Frankfurt, 16. Okt (Reuters) - Österreichs Notenbank-Chef Robert Holzmann fordert mehr Einfluss der nationalen Zentralbanken auf die geldpolitischen Entscheidungen der EZB unter deren künftiger Präsidentin Christine Lagarde. "Ich erwarte, dass Lagarde einen Prozess in der EZB startet, der die nationalen Notenbanken stark einbinden wird", sagte Holzmann dem "Handelsblatt" laut Vorabbericht vom Mittwoch. Seinen Worten zufolge ist die Führung der Europäischen Zentralbank (EZB) dank günstiger Rahmenbedingungen im Vorteil. Die Macht der EZB beruhe in hohem Maße auf der Fähigkeit, mit ihren vielen Mitarbeitern in Frankfurt viele Papiere zu produzieren. Selbst für mittelgroße Notenbanken sei es unmöglich, alle EZB-Kommissionen personell zu bestücken.
Das EZB-Ratsmitglied fordert einen grundlegenden Kurswechsel der EZB. "Ich plädiere dafür, zu überprüfen, ob das bisherige Paradigma der EZB noch richtig ist", sagte Holzmann. Er sei überzeugt, dass negative Zinsen keine nachhaltige Politik seien. Holzmann rechnet zudem mit einer Überarbeitung des Inflationsziels. "Die Revision des Inflationsziels wird stattfinden," sagte er. Die EZB strebt mittelfristig knapp zwei Prozent Teuerung als Optimalwert für die Wirtschaft an, verfehlt dieses Ziel aber bereits seit Jahren.