Investing.com – Die diesjährige Aktionärsversammlung von Berkshire Hathaway (NYSE:BRKa) am vergangenen Wochenende war nichts weniger als ein historischer Moment: Der legendäre US-Investor Warren Buffett kündigte an, die Führung seiner Holding nach mehr als einem halben Jahrhundert abzugeben. Er werde dem Verwaltungsrat vorschlagen, seinen designierten Nachfolger Greg Abel zum Jahresende auf den Spitzenposten zu befördern. „Die Zeit ist gekommen“, sagte der 94-Jährige in seiner Heimatstadt Omaha. Experten zeigten sich von dem Schritt an sich wenig überrascht, doch mit diesem Zeitpunkt hatte außerhalb von Buffetts Familie wohl niemand gerechnet.
Buffett, der mit dann 95 Jahren und einer Bilanz wie kein anderer geht, hat in sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway „alle Finanz- und Wirtschaftskrisen gemeistert und alle Chancen genutzt“, schrieb Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg. Ein Beweis für seinen Erfolg ist eine Zahl: Die Berkshire-Aktie ist heute mit über 800.000 US-Dollar die teuerste Aktie der Welt.
Die Übergabe an Greg Abel
Greg Abel, der seit 1999 bei Berkshire tätig ist und 2018 die Verantwortung für das Geschäft außerhalb der Versicherungen übernahm, wird sich unweigerlich an der Erfolgsbilanz von Buffett messen lassen müssen. Der 62-jährige Energie-Manager wurde bereits vor Jahren als Buffetts Wunschnachfolger benannt.
Buffett selbst will jedoch nicht ganz Abschied nehmen. Er kündigte an, weiterhin als Berater zur Verfügung zu stehen, obwohl Abel die Entscheidungen treffen werde. „Ich werde vermutlich trotzdem ins Büro gehen“, sagte Buffett dem Sender CNBC.
Die Ankündigung seines Abschieds hatte Buffett sich für den Abschluss seiner 60. Aktionärsversammlung aufgehoben. Die rund 40.000 Teilnehmer in der Halle von Omaha würdigten ihn mit minutenlangem Applaus. Nur seine beiden Kinder hatte er vorab von seiner Absicht informiert – Abel selbst wurde erst während der Veranstaltung offiziell benannt.
Eine einzigartige Erfolgsgeschichte
Berkshire Hathaway war ursprünglich eine kleine Textilfirma, die Buffett in den 1960er Jahren kaufte und in eine erfolgreiche Investmentgesellschaft verwandelte. Sein Gespür für gute Geschäfte sorgte dafür, dass Berkshires Investitionen in verschiedene Unternehmen sich über die Jahre deutlich besser entwickelten als der Aktienmarkt im Durchschnitt. Von 1964 bis 2024 sei der Börsenwert pro Aktie um 5.502.284 Prozent gestiegen, heißt es im jüngsten Jahresbericht.
Die Investment-Philosophie dahinter ist einfach: Bei aussichtsreichen Unternehmen zu guten Preisen einzusteigen. Buffett, der als „Orakel von Omaha“ Kultstatus genießt, hat mit dieser Strategie Generationen von Anlegern inspiriert. Die Aktionärstreffen von Berkshire werden oft als „Woodstock für Kapitalisten“ bezeichnet, in Anlehnung an das legendäre Musikfestival 1969.
Beteiligungen quer durch die Wirtschaft
Berkshire Hathaway hält ein breit diversifiziertes Portfolio aus Beteiligungen an verschiedenen Unternehmen. Dazu gehören der Versicherer Geico, die Eisenbahngesellschaft BNSF, die Fast-Food-Kette Dairy Queen, der Pralinen-Anbieter See’s Candies und der Batteriehersteller Duracell. Zudem hält die Holding Anteile an großen Unternehmen wie Apple (NASDAQ:AAPL) und Coca-Cola (NYSE:KO). Apple-Chef Tim Cook war am Samstag in Omaha dabei.
Kritik an Trumps Zollpolitik
Bei der Aktionärsversammlung kritisierte Buffett die Zollpolitik von Donald Trump, allerdings ohne den Präsidenten beim Namen zu nennen. „Handel sollte keine Waffe sein“, sagte er. Die USA sollten mit anderen Länder handeln – und wenn der Rest der Welt reicher werde, „wird das nicht auf unsere Kosten sein“, sondern werde auch Amerika reicher machen.
Buffett hatte einst selbst Importzertifikate vorgeschlagen, um das Handelsdefizit zu senken. Der Gedanke war, dass Unternehmen für Ausfuhren aus den USA Importrechte erhalten, die sie dann an andere Firmen verkaufen können. Er räumte ein, dass diese Idee nicht populär gewesen sei, warnte die USA jedoch davor, den Rest der Welt gegen sich aufzubringen.
Ein üppiges Geldpolster für Abel
Greg Abel wird ein üppiges Geldpolster für Investitionen hinterlassen: Die Geldreserven von Berkshire haben inzwischen fast 350 Milliarden Dollar erreicht. Buffett sagte in den vergangenen Jahren wiederholt, dass er keine passenden Deal-Gelegenheiten im Markt sehe. Abel betonte in Omaha, dass sich die Investment-Ansätze unter seiner Führung nicht ändern würden.
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Die Frage, die alle Anleger beschäftigt, ist: Was plant Buffett mit seiner enormen Liquidität? Wird er in neue Branchen investieren, bestehende Positionen ausbauen oder auf weitere Marktabschwünge warten?
Die Antwort darauf wird spätestens am 15. Mai bekannt werden. An diesem Tag muss Berkshire Hathaway sein Portfolio für das erste Quartal 2024 im Rahmen des sogenannten 13F-Formulars bei der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC einreichen. Dieses Dokument gibt Aufschluss über alle Käufe, Verkäufe und Anpassungen im Portfolio des Unternehmens.
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Fazit: Das Ende einer Ära – und der Beginn einer neuen
Der Abschied von Warren Buffett stellt das Ende einer Ära dar, die von beispiellosem Erfolg geprägt war. Greg Abel tritt in große Fußstapfen, doch die Grundlagen für die Zukunft von Berkshire Hathaway sind gelegt. Mit einer klaren Strategie, einem diversifizierten Portfolio und einem beeindruckenden Cash-Polster steht das Unternehmen gut da, um auch in den kommenden Jahrzehnten erfolgreich zu sein.
Für Anleger bleibt die Frage: Wird Abel Buffetts Erbe fortführen können? Die Antwort wird die Zeit bringen – doch eines ist sicher: Die Welt wird die nächsten Schritte von Berkshire Hathaway genau beobachten.