Investing.com - Während die üblichen Verdächtigen ein düsteres Szenario für den Aktienmarkt skizzieren, heben andere die positiven Faktoren hervor, die die Kurse im S&P 500, Dow Jones und Nasdaq bald wieder steigen lassen könnten.
Christopher Harvey, ein Aktien-Stratege bei Wells Fargo (NYSE:WFC) und einer der meistbeachteten Experten an der Wall Street, sieht zwei kurzfristige positive Impulsgeber, die den Aktienmarkt nach oben treiben könnten.
Zum einen könnte der Juni-Verbraucherpreisindex, der Mitte Juli zur Veröffentlicht ansteht, geringer ausfallen als vom Markt erwartet. Zweitens ist es denkbar, dass sich Russland und die Ukraine endlich an den Verhandlungstisch setzen, um den Krieg zu beenden. Und schließlich könnte ein "... viel erwarteter Markt-'Washout' einen nachhaltigeren Aufwärtstrend anstoßen“.
Dennoch rät Harvey zur Vorsicht: "Der Markt dürfte sich nicht erholen, solange er nicht der Ansicht ist, dass die Fed von einer Straffung um 50 bis 75 Basispunkte zu einer eher nüchternen Anhebung um 25 Basispunkte übergehen wird."
In Folge der höchsten Inflation seit 40 Jahren hat die US-Notenbank Fed ihren Leitzins in diesem Jahr bereits drei mal um insgesamt 150 Basispunkte auf eine Spanne von 1,50 bis 1,75 Prozent angehoben. Auf der Juli-Sitzung soll ein weiterer Zinsschritt um entweder 50 oder 75 Basispunkte folgen.
Den Höchststand des Leitzinses sieht die Fed im Jahr 2023 bei 3,8 Prozent. Erst dann würde der Zins nach Einschätzung der Fed die Kern-PCE-Rate übersteigen, die den Fed-Prognosen zufolge dann auf 2,7 Prozent sinken würde.
"Wir glauben, dass die Marktteilnehmer eine Abschwächung der hawkishen Haltung der Fed als positiv ansehen würden. Für diejenigen, die sagen, dass die Talsohle am Aktienmarkt nicht erreicht werden kann, bevor wir nicht wissen, wo der Gipfel bei den Zinssätzen liegt, würde ein solcher Schritt endlich Klarheit schaffen. Wenn die nächsten drei Zinsschritte 75, 50 und 25 Basispunkte betrügen, läge der Leitzins bei 3,00 Prozent bis 3,25 Prozent - oder sehr nahe an der aktuellen 2-jährigen Anleiherendite. Die letzten beiden Zinserhöhungszyklen endeten, als die Fed Funds und die 2-Jahres-Verzinsung ähnlich hoch waren", so Harvey in einer Kundenmitteilung.
Andererseits könnte der Aktienmarkt seine Talfahrt unnachgiebig fortsetzen, wenn die Gewinnprognosen für das zweite Quartal "schwach" ausfallen und die 2-jährigen Anleiherenditen auf über 3,5 Prozent hochschießen.
Alles in allem sollten sich die Anleger auf einen hochvolatilen Börsen-Sommer einstellen.
"Wir rechnen in diesem Sommer mit signifikanter Volatilität, mit 'atemberaubenden' Short-Cover-Rallyes, gefolgt von konjunkturell bedingten Markteinbrüchen", so Harvey weiter.