Investing.com - Ein kritischer Shortseller-Bericht zu Plug Power (NASDAQ:PLUG) hat Wasserstoff-Aktien am Mittwoch stark unter Druck gebracht. FuelCell Energy (NASDAQ:FCEL) und Plug Power gingen mit Abschlägen von 7,5 Prozent bzw. 6 Prozent aus dem Handel und zogen sich damit von ihren jüngsten Mehrjahreshochs zurück. Auch Ballard Power-Aktien (NASDAQ:BLDP) gaben nach.
Am Mittwochabend bezeichnete der Shortseller Kerrisdale Capital Plug Power-Aktien als komplett überbewertet: "Wir sind short auf Aktien von Plug Power, einem 40 Milliarden Dollar schweren Anbieter von Wasserstoff-Brennstoffzellenlösungen, der im Jahr 2020 gerade einmal 300 Millionen Dollar Umsatz generieren dürfte und zum 40-fachen seiner eigenen aggressiven Umsatzprognose für 2024 gehandelt wird", hieß es in der Studie mit dem Titel „Pulling the PLUG on this Fool-Cell Maker“.
Auch die zuletzt eingegangenen Partnerschaften von Plug Power mit der südkoreanischen SK Group und dem französischen Autobauer Renault (PA:RENA), die an der Börse gefeiert wurden, bekamen ihr Fett weg: "Beide Partnerschaften sollten eher als Zeichen der Schwäche und nicht der Stärke verstanden werden", so Kerrisdale Capital.
In der Folge hat die Investmentfirma Plug Power-Aktien für 200 Millionen Dollar shortet, verkündete Kerrisdale Capital auf Twitter per Tweet. Die Position wurde bereits in der vergangenen Woche eingegangen.
An der Börse reagierten die Anleger auf Kerrisdales Tweet mit heftigen Gewinnmitnahmen. Zwischenzeitlich sackten die Aktien von Plug Power und FuelCell um bis zu 10 Prozent ab, bevor sie sich wieder stabilisierten. Ballard Power, ein in Kanada ansässiger Entwickler von Protonenaustauschmembran (PEM)-Brennstoffzellenprodukten, grenzte seine Kursverluste ein und so stand am Ende des Tages lediglich ein Minus von 1,67 Prozent zu Buche.
Neben den inzwischen hoffnungslos überbewerteten Aktien von Plug Power, stört sich Kerrisdale Capital aber auch an dem allgemeinen Hype um das Thema Wasserstoff.
Der Investmentfirma zufolge schätzen „naive uniformierte Investoren die Aussichten der 'Wasserstoffwirtschaft' oder die Idee, dass Wasserstoff und die damit betriebenen Brennstoffzellen (BZ) ein wesentlicher Faktor für den Übergang weg von fossilen Brennstoffen hin zu 'grüner' Energie sein werden", komplett falsch ein.
Laut den Short-Sellern sei das "alles nur ein Hirngespinst, denn 'grüner' Wasserstoff ist zu teuer und zu ineffizient, um ihn zu produzieren, zu speichern, zu transportieren und zu verbrennen."
Auch andere Analysten äußern sich kritisch über die ihrer Meinung nach zu hohen Kurse der Wasserstoff-Aktien wie Plug Power und Nel ASA (OL:NEL). Torsten Ewert von Stockstreet sagt in seiner Kolumne auf Investing.com mit dem Titel 'Überbewertung, Übertreibung oder Blase?': "Beide Unternehmen weisen bisher nur Verluste aus. Ihre Bewertung beträgt das 60-Fache (Nel) bzw. das 37-Fache (Plug Power) der Umsätze. Faire Werte für diese Kennzahl liegen im niedrigen einstelligen, bei Wachstumsunternehmen auch mal im oberen einstelligen Bereich. Beide Aktien sind also hoffnungslos überbewertet."
Ihm zufolge sei das Zukunftspotenzial, das die Anleger den beiden Unternehmen mit den aktuellen Kursen zumessen, "völlig unrealistisch". Dazu müsse man auch kein Wasserstoffexperte sein, fügte Ewert hinzu. "Es reicht, sich klarzumachen, dass beides Industrieunternehmen sind. Sie produzieren Geräte und Anlagen. Dazu benötigen sie Rohstoffe und Fertigungsanlagen – und zwar umso mehr, je mehr sie produzieren wollen."
Bei anderen Analysten sind die mahnenden Worte von Kerrisdale Capital und Stockstreet noch nicht angekommen. Insgesamt verzeichnet das Analyseportal TipRanks zurzeit zurzeit 11 Anlageurteile zu Plug Power. Davon lauten 10 "Kaufen". Ein Analyst empfiehlt Anlegern, Plug Power-Papiere zu halten, niemand rät zum Verkauf. Ungewöhnlich ist das nicht. Denn die extrem gestiegenen Kurse machen es den meisten Sell-Side-Analysten unmöglich, gegen den Konsens zu handeln.
GMO-Gründer Jeremy Grantham sagte Anfang des Jahres in einer Notiz: "Warten Sie bloß nicht darauf, dass die Analysten von Goldman und Morgan Stanley (NYSE:MS) bärisch werden: Das wird niemals passieren. Für sie wäre das eine fürchterlich unwirtschaftliche Wette. Profitabel und risikomindernd für Kunden, ja, aber kaufmännisch unprofitabel für Berater. Ihre Strategie ist klipp und klar: Sei immer extrem bullish. Das ist gut fürs Geschäft und intellektuell anspruchslos. Die meisten Anleger ziehen den Optimismus einer realistischen Einschätzung vor."
Und zum Abschluss noch ein Zitat der Investmentlegende Warren Buffett, das sich Hobby-Trader ausdrucken und an ihren Bildschirm aufhängen sollten, wenn sie in einer Aktie auf Gewinne von mehr als 900 Prozent sitzen und am Ende dann womöglich doch mit leeren Händen dastehen, weil die Gier das Gehirn beherrscht.
"Sei ängstlich, wenn andere gierig sind und sei gierig, wenn andere ängstlich sind."