Der Energieversorger Uniper (ETR:UN01) (WKN: UNSE01) steckt in einer tiefen Krise. Er importiert große Mengen an russischem Erdgas und besitzt auch weiterhin laufende Verträge, die bis Mitte der 2030er-Jahre laufen.
Uniper ist von russischem Erdgas abhängig Die starke Abhängigkeit von nur einem Lieferanten wird nun Deutschland und Uniper zum Verhängnis. Russland hält sich infolge der Kriegsbeteiligung westlicher Länder nicht mehr an Verträge und hat seine Erdgas-Liefermengen auf nur noch 40 % der zugesicherten Mengen reduziert. Bei einer weiteren Eskalation könnte es den Gashahn aber auch ganz zudrehen.
Deutschland verfügt hingegen nach wie vor nicht über genügend alternative Quellen. Zudem heizt etwa die Hälfte aller Haushalte mit Erdgas.
Uniper muss nun die fehlenden Erdgasmengen durch teure Zukäufe zu Marktpreisen ausgleichen. Der Konzern hätte nur dann eine Chance, wenn er alle Kosten an den Endkunden weitergeben könnte, was nach heutigem Stand ab Oktober 2022 beginnt. Doch diese Kosten werden viele Menschen aufgrund der ohnehin schon hohen Mieten und im Verhältnis niedrigen Löhne kaum noch stemmen können. Der europäische Erdgaspreis hat sich seit Anfang 2021 mehr als verachtfacht.
Aktien fallen trotz Rettungspaket Uniper-Aktien brechen heute (22.07.2022) trotz eines staatlichen Rettungspakets um 29,66 % ein, was in der Regel kein gutes Zeichen ist. Es bedeutet, dass Investoren den Maßnahmen wenig Vertrauen schenken. Uniper könnte am Ende trotzdem scheitern.
Der Bund (Steuerzahler) beteiligt sich für 267 Mio. Euro zu 30 % an dem Versorger (NYSE:XLU). Die KfW-Kreditlinie wird auf 9 Mrd. Euro erhöht. Weitere 7,7 Mrd. Euro fließen dem Unternehmen über ein Pflichtwandel-Instrument zu.
Doch selbst diese Summen helfen nur kurzfristig. Es droht die völlige Verstaatlichung. Uniper versorgt viele Stadtwerke und Kommunen, die bei Kostenweitergabe nun bald ebenfalls in große Schwierigkeiten geraten. Am Ende zahlt der Bürger die Rechnung der politischen Entscheidungen.
Uniper besitzt an der Börse nur noch einen Wert von 2,77 Mrd. Euro (22.07.2022). Die nun investierten Summen decken die bisher aufgelaufenen Verluste, stehen aber in keinem Verhältnis zum Unternehmenswert.
Aktuell besteht wenig Hoffnung Die Aktien könnten sich zukünftig nur erholen, wenn auch die Eskalationsspirale endet. Infolgedessen würde der europäische Erdgaspreis einbrechen und somit die Kosten für Uniper und die Bürger sinken. Früher oder später könnte es dazu kommen, doch aktuell scheint auf beiden Seiten der Schmerz noch nicht groß genug zu sein.
Uniper möchte Gazprom (MCX:GAZP) wegen Vertragsbruchs verklagen und fordert Schadenersatz. Doch da sich der Öl- und Gaskonzern in staatlicher Hand befindet, ist kaum mit Ausgleichszahlungen zu rechnen.
Vieles hängt natürlich von der weiteren Politik ab, aber derzeit gibt es für Uniper eher wenig Hoffnung.
Der Artikel Uniper-Aktie: Rette sich, wer kann! ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2022