Zürich, 10. Aug (Reuters) - Die Schweizer Börse hat am Mittwoch nur vorübergehend an die Erholung vom Vortag anschliessen können und ist im späten Geschäft im Einklang mit andern Aktienmärkten tief ins Minus gerutscht. Händler sagten, die Beruhigungspille der US-Notenbank habe nicht lange gewirkt. Das Bekenntnis der Fed, wegen der Gefahr eines Rückfalls in die Rezession bis mindestens Mitte 2013 ihre Nullzinspolitik fortzuführen, habe die Konjunktursorgen angeheizt. Gerüchte über eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit Frankreichs schürten die Nervosität der Anleger zusätzlich. "Die anfängliche Erleichterung machte einer kompletten Risikoaversion Platz", sagte ein Händler. Auch die Ankündigung der Schweizerischen Nationalbank (SNB), wegen der Frankenstärke die Geldschleusen weit zu öffnen, brachte keine Unterstützung.
Der Leitindex SMI , der anfangs bis auf 5112 Zähler gestiegen war, stürzte 4,1 Prozent auf 4792 Punkte ab - das Niveau von März 2009. Der SMI hat seit Ende Juli mehr als 16 Prozent eingebüsst. Der breite SPI verlor 3,8 Prozent auf 4395 Zähler.
Mit fast elf Prozent Abschlag verbuchten die Aktien des Personalvermittlers Adecco unter den Bluechips den grössten Kurseinbruch. Der Weltmarktführer enttäuschte mit den Bruttomargen, wie es hiess. Der Gewinn stieg im zweiten Quartal um 45 Prozent auf 141 Millionen Euro und der Umsatz um wuchs um elf Prozent auf 5,17 Milliarden Euro.
Nestle legte ein Ergebnis vor, das den Analysten gefiel. Zwar wies der Lebensmittelkonzern wegen des starken Frankens einen leicht tieferen Halbjahresgewinn von 4,7 Milliarden Franken aus, wuchs unter Ausschluss von Wechselkurs- und Akquisitionseffekten aber überraschend stark und zeigte sich für den Rest des Jahres optimistischer. Die Aktien verlor dennoch 2,9 Prozent. "In einem solchen Umfeld bringt das alles nichts", sagte ein Händler.
Dem negativen Branchentrend nicht entziehen konnten sich die Finanztitel. Die Aktien der Grossbank Credit Suisse sanken um 3,5 Prozent und die von Konkurrent UBS fielen um 5,4 Prozent. Auch Versicherer verloren markant. Zurich lagen am Tag vor dem Zwischenbericht 3,7 Prozent im Minus.
Die Papiere der Bank Vontobel schlossen unverändert. Der Vermögensverwalter verdiente im ersten Halbjahr aufgrund des starken Frankens zwar weniger, schlug mit einem Reingewinn von 78,1 Millionen Franken die Markterwartungen aber.
Auch die Aktien von zyklischen Firmen, die am Morgen noch von Schnäppchenjägern hochgetrieben worden waren, wurden schlussendlich wieder auf den Markt geschmissen. ABB , Richemont oder Swatch gaben kräftig nach. (Reporter: Rupert Pretterklieber; redigiert von)