Berlin, 06. Mai (Reuters) - Weniger neue Projekte, aber dafür Rekordvolumen und viele Jobs: Deutschland steht trotz Corona-Pandemie bei ausländischen Investoren hoch im Kurs. Insgesamt siedelten sich im vergangenen Jahr 1684 Unternehmen hierzulande an, wie aus Daten der bundeseigenen Wirtschaftsfördergesellschaft Germany Trade & Invest (GTAI) hervorgeht. Das waren zwar neun Prozent weniger als 2019 und die niedrigste Zahl seit 2014. "Doch gleichzeitig kommen sehr viele große Investitionsvorhaben nach Deutschland", sagte GTAI-Geschäftsführer Robert Hermann am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Dadurch blieb die Zahl der angekündigten neuen Jobs mit 35.000 hoch: Es ist der bislang zweithöchste Wert überhaupt. Die angekündigten Investitionssumme verdoppelte sich sogar im Vergleich zu 2019 auf den Rekordwert von 10,4 Milliarden Euro.
Zu den Großinvestoren gehören beispielsweise die chinesische Honeycomb Energy Technology, die zwei Milliarden Euro in die Batteriefertigung im Saarland steckt und dabei 2000 Jobs schaffen will. Der Autobauer Stellantis, der aus der Fusion der französischen Opel-Mutter PSA Peugeot (PA:PEUP) und dem Fiat-Chrysler-Konzern hervorgegangen ist, wiederum will in Kaiserslautern einen Milliardenbetrag in die Batteriefertigung stecken, was ebenfalls etwa 2000 neue Arbeitsplätze bringen soll. Das Schweizer Unternehmen Meyer Burger (DE:LPKG) plant mir mehr als 700 Millionen Euro in Bitterfeld für die Produktion von Solarzellen, was bis zu 3000 neue Stellen schaffen soll.
"Deutschland hat vorangegangene Krisen wie die Finanzkrise erfolgreich gemeistert, weshalb viele Investoren trotz Corona auf den Standort setzen", sagte Hermann. "Wir rechnen zudem damit, dass nach Pandemie-Ende viele Projekte nachgeholt werden. Aufgeschoben ist schließlich nicht aufgehoben." Fast jedes fünfte der Unternehmen nutze Deutschland als Produktions- und Forschungsstandort. Auch das belege die Attraktivität des Standortes.
Wichtigster ausländischer Investor blieben erneut die USA: Von dort kamen allein 254 Projekte. Auf Platz zwei folgen unverändert die Schweiz (219), gefolgt von China (170) und Großbritannien (103). Seit 2016, dem Jahr des Brexit-Referendums, waren die britischen Neuansiedlungen in Deutschland gestiegen und nun erstmals zurückgegangen.