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ROUNDUP/Aigner: Deutsche Bank muss im Libor-Skandal reinen Tisch machen

Veröffentlicht am 23.07.2012, 20:12
BERLIN/FRANKFURT (dpa-AFX) - Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) hat die Deutsche Bank aufgefordert, ihre Rolle im Libor-Skandal um Zinsmanipulationen umfassend aufzuklären. 'Die Deutsche Bank muss reinen Tisch machen, und zwar schnell. Die Vorwürfe sind schwerwiegend', sagte Aigner dem 'Handelsblatt' (Dienstag). Sie begrüße deshalb, dass die Aufsichtsbehörde Bafin eine Sonderprüfung eingeleitet habe. Zuvor hatte das 'Handelsblatt' berichtet, der Libor-Skandal werde die Bilanz der Deutschen Bank belasten. Angesichts möglicher Strafen werde bereits über die Höhe von Rückstellungen beraten.

Wenn Zinssätze von Banken manipuliert würden, um ihre Handelsgewinne zu steigern, sei das grundsätzlich ein Skandal, sagte Aigner. 'An Interbankenzinssätzen hängen Finanzprodukte mit einem Wert von etlichen Billionen Dollar - auch Sparkonten, Geldmarktfonds und Kredite. Es kann nicht sein, dass am Ende auch die Verbraucher die Rechnung dafür bezahlen sollen, dass einige skrupellose Händler die Zinssätze manipulierten.'

Neben Aigner forderten mehrere CDU-Politiker Aufklärung durch Deutsche-Bank-Chef Anshu Jain: 'Es muss vollständig und zügig aufgeklärt werden, inwieweit deutsche Institute an den Zinsmanipulationen beteiligt waren. Hier sehe ich insbesondere auch den Chef der Deutschen Bank in der Verantwortung', sagte Klaus-Peter Flosbach, finanzpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

Die Chefin der Finanzaufsicht Bafin, Elke König, hatte in einem Interview mit dem 'Spiegel' Banken aufgefordert, 'für eventuelle Schäden angemessene Rückstellungen' zu bilden. Der Liborsatz wird von Banken ermittelt und genutzt, wenn sie sich untereinander Geld leihen. Zahlreiche Großbanken sollen zwischen 2005 und 2011 Versuche unternommen haben, diesen Satz zu manipulieren.

Laut 'Handelsblatt' wird bei der Deutschen Bank in Vorstand und Aufsichtsrat bereits um die Höhe von Rückstellungen gerungen. Es gehe um einen Betrag zwischen 300 Millionen und einer Milliarde US-Dollar. Analysten von Morgan Stanley hatten zuletzt errechnet, dass der Deutschen Bank Strafen von insgesamt 1,04 Milliarden Dollar drohen könnten. Die Summe würde nach der Berechnung der Experten das Ergebnis der Bank 2013 und 2014 um fünf Prozent nach unten drücken.

Bisherige Erkenntnisse deuteten darauf hin, dass einzelne Mitarbeiter aus eigener Profitgier in die Manipulationen verwickelt waren, hieß es in Finanzkreisen. Die Deutsche Bank habe sich bereits im vergangenen Jahr von zwei Händlern getrennt.

Dagegen wurde die seit Juni laufende Diskussion über die Manipulationen des in London ermittelten Zinssatzes Libor dadurch befeuert, dass die britische Großbank Barclays offenbar von höchster Stelle angeordnet hatte, geschönte Angaben bei der Libor-Stelle zu machen. Ende Juni hatte die Bank deshalb eine Strafe von 290 Millionen Pfund akzeptiert. Größer als die Gefahr möglicher Strafzahlungen könnte für die Deutsche Bank das Risiko durch Schadenersatzforderungen privater Klägern werden. So hat sich die Privatbank Metzler einer Sammelklage in den USA angeschlossen./hgo/enl/he

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