian Sewing und Marcus Schenck, dem oberstem Investmentbanker und Leiter der Firmenkundensparte, zwei Kronprinzen installiert. Der Vertrag des 57-jährigen Cryan läuft noch bis 2020. Wenn sich die Erträge nicht bald bessern, wird die Geduld der Aktionäre womöglich nicht so lange halten. Für den Bankchef geht es also in den kommenden Tagen nicht nur um die Strategie des Geldinstituts, sondern auch um seine eigene berufliche Zukunft. Hinter verschlossenen Türen wird er den Aufsichtsräten erklären müssen, wie er die Bank auf Kurs bringen will. Weitere Umdrehungen an der Kostenschraube sind nach Einschätzung eines der größten Einzelaktionäre keineswegs ausgeschlossen. Denn: "Viele Pfeile hat die Bank nicht mehr im Köcher."

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